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Gelesen: Daytime Shooting Star

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Na toll! Suzume muss ihre ganzen Freunde verlassen und nach Tokyo ziehen und das bloß, weil ihr Vater einen neuen Job hat. Jetzt wohnt sie also bei ihrem Onkel, den sie so gut wie gar nicht kennt, in einer Stadt, in der sie sich nicht auskennt, und hat keine Freunde, die ihr helfen. Es ist eigentlich zum Heulen. Der einzige nette Mensch derzeit ist der große, dunkelhaarige Typ, der ein Freund ihres Onkels zu sein scheint. Bis sich rausstellt, dass er auch an ihrer neuen Schule ist - als ihr Klassenlehrer. (Quelle: Kazé)

Meine Meinung:

Handlung:

Auf den ersten Blick mag die Geschichte nicht wirklich überraschen. Ein Mädchen vom Lande kommt in die große Stadt Tokyo, muss ganz von vorne anfangen und hat damit wirklich ziemliche Probleme. Es fällt ihr im ersten Band recht schwer Freunde zu finden, alles ist neu und ungewohnt und sie wünscht sich, wieder Zuhause sein zu können. Wäre da nicht ihr Lichtblick der Typ namens Satsuki Shishio, der ihr das Leben versüßt. Und wäre da nicht noch die Tatsache, dass dieser ausgerechnet ihr Klassenlehrer ist. Diese Art von Konflikt haben wir so oft und immer ist es total überraschend, dass sich ein junger, hübscher Mann als Lehrer entpuppt, mit dem man auf keinen Fall als Schülerin eine Beziehung haben darf. Diese Prämisse bringt so viele vorhersehbare Wendungen, dass man den Manga durchweg jetzt nicht unbedingt also sehr spannend beurteilen kann.

Für jeden sollte klar sein, dass die beiden nicht sofort eine Beziehung anfangen können, dass es Probleme mit sich bringt, wenn man dann doch eine Beziehung hat, aber diese geheim halten muss. Doch bevor ich mich mit den Beziehungen näher befasse, möchte ich euch einen Überblick über die wichtigsten Aspekte in dem Manga bieten und bewerten. Außerdem möchte ich auch in dieser Rezension klären inwieweit der Manga es erfolgreich schafft zwischen Klischees aber auch unerwarteten Wendungen etwas doch Spannendes und Abwechslungsreichendes zu schaffen.

Ich beginne mit dem Aspekt, dass nicht nur die Liebe thematisiert wurde, sondern gleichfalls auch Freundschaft eine wichtige Rolle spielte, wie man an Daiki und Suzume sehen konnte. Die beiden sind sowieso ein sehr lustiges Duo, dem ich mich später noch einmal widmen möchte. Wenn man neu an die Schule kommt, ist man natürlich erst mal auf sich allein gestellt und versucht sein Bestes Freunde zu finden. Voller Hoffnung packt Suzume das an, aber gerät ausgerechnet eben an Daiki, einem sehr schweigsamen und scheinbar unhöflichen Jungen, der Mädchen auf den Tod nicht ausstehen kann. Super Aussichten, denkt sich Suzume. Aber sie lässt sich nicht unterkriegen und bleibt dran, obwohl Daiki ihr immer wieder klar macht, wie sehr er sie eigentlich nicht leiden kann. Ich finde es erstaunlich, dass in dem Manga mal die Entwicklung einer Freundschaft zwischen Junge und Mädchen ausführlich dargestellt wurde, und vor allem wie authentisch und lustig dies vermittelt wurde, muss ich an dieser Stelle loben.


Ein anderer Fall ungewöhnlicher Freundschaft erkennt man in der Beziehung zwischen Suzume und Yuyuka, die neben Daiki ein ebenso außergewöhnlicher Charakter ist. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein: einerseits Yuyuka, die sehr auf Äußeres Wert legt und von allen gemocht werden will und andererseits Suzume, die die Natürlichkeit in Person ist, und sich wenig darum kümmert, was andere von ihr denken. Zwei Gegensätze, die sich anziehen, aber genauso gut öfter mal abstoßen. Ich wusste nie so recht, was ich davon halten sollte, ob es wirklich eine Freundschaft auf beiden Seiten war, aber ich denke im Grunde genommen schon, auch wenn beide eine andere Sicht auf ihre Beziehung hatten.

Dagegen eher typisch war das Einführen der Ex-Freundin von Satsuki, die er schon seit einer Weile nicht gesehen hat. Doch auch wenn einige Zeit vergangen ist, rostet alte Liebe eben nicht. Gerade dann als Satsuki und Suzume sich näher kommen, funkt die vermeintlich ehemalige Freundin dazwischen und erklärt unserer Heldin den Krieg. Ist doch klar, dass das Mädchen, das keinerlei Liebeserfahrung gemacht hat und sich dann auch noch mit einer attraktiven, erfahrenen, hübschen älteren Frau vergleichen muss, den Kürzeren zieht. Da haben wir eben das Klischee, was jedem Shojo-Manga inne wohnt. Auch wenn Suzume sicherlich nicht DIE klassische Heldin ist, kann sie nicht anders, und entwickelt Minderwertigkeitsgefühle. Sie findet sich nicht so schön wie Tsubomi und natürlich ist sie eifersüchtig auf sie, weil sie ihren Schwarm eben sehr gut kennt und mit ihm zusammen gewesen ist. Kann „Sumse“ gegen so eine Frau überhaupt mithalten? Sie bezweifelt es ganz stark.

Ein weiteres Klischee, was wir wirklich sehr häufig haben, ist das geheime Liebesgeständnis, bei dem das Mädchen ihre Gefühle offenbart, indem Glauben, dass der Angebetete schläft und es daher nicht hören kann. Ist doch klar, dass der das mitbekommt, sonst wäre diese Element ja auch irgendwie ohne Sinn oder? Daraus ergibt sich dann viel Peinlichkeit und Scham auf Seiten des Mädchens, und der Junge/Mann in diesem Falle Satsuki erkennt nun, woran er bei seiner Schülerin ist. Doch es wird natürlich alles überspielt und ins Lächerliche gezogen, wie sonst eben auch.


Bezüglich der Lehrer-Schüler-Thematik kommen natürlich auch viele Gedanken auf, wie es wohl wäre, wenn die beiden nicht in so einer Beziehung, sondern eben ganz normale Schüler wären. Würde sich etwas verändern? Wenn ja, was genau? Dass das Nachdenken und Spekulieren aber nichts bringt, wird Suzume sehr schnell klar, aber warum nicht mal so etwas durchspielen? Ich finde, dass es schon realistisch ist, dass man, wenn man in so einer prekären Beziehung ist, eben öfter mal darüber nachdenkt, wie es hätte anders sein können. Damit wird auch der Leser zum fantasieren angeregt.

Relativ früh entscheidet sich dann Suzume, dass sie ihrem Liebsten wirklich ihre Gefühle beichtet und ich finde die Metapher, die sie verwendet, äußert schön gewählt, zumal es gut zum Titel passt. Sie vergleicht Satsuki mit einer Sternschnuppe, die am dunklen Himmelszeit ihr Trost, Kraft und Licht spendet. Das ist auch verständlich, war er es, der sie am Anfang auch „gerettet“ hat und der erste war, mit dem sie auch zu tun hatte. Für sie ist er eine Art Vorbild, ein Retter in Not, aber genauso wie eben die Sternschnuppe ist er für die Protagonistin eben unerreichbar. Er ist schließlich ihr Lehrer und das ist es, was sie schmerzt. Sie kann ihn wie eine Sternschnuppe betrachten und anhimmeln, aber sie kann ihm eigentlich nicht nahe kommen. Ihr seht ich mag diese Metapher einfach wirklich sehr gern und finde sie wirklich treffend.

Und an dieser Stelle kommt es zur ersten Wende, denn anders als man denken könnte gibt er ihr tatsächlich einen Korb, weil eben seine Ex-Freundin wieder da ist und er es mit ihr versuchen will. Viel zu früh endet also die Liebe für Sumse, was sie regelrecht zugrunde richtet, wenn ich es mal überspitzt formulieren darf. Nicht nur die Höhen der Liebe, sondern eben auch die Tiefen werden in dem Manga recht authentisch und emotional, aber eben nicht so gekünstelt, dargestellt, sodasd man sich wunderbar mit Suzume identifizieren und mit ihr leiden kann.

Was ich übrigens dann wiederum ebenso positiv fand, wie dann Daiki, ihr Freund, sie dann in den Arm nimmt, obwohl er doch jeglichen körperlichen Kontakt zu Mädchen meidet. Das ist eine der ersten Stellen, an denen er seine Angst ihr zuliebe überwindet, was ich extrem süß fand. Und es ist auch nicht das letzte Mal, dass er für sie da ist, wenn sie jemanden braucht und ihr seelischen Trost spendet. Weniger unerwartet kommt dann sein indirektes Geständnis in Form einer Frage, warum sie denn nicht lieber ihn zum Freund nimmt?

Da ist die Heldin natürlich erst einmal baff, hat sie zuvor ihn nie als wirklichen Jungen und als Liebesobjekt betrachtet. Auf ein emotionales Tief folgt also auch emotionale Verwirrung. Doch damit nicht genug, denn Yuyuka steht nämlich auf Daiki und als sie heraus findet, dass er etwas für Suzume empfindet ist sie natürlich super sauer. Nicht, weil er nicht sie liebt, sondern weil Suzume ihr es vorenthalten hat, obwohl sie glaubte, sie wären Freundinnen. Auch hier haben wir wieder das Thema Freundschaft und ziemlich dramatisch aufbereitet in Form eines Konflikts, weil zwischen zwei Mädchen eben ein Junge steht.

Ich fand die Szene in denen die beiden darüber redeten richtig gut emotional rüber gebracht und musste auch wenig wenig weinen. Man versteht beide sehr gut. Suzume, die eben Angst davor hatte, sowohl Daiki wie auch Yuyuka zu verlieren und Yuyuka, die sich eben verraten fühlte, eben weil sie dachte, sie wären Freundinnen. Umso schöner fand ich dann, wie die beiden sich feierlich wieder versöhnten und zusammen weinten. Das stärkt die Freundschaft umso mehr und zeigt mir auch, wie wichtig es ist, dass man Klartext miteinander spricht. Ich fand es also gut, dass es nicht in eine hässliche Richtung ging, bei der Yuyuka dann Suzume deswegen richtig fertig macht, nur weil es eben eine Art Missverständnis war und sie glaubt, dass sie ihr Daiki weg nimmt. Fand es also gelungen, dass man dies kurz und knapp gehalten hatte.


Übrigens gut finde ich auch, dass man nicht nur aus Sicht der Protagonistin die Geschichte erlebt, sondern aus verschiedenen. Nahezu jede wichtige Figur kommt mal zu Wort. Da wäre zum einen Satsuki selbst, was ich gut finde, weil man dann auch mal erfährt, wie er zu Suzume steht und was seine wahren Gefühle sind. Auch fand ich es gut, dass man die Geschichte, wie sich Satsuki und Tsubomi kennen und lieben gelernt haben. Das ist insofern wichtig gewesen, damit man auch Satsuki´s spätere Probleme mit seinen Gefühlen nachvollziehen konnte und warum er eben so handelt und nicht anders.
Oder eben auch mal die Hintergrundgeschichten von Daiki und Yuyuka, die uns die beiden Figuren näher bringen und uns die Ursachen ihres Verhaltens schildern, sodass man sich besser in sie einfühlen kann. Das fand ich besonders toll, weil ich beide mit am interessantesten fand.

Außerdem gut fand ich, dass man neben dem Hauptliebespaar noch weitere Figuren zusammen brachte, so wie Yuyuka und Togyu, die wirklich gut zusammen passten. Yuyuka, die kleine Tsundere und Togyu, der Mädchenschwarm, der es aber mit ihr ernst meint und sie ständig umwirbt und einen Korb erhält. Das sorgte immer mal wieder für Auflockerungen und Schmunzler.


Ansonsten muss ich sagen, dass der Großteil der Handlung doch gewohnten Mustern und eben Klischees folgt. Wir haben typische Settings wie z.B. Schulfest, Weihnachten oder irgendwelche Klassenausflüge, die eben ein Manga mit Schul-Hintergrund mit sich bringt. Das kann man eben nicht vermeiden, anders geht es nicht. Dagegen etwas nervig fand ich es doch, dass Satsuki Suzume eigentlich mehr als deutlich mitteilte, dass er Gefühle für sie hegt, sie es einfach nicht verstehen konnte. Entweder ist sie wirklich auf den Kopf gefallen oder konnte es einfach nicht glauben. Ich weiß es nicht, es ist einfach ein typisches Syndrom, dass so viele Heldinnen ihrer Art haben und ist wahrscheinlich ein Mittel um eben noch mehr Spannung zu erzeugen oder das Ganze in die Länge zu ziehen.

Nun kommen die beiden also früher oder später zusammen, das war nicht anders zu erwarten. Doch die Liebe ist eben nicht einfach, vor allem nicht, wenn beide so unterschiedlich und eben Lehrer und Schüler sind. Da sind Konflikte einfach mal an der Tagesordnung, soweit also nichts Überraschendes. Doch die Art und Weise, wie das Ganze erzählt wird, hatte für mich etwas Erfrischendes und hielt mich immer dazu an, weiter zu lesen. Denn für jemand, der keine Ahnung von Beziehungen hat, ist es verständlich, dass man sich fragt, ob man nun wirklich zusammen ist oder nicht. Ab wann ist man das schon? Erst wenn man dem anderen gesagt hat, dass man ihn liebt. Oder wenn beide sich darauf einigen, dass man eine Beziehung führt? Und wie soll es weitergehen mit der Beziehung? So viele Fragen schwirren der Heldin im Kopf, dass sie gar nicht klar denken kann.

Und natürlich kommen dann noch Unannehmlichkeiten zu Tage, wenn man zusammen ist, aber nicht weiß, wie man mit dem anderne umgehen soll. Wir haben es hier mit einem Shoujo-Manga zu tun also, sind selbst solche Sachen wie Kuss-Versuche etwas, was ein jungfräuliches Mädchen total umwirft. Beide allein bei ihm Zuhause. Er kommt ihr ziemlich nah, es sieht so aus, als ob er sie küssen will. Doch im entscheidenen Moment werden sie gestört. So klischeehaft! Ja da ist wieder dieser typische Konflikt im Mann, der seine Gefühle nicht unter Kontrolle kriegt und mal einen Moment nicht aufpasst und fast seine Freundin küsst! Sowieso fand ich es paradox, dass sich beide überhaupt nie in der kurzen Zeit in der sie zusammen waren geküsst haben. Als Europäer finden wir das unverständlich, aber wir haben es ja mit einem Manga aus Japan und dann noch einem aus dem Genre Shoujo zu tun, das ist das eben normal.

Auf der anderen Seite haben wir einen Jungen wie Daiki, der ja sonst sich nicht bemüht, meist ziemlich faul wirkt doch in Sachen Liebe richtig aktiv wird. Er geht soweit, dass er Shishio richtig kritisiert und ihn anmacht, was ich persönlich cool fand, dass beide im ständigen Wettstreit gegeneinander und um Suzume gekämpft haben.


Um noch mal auf die Beziehung zwischen Lehrer und Schülerin einzugehen, nehme ich mal das Motiv der geheimen Liebe auf, die für beide recht nervenaufreibend ist. Suzume ist da total vorsichtig und verkleidet sich sogar, ist stets auf der Hut, damit man die beiden bloß nicht erkennt. Dagegen findet das ihr Lehrer deutlich übertrieben. Daran knüpft die Episode an, in der beide aus Zwang ein Hotelzimmer teilen müssen und dadurch nur zu zweit sind. Erneut haben wir eine spannungsreiche Szene, in der sich Mann nicht kontrollieren kann, sich dann Vorwürfe macht, dass er sie beinahe entehrt hätte und die beiden gehen auseinander. Wo ist da die Romantik? Wenn diese mal aufkommt, dann immer nur kurz, immer bricht sie abrupt ab und hinterlässt beim Leser ein unbefriedigendes Gefühl, als ob uns die Mangaka von Anfang an suggerieren will, dass die beiden gar nicht füreinander geschaffen sind und immer nur beinahe zueinander finden? Vielleicht ein Hinweis auf das Ende? Es ist auch inzwischen so „ausgeluscht“, dass derjenige, der einen auf Ernst macht, im letzten Moment alles als Spaß abtut. Klar, dass das für das Mädchen verletzend ist, die richtig im Moment drin war.

Der erste Liebeskummer liegt gar nicht soweit zurück, doch ein Orakel sagt Suzume voraus, dass sie in der Liebe auf Probleme stoßen wird. Ihre Liebe soll unerfüllt bleiben. Und tatsächlich durch einen blöden Zufall findet der Onkel von Suzume heraus, dass die beiden eine Beziehung miteinander haben und es kommt zum großen Krach zwischen ihm und seinem Freund Satsuki. Dieser muss sich also nun entscheiden. Wird er so weiter machen wie bisher und einfach egoistisch sein? Sein Problem ist ja, dass er glaubt, dass er Suzume irgendwie im Weg steht, dass er ihr ihre Jugend und Leichtigkeit nimmt, dass er sie in irgendeiner Art und Weise eben schadet oder sie hemmt. Doch er teilt ihr das eben nicht mit, er ist nicht offen mit seinen Gefühlen. Stattdessen geht er einen Weg, von dem er glaubt, dass für sie das Beste wäre, ohne zu wissen, dass er sie damit eigentlich nur noch mehr verletzt. Er will mit ihr Schluss machen und sagt dann sogar, dass er sie eigentlich nicht geliebt hat. All das, was sie zuvor erlebt und gedacht hat, bricht eigentlich zusammen. Ich fand diese Szene, in der er mit ihr Schluss machte, einfach wirklich Herz zerreißend, in dem Moment stand die Zeit still und man konnte den Schock und den Schmerz von Suzume richtig miterleben. Es hat einem selbst das Herz in tausend Stücke zerrissen.

Ich fand das zwar einerseits gut, aber wiederum auch klischeehaft und so unverständlich, dass der Mann sich immer so missverständlich ausdrückt, nicht seine wahren Gefühle zeigen an und dadurch eben auf beiden Seiten so viel Schaden angerichtet wird. Er hätte ihr die Wahrheit sagen können, warum lügt er sie so an? Und dann wirft er ihr auch noch vor, nie so gehandelt zu haben, als ob sie ihn lieben würde, was ziemlicher Unsinn ist, das sollte er selbst wissen. Und dann fand ich es sowieso enttäuschend, weil zwischen den beiden nicht mal ansatzweise irgendetwas in Richtung Liebe passiert ist, außer ein paar Dates und abgebrochene körperliche Annäherungsversuche, es konnte sich nie etwas entwickeln, es war vorbei, als es gerade einmal angefangen hat.


In dem Zusammenhang ist natürlich ein wichtiger Schwerpunkt in dem Manga der Umgang mit dem ersten richtigen Liebeskummer, der uns eindringlich erzählt wird. Suzume, die nur apathisch durch den Alltag geht, unfähig ihre Gefühle anderen mitzuteilen, versucht irgendwie durch zu kommen. Die erste Reaktion darauf ist, dem Alltag zu entliehen, indem sie eben in ihre Heimatstadt zurückkehrt und von allen gesagt bekommt wie sehr sie sich zum Positiven verändert hat. Die zweite Phase des Liebeskummers tritt dann ein, als ihre Freunde einschließlich Daiki sie Zuhause besuchen, weil sie sich Sorgen gemacht haben. Fand ich zwar vielleicht etwas übertrieben, aber auch süß, dass sie die Mühen auf sich genommen haben um für sie da sein zu können. Sie ist so gerührt davon, dass sie ihren Freund ihr Herz ausschüttet, was dazu führt, dass ie sich besser fühlt, die Trennung akzeptiert und versucht nach vorne zu schauen. Ich fand es gut, dass sie so schnell wieder ihre Fassung bekommen hat, während andere Heldinnen noch viel länger dafür brauchen oder sogar verzweifelt sind und ihrem Liebsten auflauern. Sie verdrängt Gefühle aber auch nicht, sondern nimmt sie so wie sie eben sind. Erneute Versuche in der Liebe scheitern kläglich, weil sie eben noch nicht bereit dafür ist.

Und hier kommt endlich meine liebste Figur Daiki ins Spiel. Er ist es, der nun für sie da ist und sich um sie kümmert. Lustig ist es, dass er ihn nun ganz deutlich Interesse anzeigt, sie aber immer noch nicht damit umgehen kann. Obwohl er ihr eigentlich schon öfter mal etwas in die Richtung mitgeteilt hat, versteht sie erst jetzt, was er genau damit meint. Wieder typisch Shoujo-Heldinnen, die sehr langsam im Verstehen sind. Ich fand es übrigens schön, dass Daiki sie nicht mit Samthandschuhen anfässt,sondern sie direkt mit ihrem Problem, dass sie die Gefühle verdrängt konfrontiert. Vielleicht auf eine etwas harte Tour bringt er sie an einen Ort, an dem sie einmal mit Satsuki gewesen ist. Alte Erinnerungen und Gefühle kommen hoch, mit denen sie nicht umzugehen weiß und sie erkennt, dass sie noch nicht darüber hinweg gekommen ist. Ich finde es aber schön, dass sie eben darüber nachdenkt, dass nicht Daiki der Böse ist, sondern sie selbst einfach sich zusammen reißen und in die Zukunft schauen muss. Außerdem erkennt sie ihre eigene Passivität und kommt endlich ins Handeln. Endlich haben wir mal eine Protagonistin, die auch mal über sich und ihr Verhalten reflektiert und daraus hilfreiche Kenntnisse zieht und sie auch ins Verhalten überträgt.


Ein weiterer schöner Punkt in dem Manga ist, als Suzume Daiki erzählt, dass ihre Gefühle für ihn und für Satsuki nicht zu vergleichen sind. Und zwar nicht, weil sie Daiki nicht liebt, sondern weil Daiki und Satsuki nun mal verschiedenen Personen sind und es nur selbstverständlich ist, dass die Gefühle dementsprechend anders ausfallen. Sie schöpft Zuversicht, möchte Daiki glücklich machen, ihn aber nicht irgendwie ausnutzen, sondern es einfach mit ihm versuchen. So werden die beiden ein Paar und eine neue Liebesgeschichte beginnt. Was ich übrigen schön fand, dass die Protagonistin eben nicht immer nur an dieser einen liebe hängt, sondern erkennt, dass auch andere Partner möglich sind. Auch hier haben wir wieder typische Szenen, in denen beide nicht wissen, wie sie sich dem anderen gegenüber verhalten sollen. Wieder einmal sind beide allein und es entsteht eine merkwürdige Atmosphäre und peinliche Zwischenfälle, die wieder ziemlich amüsant sind.

Natürlich ist der Manga noch nicht zu Ende und Satsuki ist nun derjenige, der eifersüchtig ist und bereut, was er getan hat. Er versucht ihr seine Liebe zu gestehen, aber sie will es nicht hören.


Doch endlich möchte ich zum Höhepunkt kommen, nämlich das Ende, was wirklich total überraschend für mich kam. Die Geschichte suggerierte uns, dass sich Suzume für Satsuki entschieden hat, weil sie eben Daiki einfach so zurück gelassen hat um ihren Lehrer sehen zu können. Doch das Treffen verläuft total anders. Während Satsuki offen seine Gefühle zeigt und es ENDLICH mal zu einer offenen Aussprache kommt, bei der beide wirklich EHRLICH sind, erkennt Suzume, dass sie Satsuki schon lange nicht mehr liebt. Sie HAT ihn geliebt, liebt aber nun jemand anderen. Das kam für mich absolut unerwartet, gab es doch immer wieder Hinweise, die dagegen sprachen und zuletzt eben ihre Aktion. Da hat einen der Manga ganz schön an der Nase herum geführt. Ich war wirklich sehr irritiert und musste mir daraus einen Reim machen. Doch im Endeffekt konnte ich es mir aus der Geschichte logisch herleiten. Mir ist beim zweiten Lesen erst aufgefallen, wie viel Platz eigentlich Daiki in dem Manga einnimmt. Zwar sieht es immer wieder so aus, als würde sie am Ende mit Satsuki zusammen kommen, aber eigentlich verbringt sie die meiste Zeit über mit Daiki, der für sie eigentlich noch viel wichtiger ist. Er ist ihr Freund und derjenige, der immer für da ist wenn sie ihn braucht. Er unterstützt sie und ihm gegenüber ist sie auch ehrlich.

Auch erstaunlich fand ich, dass sie Satsuki die ganze Zeit gemieden hat, eben weil sie ihre neuen Gefühle sich nicht eingestehen wollte. Man mag von ihren Gefühlswandlungen halten was man will aber eigentlich fand ich sie doch verständlich. Ich hätte mich wahrscheinlich auch für Daiki entschieden. Sie hat sich in ihn verliebt, ohne dass sie es gemerkt hatte. Kann das überhaupt gehen? Möglicherweise wird hier eine neue Art von Liebe in einen Shoujo-Manga eingeführt, der subtiler weniger romantisch, aber dafür doch realitätsnaher ist. Ich möchte noch zum Ende an sich sagen, dass ich es echt toll fand, dass Suzume einfach mal nicht mit ihrem ersten Freund zusammen kam, wie in so vielen anderen Geschichten. Ständig sieht man es, wie eigentlich die „Besseren“ Jungs, die die Heldinnen mehr verdienen, vernachlässigt und abgelehnt werden. Weil es ein ungeschriebenes Gesetz ist, dass sie immer mit dem Typen zusammen kommen, den sie am Anfang kennen oder lieben lernen.

Doch dieser Manga bricht mit den Konventionen und der Lesererwartung vollkommen, aber wenn man genau hinschaut, wird man das schon recht früh merken. Die Liebe zwischen Satsuki und Suzume war von Anfang an eine, die einfach nicht möglich war, zu verschieden und unehrlich waren die beiden sich selbst und dem anderen gegenüber. Und mal ernsthaft, was hat Shishio schon für sie getan außer ihr Leid zugefügt? Jedenfalls finde ich, dass die Geschichte so viel authentischer und vor allem natürlich erzählt ist, als in anderen ähnlichen Werken. Das macht für mich einfach dieses Werk zu einem besonderen trotz aller genannten Klischees, fand ich die Erzählweise und vor allem die Interaktionen zwischen den Figuren und den Figuren selbst herrlich erfrischend. Nicht unbedingt originell, aber doch abwechslungsreich und auch manchmal überraschend, dass ich den Manga als etwas doch Anderes empfunden hatte.

Zum Schluss möchte ich noch einmal kurz auf die wesentlichen Figuren eingehen und kurz meine Meinung abgeben:


Suzume ist für mich keine klassische Heldin, denn sie ist alles andere als naiv oder schüchtern. Wie erwähnt gibt sie wenig darauf, was andere von ihr halten, sie macht ihr eigenes Ding. Und vor allem nimmt sie kein Blatt vor den Mund, sie sagt ehrlich, was sie denkt, denn sie meint es nur gut. Sie ist wie gesagt einfach super natürlich und sympathisch, keine weinerliche Figur, die abhängig von anderen ist. Sie ist robust und vor allem auch willensstark. Ich fand es toll, wie sie den Liebeskummer überwunden hatte und einfach voller Energie weiter ihren Alltag bewältigte. Manchmal war es aber nervig, dass sie ziemlich begriffsstutzig war. Ich fand es aber süß, dass sie manchmal gewollt dämlich charakterisiert wurde und einfach in den Tag hinein lebte und sich um nichts kümmerte. Ja das Wort Sorglosigkeit passt sehr gut zu ihr, doch auf der anderen Seite dachte sie auch viel über sich und die anderen nach. Im Laufe des Manga macht sie schon eine ziemliche Entwicklung durch, die man ihr zu Gute halten sollte. Sie wächst über sich hinaus, gewinnt an Stärke, wird selbst bewusster und offener für andere Dinge und Menschen. Anfangs noch etwas weltfremd und vielleicht auch verschlossen gewinnt sie neue Freunde, lernt mehr über die Welt kennen und wird einfach lockerer.

Daiki auf der anderen Seite ist ebenso eine tolle Figur. Wir haben zwar immer wieder den typisch Schweigsamen in Shoujo-Manga, aber es doch etwas Besonders. Er ist sehr ruhig, introvertiert und seine Besonderheit ist, dass er Mädchen nicht leiden kann, aufgrund einen Traumas, was auch im Manga erklärt wird. Bei jeder Berührung mit dem Vertreter des anderen Geschlechts wird er immer richtig rot und schämt sich, was total süß ist. Er ist anfangs noch sehr abweisend, eigenbrötlerisch und zurück gezogen, vor allem wirkt er sehr lustlos und scheint ans nicht und niemandem Interesse zu haben. Doch dann kommt Suzume und stellt seine Welt total auf den Kopf. Sie rückt ihm richtig auf die Pelle, er findet es nicht toll, doch mit der Zeit interessiert sich für sie. Sie ist es, die ihn Stück für Stück dazu bringt, seine Phobie gegenüber Mädchen loszuwerden. Außerdem legt er seine schroffe Art ab und wird einfühlsamer. Aus seiner Passivität wird Aktivität, er verändert sich immer mehr und zeigt auch seien wahren Gefühle und Gedanken. Ich fand es toll, dass auch er eine Wandlung durchmachte.

Dann hätten wir noch Satsuki, den ich auch ganz gut fand, aber richtig sympathisch irgendwie auch nicht, weil er ja Suzume immer ärgerte und ihr weh tat. Nach außen ein so großer „Lebemann“, das Gegenteil zu Daiki, total extrovertiert und immer für einen Spaß zu haben. Man kann ihn gar nicht ernst nehmen, aber er hat schon etwas ernstere Züge besonders was die Liebe angeht. Von allen Figuren ist er am ambivalentesten gezeichnet, weil er sich eben nicht entscheiden kann und eine große Kluft zwischen seinem Handeln, Denken und Fühlen besteht. Durch sein Lächeln, seine Witze und Verspieltheit versucht er immer wieder seine wahren Gedanken und Gefühle zu verbergen. Es ist wirklich nicht ehrlich zu sich und den anderen. Durchaus interessant, aber auch ziemlich zwiespältig.

Eine letzte Figur, die ich interessant, manchmal auch nervig fand war Yuyuka. Sie sieht aus ein Prinzesschen, ist es auch im Inneren. Zu anderen ist sie immer super liebenswürdig, tut einen auf niedlich und feminin, ist aber eine die richtig gut fluchen und schimpfen und beschimpfen kann. Sie hat ein loses Mundwerk und wenn ihr etwas nicht passt, kann sie richtig ausrasten. Das ist immer sehr witzig mitanzusehen. Auch hier ist Suzume wieder diejenige, die Yuyuka verändert. Denn sie akzeptiert sie so wie sie ist und bringt Yuyuka dazu sich auch den anderen zu offenbaren. Man könnte sie als Tsundere bezeichnen, wobei es bei ihr umgekehrt ist. Dem Liebsten gegenüber ist sie nett, während sie bei anderen ziemlich zickig und launisch sein kann. Ich fand wiederum gut, dass sie die Expertin in Sachen Liebe ist. Immer wenn Suzume nicht weiter wusste, war sie es die ihr Ratschläge gab, zwar immer auf eine sehr direkte, bissige Art, aber sie nannte die Dinge beim Namen, was man sich in solchen Manga immer wünscht. Neben Daiki war sie es, die für Suzume immer da war, sie unterstützte und ihr half, was ihren nervigen Charakter dann auch wieder ausgeglichen hatte.


Zeichenstil:

Was ebenso für eine Erfrischung sorgte, war meiner Ansicht nach der Zeichenstil. Ich muss subjektiv einfach mal betonen, wie sehr ich diesen liebe. Er ist total außergewöhnlich und vor allem auch fast ästhetisch perfekt. Die Proportionen sind gelungen, die Figuren sind zwar groß und schlank, aber die Größenverhältnisse stimmen. Die Gesichter sind sowohl bei Jungs wie Mädchen gut gezeichnet. Mimik und Gestik setzen sehr gut die jeweiligen Gefühle und seelischen Zustände der Figuren um. Ich kann eigentlich fast keine Mängel finden, außer vielleicht der sparsame Umgang mit Hintergründen. Der Großteil ist einfach nicht vorhanden, es dominieren sehr viele weiße, leere Flächen, was aber den Figuren zu Gute kommt. Dadurch legt sich der Fokus automatisch auf die Figuren, wodurch Nebensächlichkeiten ausgelöscht werden.


Fazit:

Im Großen und Ganzen muss ich sagen, dass ich es genossen habe den Manga zu lesen, der leider doch viele Klischees bedient. Jedoch besticht er vor allem durch eine natürliche, authentische alltagsnahe Erzählung und außerdem sympathische, interessante und tiefgründige Figuren hat, die die Geschichte tragen. Positiv betonen will ich vor allem den flüssigen, hübschen, und filigranen Zeichenstil, das gute Charakterdesign, aber auch die Tatsache, dass der Manga ab und zu mal die üblichen Konventionen des Genre bricht.

Japanische Gruselgeschichten Teil 1

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Im Erfinden der Spukgeschichten sind Japaner begabt. Die Horror-Tradition hat bereits 1 300 Jahre hinter sich und findet sich schon in alter Literatur und in Theaterstücke. Grund dafür waren die verschiedenen Religionen Buddhismus und Shintoismus, wodurch der Geisterglaube in der japanischen Kultur schon immer fest verankert gewesen ist.

In den Sommerabendstunden ist es Tradition für Freunde und Familie zusammen zu sitzen und sich kaidan/kwaidan (Spukgeschichten) zu erzählen, die Gänsehaut verursachen. Kaidan ist ein japanisches Wort was aus zwei Kanji besteht: (kai) bedeutet "seltsam, mysteriös, selten" und (dan) "reden""zitierte Erzählung". "Kaidan" bezieht sich auf jegliche Geistergeschichte oder Horrorgeschichte, hat aber einen festen Bezug zu den japanischen Volkserzählungen aus der Edo-Zeit. Der Begriff wird im Japanischen nicht mehr so oft verwendet, wie es ursprünglich war. Japanische Horrorbücher und Filme wie Ju-On und Ring werden eher als "hora" (ホラー) in Katakana oder im üblichen Japanisch "kowai hanashi" (怖い話 ´gruselige Geschichte´) betitelt. Kaidan wird nur verwendet, wenn der Autor einen altbekannte Stimmung in die Geschichte bringen will.

Ursprünglich basierten sie auf didaktischen buddhistischen Geschichten und hatten Elemente des Karma in begriffen, besonders geistige Rache für Missetaten. Japanische Rachgeister (Onryo) sind viel stärker nach dem Tod, und sind meist Menschen, die im Leben ohne jegliche Macht waren wie Diener und Frauen. Diese Rachsucht bezieht sich meist auf ihre Peiniger, kann jedoch auch allgemeinen Hass auf alle Lebenden erzeugen. Dies sieht man beispielsweise in der Geschichtze "Furisode"über einen verfluchten Kimono, der jeden Träger des Kimono ausnahmslos tätet. Das Motiv wird auch im Film "The Ring" wiederholt nur eben mit einer Videokasette, die jeden tötet, der sie sich anschaut oder im Film "Ju-on" mit einem Haus, dass jeden tötet, der es betritt.
Kaidan umfasst seit neuestem auch Wasser als Geisterelement. In der Japanischen Religion symbolisiert Wasser den Weg zur Unterwelt wie man im Fest "Obon" sehen kann.


Außerdem werden zwischen Juli und August das buddhistische Totenfest in Japan zelebriert, bei dem dutzende von Laternen auf den Straßen den Ahnengeistern den Weg zu ihren lebenden Angehörigen verweisen. Diese atmosphärische Hintergrund ist natürlich Grundlage für immer neuen Erzählungen um Dämonen und Monster (Yokai), Zaubertiere (Bakemone), Rachegeister und andere Spukgeschöpfe.





Geisterbesuch nach 100 Spukgeschichten

Sammlungen solcher Kaidan findet man in der Literatur "Hyakku Monogatari", was wörtlich übersetzt "Hundert Geschichten" bedeutet. Der Name basiert auf einer Geisterbeschwörungstradition, bei der man sich in einen Raum, in dem 100 Kerzen angezündet sind, einfdet. Nacheinander erzählen sich die Teilnehmer Gespenstergeschichten, an deren Ende jeweils eine Kerze gelöscht wird. Mit dem Ende der letzten Erzählung erscheint dann im Dunkeln dann die erwünschte Geistergestalt.

Die Geistergeschichten hatten ihre Blütezeit seit dem 7. Jahrhundert als buddhistische Lehren bekannt wurden. Die Mönche brachten Ideen von ruhelosen Toten in Japan hinein und boten gleichermaßen ihre Hilfe als Vermittler zwischen dem Totenreich und dem Menschenreich an. Beruhend auf dem Konzept, dass starke Gefühle, wie Liebe und Hasse, die Seelen der Verstorbenen an das Diesseits binden, resultieren zu dieser Zeit die ersten japanischen Erzählungen von Yurei-Rachegeistern. Weil Frauen im Konfuzianismus und Buddhismus einen schlechten Ruf hatten, überrascht es nicht, dass diese Yurei fast immer weiblich waren. Diese sind in weiße Totengewänder gekleidet, tragen ihr langes schwarzes Haar strähnig ins Gesicht hängend und ihre Hände baumeln wie ausgerenkt von ihren Handgelenken - Figuren, die als Inspiration für die Macher von Ringu dienten.


Elemente von Kaidan in der modernen Geschichte "Ringu"



Die Geschichte der Sadako in Ringu basiert auf dem Konzept der wichtigen Elemente einer klassischen Rakugo-Erzählung, nämlich der von der Dienerin Okiku in "Das Tellerhaus von Harima".

Weil sie den Schlosshern von Himeji ablehnt, inszeniert dieser einen Diebstahl, bei dem das Mädchen angeklagt und vor Ort hingerichtet wird. Als Rachegeist kehrt sie zurück und treibt im Garten der Burg ihr Unwesen. Dabei steigt sie nachts aus dem Brunnen, in dem die Leiche entsorgt wurde. Dabei zählt sie immer wieder die zehn Teller, von denen sie angeblich etwas gestohlen hat. Naive Besucher, das Schloss nicht bis zur zehn verlassen haben, werden von Okiku zu Tode erschreckt. Diese Elemente ein Brunnen, ein ermordetes Mädchen, ein Todescountdown und ein Spuk, der tödlich ist, wurden auch im Ein-Mann-Rankugo-Theater aufgenommen und scheinen auch heute noch beliebt zu sein.

Eine bekannte moderne Yurei ist die Oiwa, die seit Jahrhunderten angeblich Bühnen und Filmsets herum spukt. Dort stört sie die Vorstellungen wie Proben, um die Aufführung ihrer tragischen Leidensgeschichte ("Yotsuya Kaidan") zu verhindern. Ähnlich wie auch bei den "Poltergeist-Filmne, gibt es hierzu auch immer sehr kontroverse Theorien.


Neben den Gruselgeschichten, in denen frühere Menschen ihren Rachegelüsten nachkommen, findet man auch japanischen Geisterspuk in nicht menschlicher Form. Es sind ungenutzte oder vergessene Gegenstände, die lebendig werden um sich an ihren Besitzern zu rächen. Das können Regenschirme, Möbelstücke, Schiebetüren wie auch Musikinstrumente sein. Nach Volksglauben heißt es, dass wenn man die Teile seines Eigentums über 99 Jahre nicht berührt, erscheinen sie als Tsukumogami-Spukgestalten wieder.



Hier mal eine Sammlung bekannter alten und neuer Geschichten:




Toire no Hanako-san - Hanako aus der Toilette

Die Legenden ist besonders in Grundschulen bekannt. Man besucht die Mädchentoilette im dritten Atock und klopf bei der letzten Kabinentür drei Mal. Dann stellt man die Frage: "Hanako, bist du da?" ("Hanako-san irasshaimasuka") Man hört eine Stimme, die "Ja" ("Hai)sagt. Wenn man dann die Kabine betritt, wird man auf ein kleines kurzhaariges mädchen mit einem roten Rock sehen. Der Legende nach soll das Mädchen in der Toilette Suizid begangen haben, weil es von seinen Mitschülern gemobbt wurde. Andere Alternativen erzählen von einer dreiköpfigen Echse, die einen dann auffressen wird oder von einer weißen oder blutigen Hand, die aus der Toilette kommt.






Tominos Hölle

Diese urbane Legende rankt sich um ein japanisches Gedicht. Wer auch immer das Gedicht laut aufsagt, wird krank, erfährt ein Unglück oder stirb selbst. Das Ganze ähnelt dem Folklore "Bloody Mary" aus dem Westen, ist jedoch etwas anders. Hier ist das Original-Gedicht:

Tomino no Jigoku
ane wa chi wo haku, imoto wa hihaku,
kawaii tomino wa tama wo haku
hitori jigoku ni ochiyuku tomino,
jigoku kurayami hana mo naki.

muchi de tataku wa tomino no ane ka,
muchi no shuso ga ki ni kakaru.
tatake yatataki yare tatakazu totemo,
mugen jigoku wa hitotsu michi.

kurai jigoku e anai wo tanomu,
kane no hitsu ni, uguisu ni.
kawa no fukuro ni yaikura hodoireyo,
mugen jigoku no tabishitaku.

haru ga kitesoru hayashi ni tani ni,
kurai jigoku tanina namagari.
kagoni yauguisu, kuruma ni yahitsuji,
kawaii tomino no me niya namida.

nakeyo, uguisu, hayashi no ame ni
imouto koishi to koe ga giri.
nakeba kodama ga jigoku ni hibiki,
kitsunebotan no hana ga saku.

jigoku nanayama nanatani meguru,
kawaii tomino no hitoritabi.
jigoku gozaraba mote kite tamore,
hari no oyama no tomebari wo.

akai tomehari date niwa sasanu,
kawaii tomino no mejirushi ni.

Es heißt, dass eine Person mal das Gedicht während einer Übertragung eines Radiosenders aufgesagt hätte. Nach einigen Zeilen überfiel ihn Übelkeit und er verlor das Bewusstsein. Zwei Tage später wurde er verletzt und musste mit 7 Stichen genäht werden.






Kuchisake-onna - Die Frau mit dem aufgeschlitzten Mund

Die Kuchisake-onna ist eine Frau, die einen Mundschutz trägt. Man begegnet ihr nachts und sie stellt die Frage: "Bin ich schön?" ("Watashi, kirei") Bejaht man die Frage, nimmt sie den Mundschutz ab und man stellt erschreckt fest, dass sie einen aufgeschlitzten Mund hat. Danach fragt sie: "Und jetzt?" ("Kore demo") Wer "Nein" sagt oder weg läuft, wird von ihr verfolgt und von ihrer Schere getötet. Wer dennoch die Frage bejaht, de,m wird der Mund ebenso aufgeschlitzt. Die Geschichte besitzt mehrere Versionen, wie man vor ihr fliehen kann: entweder antwortet man ihr, dass sie durchschnittlich ist, dann ist sie verwirrt und man nutzt die Gunst der Stunde und entkommt ihr. Oder man fragt sie, ob man selbst hübsch ist. Auch das bringt Verwirrung und die Möglichkeit zur Flucht. Die Kuchisake-onna soll in der Heian-Zeit (794-1192) gelebt haben, wo sie die hübsche Frauieines Samurais gewesen sein soll. Dieser war jedoch gewalttätig und glaubte nicht an ihre Treue. Eines Nachts drehte er durch und schlitzte ihr den Mund bis zu den Ohren auf. Dabei sagte er zu ihr, er wolle jetzt sehen, wer sie damit noch schön empfinden würde.






Der Rote Raum

Der rote Raum ist eine urbane Legende, die meist unter Schülern bekannt ist. Es handelt sich um ein rotes Pop-up, das beim Surfen im Internet erscheint. Wenn man es weg klickt, besiegelt man seinen Tod. Jedoch geht die Geschichte noch weiter:
So heißt es gab es mal eine Jungen, der von einem Klassenkameraden von der Legende des roten Raumes erfahren hat. Am gleichen Abend ging er ins Internet und wollte sich darüber informieren. Während seiner Recherche geschah es wirklich. Ein kleines rotes Fenster erschien im Browser. Es war in blutroter Farbe und enthielt die Frage "Magst du -?"
Der Junge wollte es schließen, doch das Fenster ließ sich nicht weg klicken. Nach einigen Versuchen veränderte sich der Text im Fenster. Dort stand nun "Magst du den roten Raum,?" und eine Kinderstimme hinter ihm fragte: "Magst du den roten Raum?" Genau in dem Moment wurde der Bildschirm schwarz eine Liste voller Namen zeigte sich. Ganz unten erkannte er auch den Namen seines Klassenkameraden, der ihm die Legende erzählte. Sofort spürte der Junge hinter sich etwas und verfiel in Ohnmacht. Am folgenden Tag kam der Junge nicht in die Schule. Es wurde gemunkelt, dass ihm etwas Schlimmes passiert ist. Einen Tag danach stand in den Nachrichten, dass der Junge Suizid beging und seine Zimmerwände mit seinem Blut gestrichen hatte.





Aka Manto - Roter Umhang

Aka Manto ist ein Geist in einem roten Umhang, der in öffentlichen Toiletten sein Unwesen treibt. Wenn man gerade sein Geschäft verrichtet, wird man eine seltsame Stimme fragen hören: "Roter Umhang oder blauer Umhang?" ("Aka manto, ao manto"). Wählt man den roten Umhang, wird er einen den Hals aufschlitzen oder den Kopf abschlagen, so dass das Blut die Klamotten rot färbt, als ob man einen roten Umhang tragen würde. Wählt man dagegen den blauen Umhang, wird er einen ersticken, wodurch das Gesicht blau anläuft. Eine Farbe darf man nicht auswählen, denn dann würde der Boden unter einem aufgehen und weiße Hände würden einen nach unten in die Unterwelt ziehen. Man kann dem bösen Geist nur so entfliehen, indem man sagt, dass man keinen will. In anderen alternativen Geschichten wird auch nach Papier oder einer Weste in diesen Farben gefragt. Auch ist es möglich, dass man bei Rot lebendig gehäutet wird und bei Blau das gesamte Blut aus dem Körper ausgesaugt wird.






Kokkuri-san

In Japan gibt es das sogenannte Hexenbrett schon seit ca. 150 Jahren. Dort heißt es statt Ouijia-Brett Kokkuri-san. Auf einem Blatt Papier steht das Hiragana-Alphabet geschrieben und oben links und rechts findet ihr Ja und Nein auf Japanisch. Damals wurden drei Stücke Bambus zu einem Dreieck zusammen gefügt und die Teilnehmer haben eine Hand auf dieses Bambusstück gelegt. Danach haben die Geister davon Besitz ergriffen und ihre Botschaften versendet. Heutzutage ist das auch mit einer Münze machbar. Doch wenn man mit bösen Geistern spielt, kann es böse für einen enden!






Teke Teke

Der Legende nach fiel eine junge Schülerin auf die Gleise einer U-Bahn und wurde am Bauch zwei geteilt. Ihr Oberkörper wandert bis heute noch durch die Straßen mit einer Säge oder Sense und überfällt unschuldige Menschen, schneidet diese in zwei Hälften, damit sie nicht mehr allein mit diesem Schicksal leben muss. Einer Geschichte nach wollte ein Junge noch spät abends nach Hause gehen und sah dabei ein hübsches Mädchen, das mit den Ellebogen auf dem Fensterbrett eines Klassenzimmers gestützt hinaus sah. Beide lächelten sich an. Doch der Junge war überrascht, dass weil das Mädchen in einer reinen Jungenschule war. Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, sprang das Mädchen hinaus und zeigte ihren verstümmelten Körper. Der Junge war vor Schreck wie versteinert und konnte nicht weg rennen. So hat sie ihn ebenso in zwei Hälften zerschnitten. Dann krabbelt sie wieder weg und macht dabei das Geräusch "teke teke".





Nure-Onna

An einem Sommertag besucht ein junger Mann einen Strand in Japan und trifft auf eine wunderschöne Frau, die ihn anspricht. Sie fragt danach, ob er ihr Baby halten könne. Der Mann, der das Baby nicht richtig sieht, weil es in ein Tuch gewickelt ist, nimmt es auf. Doch als er es im Arm hält, wird es schwerer. Verwirrt schaut er sich das Kind an und dann die Frau. Zu seinem Entsetzen verwandelt sich die Frau plötzlich, aus ihrer Haut wachsen Schuppen, sie wird eine riesige Schlange mit einem Menschenkopf. Versteinert kann sich der Mann nicht bewegen und die Frau umschlingt und drückt immer fester zu. Der Mann kann nicht mehr atmen und stirbt. Das Baby hat es nie gegeben. Nure-Onna (Nasse Frauz) oder Iso-Onna (Küstenfrau) ist ein Monster halb Schlange halb Mensch. Sie bittet immer gern an Männer an Strähnen ihr angebliches Baby zu halten. Doch das Kind ist eigentlich nur ein Haufen verzauberter Steine im Tuch, was immer schwerer wird. Das bringt meist Überraschung und im Moment der Achtsamkeit überfällt sie ihre Opfer.



Yuki-Onna

Zur Winterszeit läuft ein Wanderer entlang und der Schnee lässt seine Fußstapfen erkennen. Auf einmal erblickt er eine junge Frau in der Ferne, auf die er zugeht. Mit jedem Schritt erscheint die Frau größer zu werden. Erst jetzt erkennt er, dass sie einen weißen Kimono und schneeweißes Haar trägt. Ihre Haut ist ebenso hell, dass man sie fast in der Schneelandschaft übersehen könnte. Als er ihr nah genug ist, wirkt die Frau riesig. Ihr Gesicht trägt ein breites Lächeln, sie hebt ihre Arme die wie Flügel erscheinen. Dadurch abgelenkt, übersieht der Wanderer, dass ein Schneesturm begonnen hat. Die Frau lockjt ihn immer mehr in die Landschaft hinein, bis dieser erfriert. Die Yuki-Onna (Schneefrau) ist ein fantastisches Wesen, dass nicht zu überschätzen ist. Sie ist ambivalent, denn einerseits wird erzählt, dass sie Wanderer vor Schneestürmen warnt, doch an anderen Tage diese zum Tod durch Erfrieren verführt. Dann kann es sein, dass wenn ein Kind nachts von ihr gefunden wird, sie dieses ebenso warnt. Ignoriert das Kind sie, wird erzürnt und entführt sie das Kind.


Gozu - Ochsenkopf

Nach der Legende soll sich eine Grundschulklasse auf einer Klassenfahrt gewesen sein. Im Bus gerieten die Kinder in Unruhe und der Lehrer beschloss sie mit Geschichten zu besänftigen, die immer spannender wurden. Am Ende fragte er: "Habt ihr schon von der Geschichte über den Ochsenkopf gehört?" Danach verfielen die Kinder ohne Grund in Panik und bettelten darum, sie nicht zu erzählen. Der Lehrer ließ davon aber nicht ab, schien wie besessen und erzählte sie. Er verlor das Bewusstsein und als er wieder zu sich kam, entdeckte er die Klasse ohnmächtig in ihren Sitzen. Aus den Mündern der Kinder kam weißer Schaum und auch der Fahrer war in dem gleichen Zustand. Er wurde nie geklärt, wovon die Geschichte erzählte, weder der Lehrer noch die Kinder waren fähig sie irgendwie wieder zu geben. In einer anderen Version wurde berichtet,. dass man sobald man diese mysteriöse Geschichte hört, gleich daraufhin den Tod erfahren wird.



Jinmenken

Damit ist ein Hund mit Menschengesicht gemeint, der schon lange Teil der japanischen Gruselkultur ist. Diese menschenköpfigen Hunde tun eigentlich niemanden etwas. Sie wandern in verlassenen Gasen umher und werden ab und zu von Menschen gestört. Wenn dies geschieht, schreit der Jinmenken den Menschen an, dass er ihn in Ruhe lasen solle. Das Hundemonster ist also der menschlichen Sprache fähig. Wenn man nicht auf ihn hört, kann man in eine Depression verfallen oder Unglück auf sich ziehen.




No Face (Nopperabou)

Dies ist eine wirklich gern erzählte Geschichte auch außerhalb Japans. In einigen Filmen und Serien bspw. Doctor Who wurde dieses Element aufgegriffen. No Face handelt von Kreaturen, die kein Gesicht haben, jedoch so tun könnten, als hätten sie eins. Sie können sich unbemerkt in die Gesellschaft integrieren und sich menschen nähern. Sie haben zwar einen Kopf, doch fehlen ihnen Augen, Nase, Mund und Ohren. Dafür haben sie eine glatte Haut im Gesicht. Meist entdeckt man sie in dunklen verlassene Gassen. Sie können normal mit Menschen reden und im richtigen Moment die Illusion verschwinden lassen. Außer einem Schrecken passiert den Betroffenen nichts. Sie wollen also nur die Menschen eine Lektion erteilen.


Dies war Teil 1 meiner Vorstellung von bekannten Gruselgeschichten. Ich hoffe, dass euch ordentlich ein eiskalter Schauer über den Rücken gelaufen ist oder sich eure Nackenhaare aufgestellt haben. ;) 



Das Japanische in Manga und Anime

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In einem früheren Beitrag habe ich mich bereits damit beschäftigt, warum Manga so faszinierend auf uns Europäer wirken undinternational so populär sind. Dabei ist heraus gekommen, dass es nicht nur daran lag, dass Manga universelle Aspekte und Themen umfassen, die weltweit interessant sind, sondern besonders durch ihre Andersartigkeit heraus stechen. Meine Frage heute ist, inwiefern die besonderen Merkmale von Manga und Anime wirklich japanisch spezifisch sind? Haben sie überhaupt etwas mit dem Herkunftsland zu tun und wenn ja, was könnte sich dahinter weiter verbergen? Dieser Frage möchte ich heute mal nachgehen...

Kawaii und Kindchenschema


Wenn man gefragt wird, was wohl das Besondere an Manga und Anime ist, wird man sofort die Optik das Charakterdesign oder den Zeichenstil im Kopf haben. Keine Frage, Manga und Anime stechen bereits durch das Optische heraus und unterscheiden sich sehr stark von den westlichen Pendants. Die Gestaltung der Figuren fällt meist nach einem bestimmten Schema aus: übergroße Köpfe, mit großen funkelnden Augen, kleinen Nasen, kleinen bis auch großen Mündern, dafür recht schlanke Körper, die jedoch in keinem ordentlichen oder realistischen Verhältnis zum Rest stehen. Wirklich eine sehr eigene spezielle Gestaltung, das muss man schon sagen. Die Figuren sehen doch hauptsächlich sehr niedlich aus und erinnern direkt an das Kindchenschema, wodurch sie glatt noch mehr Sympathiepunkte einheimsen können.

Tatsächlich wissen wir, dass Manga und Anime-Figuren in Japan sehr beliebt sind, nicht nur in Form von Comics oder Filmen, sondern generell den japanischen Alltag bereichern. So wird jede Menge Merchandise rund um erfolgreiche Serien vermarktet, die Figuren tauchen in allerlei Werbungen auf, man findet sie auf Zügen auf Lebensmitteln und selbst in Schulbüchern sind sie eine nette Dekoration. Auch japanische Institutionen machen teilweise Gebrauch von den niedlichen Gestalten. Nicht nur das, auch generell niedliche Tiere und Figuren wie Hello Kitty, My Melody etc. sind überall zu finden. Ich möchte einfach mal behaupten, dass Japaner einfach eine Vorliebe für süße Dinge haben und wenn man mal nachforscht wird man auch genug Beweise finden. In keinem anderen Land wir so viel Wert auf Niedlichkeit gelegt, wird es so gesellschaftlich geschätzt und überall gezeigt wie in Japan. Die Frage ist nun, warum mögen die Japaner niedliche Sachen?

Eine direkte Antwort auf diese Frage kann ich nur schwer finden. Ich sehe nur einige Erklärungsansätze beispielsweise bei den japanischen Mädchen und Frauen, die bewusst auf Niedlichkeit setzen, damit sie bei anderen vor allem dem männlichen Geschlecht besser ankommen. Die machen das sicherlich nicht umsonst, es muss ja einen Grund dafür geben, dass Männer und Jungs so etwas gut finden. Warum das so ist, kann ich nicht sagen, da muss man die werten Herren selbst mal befragen. Ich glaube mich vage daran erinnern zu können, dass diese Niedlichkeit eventuell auch als eine Art Protest oder Widerstand gegenüber dem starren, zugeknöpften Erwachsenendasein diente, bin mir aber diesbezüglich nicht mehr ganz sicher.


Monster


In so gut wie jedem Fantasy-Werk ob Manga oder Anime erscheinen außergewöhnliche, schreckliche oder auch groteske Gestalten übernatürlicher Herkunft. Teilweise sind es Fabelwesen oder Kreaturen oder andere besondere Wesen aus dem europäischen Raum wie Vampire, Werwölfe, Götter, Ghouls, Zombies etc. Doch ich glaube, dass es genauso viele Wesen gibt, die japanischen Ursprung haben. Ich erinnere mal an Inuyasha, Prinzessin Mononoke, Chihiros Reise ins Zauberland, Mononoke, Mushishi oder auch Natsume Yuujinchou, um nur einige Vertreter dieser Sorte zu benennen. Allen ist gemeinsam, dass die Figuren eindeutig aus der japanischen Mythologie oder Religion stammen, auf jeden Fall Sagen- und Legendengestalten sind, die ganz besondere Merkmale haben und sich auch von den europäischen Wesen unterscheiden. Meist sind solche Geschichten auch mit einem entsprechendem fantastischem Setting versehen, die Handlungen spielen im mittelalterlichen Japan, wodurch ein Hauch von Nostalgie und Fantasie mitschwingt.

Beschäftigt man sich mehr mit den einzelnen Fantasiewesen, wird man zu jedem eine Art Hintergrundgeschichte feststellen und dass sie wirklich tief im japanischen Glauben verwurzelt sind. Und hier komme ich nämlich auch zur japanischen Relevanz, denn bis zum 19. Jahrhundert vor der Öffnung Japans dem Westen gegenüber glaubte der Großteil der Bevölkerung tatsächlich noch an solche Wesen wie Kappa, Oni oder Tengus. Es ist nicht so wie in Europa, dass man deutlich zwischen Jenseits und Diesseits trennte, vielmehr herrscht in Japan noch immer dieser Glaube an die Einheit von Natur und Mensch. Göttliches befindet sich nicht nur in Vermenschlichungen, sondern auch in Tieren oder in der Natur selbst. Die Grenzen zwischen dem Realem und dem Fantastischen schienen verschwommen, was auch die ganzen Geistergeschichten und urban legends noch heute beweisen können.

Man muss aber eigentlich nicht weit nachforschen, es reicht schon, wenn man sich die beliebte Spielereihe Pokemon oder Digimon, Yokai Watch (wo es eigentlich noch offensichtlicher ist aufgrund der Yokai) oder eben Godzilla anschauen. Überall dominieren übernatürliche Wesen meist in tierischer Form, die aber nicht vorwiegend erschreckend wirken, sondern durchaus sehr liebenswürdig sein können. Während Godzilla anfangs noch das böse Wesen, das die Menschheit bedrohte, war, veränderte sich das über die Jahrhunderte und mit Zunahme verschiedener Filme, in denen weitere Kreaturen zum Vorschein kamen. Dagegen sind Pokemon in der Regel zahme Wesen, die wir zu unseren Haustieren und Freunden machen und selbst die, die anfangs böse sind, werden meist dann doch gezähmt. Da hat man also den anderen Aspekt von Monstern in der japanischen Popkultur. Es ist doch interessant, dass man in keinem anderen Medium ob westliche Comics, Literatur oder Filme eine so enge Bindung zwischen Mensch und Monster sieht wie in den erwähnten Beispielen.

Besonders an diesem Aspekt lässt sich also nicht leugnen, dass sehr viel japanische Kultur und Mythologie in Anime und Manga integriert ist und somit wirklich ein japanisch spezifisches Merkmal von Animanga ist.


Mecha


Oftmals in der Mangaforschung erwähnt ist das besondere Genre „Mecha“, dass tatsächlich in keinem anderen Medium in dem Masse etabliert ist wie in Manga oder Anime. Sicherlich hat es viele Berührungspunkte zum Science Fiction und Cyperpunk und doch grenzt es sich von den ähnlichen Genres ab. Mecha umfasst kurz gesagt Geschichten, in denen Kinder oder Jugendliche riesige menschenähnliche Roboter steuern müssen, um gegen Aliens oder andere schreckliche Kreaturen zu kämpfen und die Menschheit zu beschützen. Damit ist meist viel Verantwortung verbunden, eine unheimliche Last liegt auf den kleinen Schultern der Helden und sie müssen sich mit Gewissensbissen und ihren Höhen und Tiefen während ihres Entwicklungsprozesses auseinander setzen. Mit in dieses Genre fließen noch andere Aspekte mit hinein wie auch die Entwicklung von Technologien, deren Folgen positiver und negativer Art, die Verantwortung die man mit solchen technischen Erfindungen trägt etc.

Inwiefern nun ist das Mecha-Genre wirklich etwas japanisch Besonderes? Zum einen denke ich, dass es auf jeden Fall spezifisch für den Manga- und Anime-Bereich ist und insofern auch etwas mit Japan zu tun hat, weil dieses Land einfach eines der Vorreiter in Sachen technische Fortschritte ist. Zwar ist Japan nach wie vor auch sehr traditionell geprägt, doch wir wissen doch, dass es bereits schon viele technische Erfindungen und Neuerungen heraus gebracht hat, die unser Leben prägen (allen voran natürlich die ganzen Spielekonsolen und Handys).

Ein weiterer Gedankengang meinerseits wäre wohl auch ein wenig spekulativ, aber denkbar, nämlich, dass Japan sich selbst irgendwie in Form seiner Mecha-Helden als Retter der Welt ansehen. Das kann auf die Geschichte Japans übertragen werden besonders im Hinblick auf den 2. Weltkrieg, in dem Japan sich vor allem als göttliches Land und den Kaiser als Nachfahre der Sonnengöttin Amaterasu gesehen hatte. Das Land hatte sich als etwas Besonderes angesehen, der Samurai-Kodex mit den Werten Disziplin, Kampfbereitschaft, Solidarität und Mut wurden besonders propagiert auch in Form von Manga, die als Propaganda-Mittel missbraucht wurden. Nach der Niederlage jedoch wurden derlei Werke vorübergehend verbannt. Man könnte sagen, dass das Mecha-Genre zusammen mit dem Magical-Girl Genre eine besondere Art von Superhelden-Comics ist wie wir es aus amerikanischen Comics kennen. Im Unterschied dazu aber, verfügen unsere Helden meistens nicht über besondere Fähigkeiten, sondern bedienen sich der Technik, die schon sehr weit voran geschritten ist. Das passt eben wunderbar zum technischen Stand Japans.


Apokalypse und Endzeitszenarios


Ein Thema, dass ebenso oft in der Forschung angesprochen wird, ist das der Apokalypse und der Endzeitszenerios. Wir finden es in unzähligen futuristischen Werken wie Attack on Titan, Psycho-Pass, Ghost in The Shell, Ergo Proxy etc. Im Kern wird auf das Ende der Menschheit oder eben auf schlechte Lebensbedingungen der Menschen verwiesen. Die Menschen müssen um ihr Überleben kämpfen oder werden von einem System kontrolliert und beherrscht oder es herrscht eben überall Chaos. Auf jeden Fall haben diese Geschichten meist einen ernsteren Ton, manchmal sind sie sozialkritisch, teilweise auch brutal gewalttätig und dadurch eindringlich erzählt. Auch hier sehe ich die Verbindung zu Japan hinsichtlich der Geschichte, der Niederlage Japans im 2. Weltkrieg und vor allem bezüglich der Atombombenvorfälle in Hiroshima und Nagasaki, was Japan zu einem besonderen „Opfer“ gemacht hatte. Mit den Geschichten könnte gewissermaßen die eigene schlimme Vergangenheit, die Kriegserlebnisse und Verluste verarbeitet werden. Wahrscheinlich können sich die Japaner aber nicht wirklich davon lösen und greifen diese Themen immer und immer wieder auf.


Differenzierung von Manga und Anime nach Geschlechtern


Ich hatte schon einmal davon geschrieben, dass Manga sich besonders dafür aufzeichnen, dass es für jede Altersgruppe und für jedes Geschlecht etwas dabei ist. Es haben sich mit Shojo und Shonen, Seinen und Josei wirklich geschlechtspezifische Genre oder eben Kategorien ausgebildet, die sich deutlich optisch und inhaltlich voneinander unterscheiden. Während Shojo und Josei mehr auf Emotionen und auf Beziehungen wie auch Liebe fokussiert sind, sich mehr Raum für die Entwicklung der Persönlichkeit nehmen, generell weniger Handlung aufweisen und mehr im realitischen Setting verweilen, sind es meist Werke aus dem Shonen und Seinen Bereich, die das Realistische übersteigern. Natürlich wird nicht alles in Shojo und Josei glaubwürdig dargestellt, im Gegenteil hier wird auch viel übertrieben und idealisiert, doch es bewegt sich einigermaßen im glaubwürdigen Rahmen. Dagegen haben die Protagonisten im Shonen und Seinen Bereich doch mehr übernatürliche Kräfte, Freundschaft, die Entwicklung der eigenen Fähigkeiten, Kämpfe gegen Gegner und Bösewichte dominieren, wodurch diese Geschichten recht actionlastig und sehr dynamisch sind. Emotionen und innere Entwicklungen kommen weniger zum Tragen, dafür werden eher äußere Tätigkeiten in den Fokus gebracht. Eng verbunden mit den beiden Genres sind weitere wie Fantasy, Material Arts, Action und Abenteuer.

Man sieht also klar, warum diese vier Genres geschlechtspezifisch sein sollen, weil sie eben auf diese Geschlechterrollen und Klischees verweisen. Frauen, die doch mehr auf Beziehungskram, Liebe und Emotionen stehen, dagegen Männer, die hart im Nehmen sind, eher Action und Kämpfe bevorzugen. Sicherlich sind solche Vorstellungen nicht direkt japanisch spezifisch, sondern finden sich eigentlich in fast jeder Kultur also universell und doch ist es in Japan doch noch ein wenig anders. Denn hier sind die traditionellen Geschlechterrollen noch immer sehr stark vorhanden, es wird immer noch von der Frau verlangt, dass sie sich um die Kinder und den Haushalt kümmert, während der Mann das Geld verdient. Sicherlich gibt es schon viel mehr arbeitende Frauen, doch von Akzeptanz oder Gleichberechtigung ist man in Japan im Gegensatz zu Europa oder Amerika weit entfernt. Frauen sollten am besten passiv sein, Männer unterstützen, können sich kaum zur Wehr setzen, während Männer die aktiven und dominanten sind.

Daher frage ich mich, ob diese Tatsache auch durch Anime und Manga widergespiegelt wird? Und tatsächlich denke ich erkennt man so einige Ansätze in diese Richtung. Nehmen wir doch einfach mal Shojo und Shonen im Vergleich. In Shojo haben wir meist durchschnittliche Mädchen, die wirklich ziemlich zurück haltend sind, naiv und kaum Selbstbewusstsein haben wohingegen die Jungs doch eher die sind, die aktiv werden, sexuell erfahrener sind und mit den Mädchen machen können, was sie wollen. Die Mädchen wollen es ihren Traumprinzen immer recht machen, ganz oft sieht man das Klischees, dass die Mädels Bentos für ihre Lieblinge machen, für sie kochen und sie wie eine Hausmutter umsorgen wenn es ihnen schlecht geht.

Selten trifft man auf Exemplare in denen es anders herum ist und das Mädchen den Jungen herum kommandiert oder? Und in Shonen stehen ja die Jungs und Männer im Vordergrund, die immer total kampfbereit sind, immer weiter trainieren und die männlichen Tugenden von Mut, Kampfbereitschaft, Coolness etc. verinnerlicht haben. Sie geben niemals auf und sterben sogar für das Gute. Und was ist mit den weiblichen Figuren? Ist euch schon mal aufgefallen, dass diese doch meist eher im Hintergrund sind, meist nur als Liebesobjekte dargestellt werden, nettes Beiwerk sind vor allem für Fanservice. Es gibt zwar einige wenige starke Frauenfiguren und selbst die müssen auch mal beschützt werden. Die meisten Frauencharaktere sind dann aber doch den Kerlen deutlich unterlegen.

Ganz zu schweigen von den Figuren aus dem Harem/Ecchi oder Hentaibereich, die sowieso gar keine Rechte oder Persönlichkeiten haben, sondern nur existieren um männliche Gelüste zu befriedigen, um es mal überspitzt zu sagen. Hier sieht man doch auch eine Verbindung zu Japan wo man oft genug von sexuellen Belästigungen am Arbeitsplatz oder im Zug hört, man glaubt am Ende wirklich, dass es in Japan besonders viele Perverse und Pädophile gibt, was sicherlich nicht der Wirklichkeit entspricht.


Weitere besondere Genres aus dem Manga und Anime-Segment (Shojo Ai, Shonen Ai, Yaoi und Yuri)

Schaut man sich noch weitere Genres an, wird man noch auf andere ausgefallene Kategorien treffen, die man so in keinem anderen Medium hat.

Zuerst möchte ich all die Genres benennen, die etwas mit Liebe und Sexualität zu tun haben also Shojo Ai, Shonen Ai und die ganz krassen Genres Yaoi und Yuri. Ist doch unglaublich, dass Japaner nicht nur zwischen Geschlechtern sondern auch sexueller Orientierung unterscheiden oder? Warum eigentlich haben sich diese Genres überhaupt entwickelt und warum sind sie denn so beliebt? Hat diese besondere Widmung der sexuellen Vorlieben irgendetwas mit Japan speziell zu tun? Außerdem was hat es auf sich mit der Unterscheidung zwischen der rein unschuldigen Liebe in Shojo und Shonen Ai und der sehr sexuell expliziten Liebe in Yaoi und Yuri? Wieso macht man da Unterscheidungen?

Aus all dem kann man herleiten, dass Japaner es einfach mögen, wenn alles ordentlich sortiert ist und wenn es klare Zuordnungen gibt. Wenn die Manga nach Genre sortiert sind, findet jeder etwas für seine Bedürfnisse, man behält einfach den Überblick und weiß, was einen erwartet. Das hat sicherlich viele Vorteile. Andererseits führt das auch immer wieder zu Diskussionen inwiefern nun das eine Genre zutrifft oder nicht oder eben auch zu Klischees und Vorurteilen, weil man ein Werk einfach nicht lesen will, nur weil es das Label Yaoi oder Yuri hat. Die Eigenständigkeit eines Werkes unabhängig von seiner Genrezuordnung wird dadurch eingeschränkt, so viel sei gesagt. Jedenfalls um zurück zu meiner Ausgangsfrage zu kommen, warum gibt es besonders in Manga und Anime diese starke Beschäftigung mit der Liebe und Sexualität?

Ich vermute mal, dass es vielleicht einfach damit zu tun hat, dass Japaner so etwas wie Emotionen, Sexualität und Liebe einfach weniger öffentlich diskutieren, weil es einfach in den privaten Bereich gehört. In Japan halten sich Pärchen sehr zurück und dürfen nicht mal im trauten Heim ihre Liebeleien intensiv genießen, weil die Wände einfach zu dünn sind. Generell ist man in Japan vorsichtig, wenn man über Emotionen reden möchte, alles wird unter einem Deckmantel der Verschwiegenheit versteckt. Doch irgendwie muss man sich doch damit befassen nicht wahr? Warum also nicht in Form von fiktiver Geschichten also durch Manga und Anime, die sowieso keinen Wirklichkeitsanspruch haben?

Man versucht also irgendwo diese Verschwiegenheit gegenüber solchen Themen zu kompensieren, weil man in solchen Werken durchaus kann, was zu einem Überschuss führt. Was denkt ihr? Ist daran etwas dran? Oder eine andere Theorie wäre, dass Japaner generell fantastisch gegenüber Liebe und Sexualität sind und deswegen besonders gerne davon erzählen. Durchaus gibt es in Japan sogar so etwas wie Liebeserklärungen, die wir aus Shojo kennen, Liebe wird einfach gerne idealisiert, man lässt sich Zeit damit, will alles romantisch machen. In Sachen Sexualität dagegen sind die Japaner glaubt man Umfragen und Studien eher im hinteren Bereich. Liegt vermutlich an ihrem Arbeitsethos und vielleicht auch etwas an ihrer Unerfahrenheit bzw. Hemmungen bezüglich der eigenen Sexualität? Ich bin kein Psychologe um irgendwelche Feststellungen machen zu können. Daher betone ich an dieser Stelle, dass das nur subjektive Ansichten sind. Darüber könnt ihr gerne mit mir diskutieren. Vielleicht haben diese Genres auch gar nichts speziell mit Japan zu tun?



Harem und Ecchi – Fanservice

Verbunden mit diesem Aspekt möchte ich auch kurz auf die anderen zwei Genres Harem und Ecchi eingehen. Wir wissen es ja alle, dass es diese zwei dominanten Vorurteile gibt: Entweder werden Anime und Manga als Kinderkram oder als sexuell moralisch verwerflich abgewertet, was beides auf Unwissenheit und auch Verallgemeinerung zurück zu führen ist. Durchaus ist ein großer Teil an Animanga für Kinder gedacht, doch es gibt noch mal ein spezielles Genres, dass sich an Grundschulkinder richtet. Und ja auch Hentai, Harem und Ecchi haben viele sexuelle Komponente, aber das sind eben spezielle Untergattungen von Anime und Manga, die Bandbreite an Genres ist genauso vielfältig wie bei anderen Medien. Ist ja auch unsinnig alle Romane und Filme auf Erotikbücher oder Pornos zu reduzieren oder nicht? Ich kann mich nie genug darüber beschweren, wie unsinnig solche Vorurteile sind, aber das liegt eben in der Natur der Sache. Jedenfalls ist es dennoch wichtig zu erkennen, dass diese Genre Harem und Ecchi wirklich besondere sind, die wir sonst in anderen Medien nicht finden. Klar Elemente vom Harem oder eben auch sexuellen Anzüglichkeiten finden sich überall in jeder Kultur, und doch gibt es in keiner wirklich feste Genres dafür und auch Schemata. Ist dann denn nun Manga- und animespezifisch oder gar sogar japanisch spezifisch?

Auch hier vermute ich, dass die Japaner mit ihren Genres etwas auszugleichen versuchen, ihre sexuellen Fantasien irgendwie in fiktionaler Form auszuleben, wenn es im realen Leben nicht so funktioniert. Außerdem sehe ich ebenso den feministischen Ansatz, dass dies auch auf die Geschlechterbilder Japans verweist, bei dem die Frau nun mal eben doch gerne eher als Beiwerk angesehen wird, als etwas Begehrenswertes nicht mehr und nicht weniger und davon zeugen ja auch die Geschichten aus dem Harem- und Ecchi-Bereich. Keiner kann mir sagen, dass die weiblichen Figuren besondere Persönlichkeiten oder ein Eigenleben hätten, sie dienen einfach nur dem Fanservice. Punkt. Und überhaupt der Fanservice ist doch etwas ganz besonderes, wobei in der ganzen Welt inzwischen das Prinzip „Sex sells“ in aller Munde und in der Werbung zu finden ist. Doch beim Fanservice im Manga und Anime Bereich wird maßlos, wie ich finde, übertrieben, dass nicht mal mehr wirklich Substanz zu finden ist.


Magical Girl


Ebenso wie auch das Mecha-Genre scheint mir das Genre „Magical Girl“ ein besonderes Merkmal bei Animanga zu sein. Oder kennt ihr es aus Literatur oder Film, dass normale Mädchen durch magische Zaubergegenstände auf einmal wunderbare Kräfte besitzen, sich in Teams zusammen finden und dann gegen Bösewichte kämpfen um die Welt zu bewahren? Ich für meinen Teil nicht. Doch ist das jetzt nun wirklich etwas besonderes, was mit Japan auch verbunden ist?

Wie so oft, kann ich nur Vermutungen anstellen. Ich denke mal, dass man eine Erklärung wieder einmal bei der Gender-Theorie findet, sprich in Kurzform die Emanzipation der Frau betont wird. Früher waren es doch eher die Männer und Jungs, die in solche Heldenrollen geschlüpft sind, bis irgendwann auch das Shojo Genre sich revolutionierte und immer mehr weibliche Mangaka eben auch ihre Werke heraus brachten. Das ging einher mit gesellschaftlichen Veränderungen in Japan und der zunehmenden Gleichstellung der Frauen, die nicht mehr einfach nur passiv sein wollten. Viele weibliche Mangaka sagen auch im Zeichnen ihre Chance sich selbst zu verwirklichen und den männlichen Kollegen eben zu beweisen, dass sie genauso erfolgreich sein konnte. Jedenfalls denke ich, dass Magical Girl-Werke einfach ein Symbol für die weibliche Emanzipation schlechthin sind auch wenn man da etwas differenzieren muss.
Auch wenn die Figuren in der Lage sind gegen Gegner zu kämpfen, brauchen sie meist Hilfe in Form ihrer magischen Waffen und ihrer übernatürlichen Begleiter wie auch den männlichen Beschützern, die immer mal wieder eine Rolle spielen. Ganz unabhängig sind die Protagonistinnen nun also doch nicht, aber es ist schon mal eine gewaltige Neuerung. Ähnlich wie das Mecha-Genre ist auch das Magical-Girl-Genre der japanische Gegenpart zu den amerikanischen Superhelden-Genre, nur dass man hier eben Mädchen hat, die nicht in Mechas sitzen, sondern eben magische Kräfte verliehen bekommen, was sie doch mehr in Richtung Superhelden rückt, doch identisch sind die beiden auch wieder nicht.


Slice of Life

Ein letztes Genre, was ich heute besprechen möchte, wäre „Slice of Life“, wobei der Begriff an sich schon ziemlich offen und zu diskutieren wäre. Was ist damit gemeint? Slice of Life findet man in solchen Werken, in denen es um den Alltag geht, die meist keinen richtigen roten Faden oder eine wirkliche Story haben. Es sind meist Geschichten bestehend aus mehreren Episoden, die nicht unbedingt zusammen hängen. Präsentiert wird uns der Alltag der Figuren aus verschiedenen Sichtweisen. Es geht einfach um das „Alltagsfeeling“ gepaart meist mit Comedy oder eben einer recht entspannten Atmosphäre. Es geht um Probleme und Verwirrungen des Alltags, doch in die Tief geht es dabei nicht. Meist tun die Figuren nicht wirklich etwas Besonderes, weswegen solche Geschichten an sich auch nicht spannend sind, sie haben doch eher ein schleppendes Tempo inne. Inwiefern hat das was mit Japan zu tun? Ich glaube, dass es etwas mit der japanischen Mentalität zu tun hat, denn ich glaube mal gelesen zu haben, dass Japaner es lieben im Augenblick zu verweilen.

Einen Beweis wird dadurch geliefert, dass Manga im Gegensatz zu westlichen Comics weniger handlungsfokussiert sind, sich dafür Zeit lassen Episoden und Handlungen in kleinere Teile zu zerlegen oder eben auch gerne mal einen Augenblick aus verschiedenen Perspektiven zu zeigen. Das führt zu einer Verlangsamung und auch zu einer Art Zeitlosigkeit. Zu sehen ist das in Bildern in denen komplette Stille vorliegt, in denen eine Tätigkeit eben in verschiedene Bilder gegliedert wird, die Atmosphäre durch Landschaftsbilder transportiert wird. So etwas findet man wirklich kaum in westlichen Comics. Und gerade in Slice-of-Life Werken ist das ja auch ähnlich. Es geht gar nicht so sehr um Schnelligkeit oder dass etwas Großartiges passiert, es geht um die Stimmung, um das im Augenblick verweilen und das Genießen des Lebens. Deswegen schaue ich mir solche Sachen gerne an, einfach um zu entspannen und abzuschalten. Das steht natürlich im krassen Gegensatz zur Schnelllebigkeit und Hektik im japanischen Alltag, was ja irgendwie widersprüchlich wirkt. Ich denke mal, dass besonders die ältere Generation und Kinder mehr im Augenblick leben als die Jugendlichen und Erwachsenen in Japan.



Das war der erste Teil zu meiner kurzen Reihe über die spezifisch japanischen Aspekte in Anime und Manga. Ich hoffe, dass ich euch einige interessante Aspekte und Ideen vermitteln konnte und freue mich über jegliche Anmerkungen, Diskussionen und Verbesserungsvorschläge. Was haltet ihr allgemein von der ganzen Thematik, würdet ihr bei bestimmten Aspekten etwas anderes sagen? Wenn ja nur zu, Kritik ist ebenso gern gesehen.


Manga Cafés - ein Paradies für Otaku

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Manga Kissa (jap. 漫画喫茶) sind Einrichtungen in Japan, die eine Kombi aus Café und Bibliothek bilden. Sie bieten neben Manga zum Lesen auch einen Ort zum Verweilen und Entspannen sowie andere schöne Extras wie Internetzugang, Multimediaunterhaltung und Spielekonsolen an.

Geschichte

Die ersten Manga Kissa kamen Ende der 1970er Jahre auf der Insel Okinawa und in der Stadt Nagoya auf und orientierten sich an japanischen Kaffeehäusern. Anfangs waren sie eher als kleine Cafés gedacht, in denen man neben einer Tasse Tee und Kaffee genießen auch seine Zeit mit Manga verbringen konnte und erinnerten an südkoreanische Manhwabang.

Ihre Blütezeit erreichten die Manga Kissa ab dem Jahr 1997, denn das Sortiment an Manga wuchs beträchtlich, in Tokio alleine gab es zwischen 1997 bis 2000 einen Anstieg von zwei auf 100 und im Jahr 2000 gab es sogar schon 200 mit einem Gesamtumsatz von 20 Milliarden Yen was etwa 135 Millionen Euro ist.


Einrichtung und Services

Manga Kissa befinden sich meist in Großstädten und verteilen sich über gesamte Etagen in Hoch- und Geschäftshäusern.


Man kann zwei Arten von Räumen unterscheiden: offene und private. Die offenen Sitze sind typische Bürostühle mit Computer-Tischen. Private Kabinen sind solche, die Trennwände für Privatsphäre sowie Platz für einen Tisch und einen Bürostuhl bieten, weiterhin aber noch andere Sitzmöglichkeiten haben können. Manche lassen auch noch mehr Platz für zwei Personen und sogar Familien zu, die dann teurer sind. Außerdem wird meist auch in einen Männer- und Frauenflügel unterteilt.

Es sind außerdem verschiedenen Pakete buchbar wie das Früh-Morgen-Paket oder Übernachtungspaket, die noch weitere Besonderheiten umfassen. Immer im Preis enthalten sind die warmen wie kalten Getränke, die an den Automaten erhältlich sind. Neben einem breiten Sortiment von bis zu mehreren zehntausend Manga wird eben auch Internet, DVD-Spieler und Spielekonsolen angeboten, manchmal kann man es sich auch in einem Massagesessel gemütlich machen und sich sogar mit Duschen frisch machen oder seine Wäsche waschen. Für eine Gebühr von 100 Yen kann man sogar nützliche Dinge wie Handtücher und Zahnbürsten erwerben. Insofern sind solche Einrichtungen nicht nur Café und Bibliothek in einem, sondern auch gut eingerichtete Mini-Hotels zum günstigen Preis.


Daneben gibt es auch Fernseher und teilweise auch Snack-Automaten. Weiterhin gibt es verschiedene Arten von Sitzgelegenheiten wie einem Sofa, Internetsitz, Pärchensitz, zashiki (mit Tatami) und Lesesitz. Darüber hinaus bieten einige Manga Kissa auch Magazine, Musik-CDs, einen Nagelsalon, Zeitungen, Tischtennis und Gesellschaftsspiele wie Mahjong an.

Die Einrichtungen sind ganzjährig rund um die Uhr geöffnet. Bezahlt wird nach Besuchszeit, wobei der Tarif für die erste Stunde meist 400 bis 600 Yen (etwa 2,70 bis 4 Euro) umfasst und danach wird in 15-Minuten-Schritten abgerechnet. Viele Manga Kissa haben auch Pauschalpreise für die ganze Nacht, die dann zwischen 1200 und 1300 Yen liegen (etwa 8 bis 9 Euro) und damit eine billigere Alternative zu den Kapselhotels und Love Hotels darstellen. Eine der größten Manga-Kissa-Ketten sind „Gran Cyper Cafe“, „Manga GeraGera“ und „Manga Manboo“. An einem gewöhnlichen Wochentsag im I-Cafe Akihabara, kommen bis zu 400 Gäste zu Besuch, meist Geschäftsleute, „freeters“ (also Parttimers) und Studenten, am Wochenende sogar bis zu 600.




Wie es im Manga Kissa abläuft.

1. Man betritt das Gebäude und nimmt den Fahrstuhl zu der entsprechenden Etage

2. Es kann sein, dass eine Mitgliedschaft für den Besuch eines Mange Café erforderlich ist, deswegen muss man sich dann dort anmelden. Die Mitgliedschaftskarte beträgt 100-200 Yen. Außerdem ist eine Photo ID, wie der Ausweis bspw. notwendig.

3. Man wird gefragt, welche Art von Kabine oder Sitz man haben möchte und auch nach der Zeit, die man dort verbringen will. Es gibt meist eine Preisliste am Schalter, die bei der Entscheidung helfen kann. Der Plan, den man aussucht, bestimmt die Länge der Zeit, die man bezahlen muss. Will man länger bleiben, werden weitere 100 Yen pro 10-15-Minuten-Takt dazu gerechnet.

4. Das Personal wird einem die Mitgliedschaftskarte aushändigen und die Quittung, auf der sich Name, Sitz oder Kabinennummer und Anfangszeit befinden.

5. Danach kann man zu Platz nehmen. Ist man in einer Kabine kann man die Tür oder Vorhänge schließen. Für gewöhnlich ist das Manga Café ein ruhiger Ort und es gilt als unhöflich, wenn man viel Lärm macht und dadurch andere stört. Will man weitere Services in Anspruch nehmen muss man das am Empfang machen.

6. Später, wenn man dann gehen will, nimmt man die Quittung und bezahlt am Schalter. Das Personal wird die Rechnung anhand der Sitz- oder Kabinenart, dem Zeitplan und zusätzlichen Kosten ausmachen, falls vorhanden.


Probleme

Da diese Einrichtungen ganztägig offen sind, gibt es auch meist keine zeitliche Einschränkung für den Besuch. Im Frühjahr 2007 wurde in zehn Präfekturen eine Umfrage durchgeführt, die zeigte, das ca. 80 aller Manga Kissa Gäste mit deutlich langer Verweildauer verzeichnen, oft meist mehr als zehn zur gleichen Zeit. Dazu zählen nicht nur reisende Geschäftsleute, die hohe Übernachtungskosten vermeiden wollen, sondern auch Geringverdiener, die keine eigene Wohnung besitzen und Obdachlose. In einigen Fällen werden Manga Kissa sogar über mehrere Jahre hinweg als Wohnungsersatz verwendet.

Das Geschäftsprinzip der Manga Kissa hat ein gefährliches Missbrauchpotenzial wie einzige Beispiele zeigen:

Der 33-jährige Obdachlose Kentaro Shimada sorgte im Jahr 2005 für Schlagzeilen, als er nach einem zweimonatigen andauernden Besuch in einem Manga Kissa in Nagaoka fliehen wollte ohne seine 520.000 Yen (etqa 3500 Euro) Rechnung zu bezahlen.

Im April 2006 wurde der 37-jährige Kiyoshi Ikeda verhaftet, weil er nach einem 34-tägigen Daueraufenthalt in einem Manga Kissa in Gifu ebenso seine Rechnung in Höhe von 150.00 Yen (etwa 1000 Euro) nicht bezahlen konnte.

Darüber hinaus beschweren sich diverse Manga-Publisher, dass solche Cafés unfair sind. Die Geldbeträge für den Mangakonsum erhalten eher die Café-Besitzer als die Mangapublisher, wodurch letztere befürchten, weniger Profit zu machen.



Manga Kissa in Deutschland



Mittlerweile hat dieses Phänomen auch in Deutschland Einzug gefunden, so das Manga Café „Manga Hof“ in Düsseldorf. Dort wird sogar ein außergewöhnliches Sortiment von ca. 11. 000 Exemplaren zum Lesen bereit gestellt, aber auch viele schöne Sitzmöglichkeiten sowie im hinteren Bereich Kabinen, in denen man für sich sein kann. Eine Stunde kostet 5 Euro in solch einer Kabine mit Computer dann 6 Euro und ein privater Raum 7 Euro. Je länger man bleibt, desto weniger kostet es, bei zwei Stunden bezahlt man 1 Euro weniger, bei 3 Stunden nur 3 Euro. Geöffnet hat das Manga Café täglich von 12:00 bis 00:00 Uhr.




Gezockt: Fire Emblem Fates Vermächtnis (3DS)

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 Als Abkömmling der königlichen Familie von Hoshido wurdest du als Kind von den Nohren entführt. In „Fire Emblem Fates: Vermächtnis“ entscheidest du dich, zu deiner leiblichen Familie zurückzukehren. Kannst du den Kampf mit Nohr beenden und die friedliebenden Hoshiden schützen?

Meine Meinung

Zur Story und den Figuren:

Eines vorweg, das Spiel Fire Emblem Fates gibt es diesmal in drei verschiedenen Versionen, von denen ich lediglich die Version "Vermächtnis" gespielt habe, deswegen kann es also sein, dass natürlich einiges unvollständig ist.

Diese Aufteilung halte ich persönlich für recht absurd, ich finde es kritisch, dass man sozusagen ein Spiel auf drei verschiedene Spiele aufteilt, zumal es sich eigentlich nicht mal um eigenständige Spiele handelt, sondern eben nur um welche, die das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven erzählen., Sicherlich ist es für einige noch mal zusätzlich reizvoll, wenn man "Fates" auch auf einem schwierigen Grad durcharbeiten kann, aber es gibt doch schon für jeden Teil Auswahlmöglichkeiten hinsichtlich der Schwere des Gameplays. Das Spiel ist eben einfach nicht so mega umfangreich, dass es gerechtfertigt ist, dass man dafür gleich drei verschiedene Teilspiele heraus bringt. Meiner Ansicht nach ist das nur Geldmacherei und funktioniert anscheinend auch, weil das Spiel schon ziemlich viel Suchtpotenzial hat, aber zum anderen zumindest "Vermächtnis" viele Dinge offen lässt, die einen dazu treiben auch die anderen Spiele zu spielen.

Ich finde auch etwas unfair, dass man sich schon zu Beginn vor dem Spiel, während des Spielekaufs für eine Seite entscheiden muss. Es ist nämlich so, dass in diesem Spiel, egal welcher Version, zwei feindliche Königreiche sich gegenüber stehen zum einen die europäisch anmutenden Nohren und zum anderen die sehr japanisch typischen Hoshiden. Mit dem Kauf von Vermächtnis oder eben Herrschaft muss man sich schon festlegen für welches Königreich man nun kämpft. Das ist für den einen oder anderen schon ziemlich schwer, zumal man ja nicht wirklich viele Informationen hat und nicht weiß, was auf einen zukommt. Klar, man wusste schon im Voraus, dass das eine einfacher ist als das andere, und daran habe ich mich auch orientiert. Ich hatte zwar schon den Vorgänger Awakening gespielt, traute mich dennoch nicht Herrschaft zu weil ich einfach kein Stratege bin und es beim Spielen lieber leichter als zu fordernd haben möchte.

Im übrigen finde ich es nicht unbedingt so klug, dass man auch am Anfang des Spiels vor die Wahl gestellt wird, vor allem wenn man nur einen Teil gekauft hat. Man muss sich also dann noch einmal entscheiden, ob man auf der nohrischen oder hoshidischen Seite ist. Das Lustige ist, dass es eigentlich schon im vornherein festgelegt ist und man sich etwas "verarscht" fühlt, wenn man vor die Wahl gestellt wird. Man hat nämlich gar keine Wahl und wem das nicht auffällt, der wird sinnlos Gedanken darüber verschwenden, so ging es mir teilweise.


Doch nun zur eigentlich Handlung, die bereits in der Zusammenfassung angeteasert wurde. Wir sind also ein königlicher Nachkomme der adligen Nohren, führen eigentlich ein angenehmes Leben, glauben wir zumindest. Bis wir in die Hände der adligen Hoshiden-Familie kommen, die uns den Schock des Lebens verpassen: die nohrische Königsfamilie ist gar nicht unsere echte, sondern die hoshidische und wir wurden als wir klein waren einfach vom König Garon entführt und unser gesamtes Leben über eigentlich nur betrogen! Das muss man natürlich erst einmal verdauen. Zu dem Zeitpunkt war ich ziemlich verwirrt, weil ich nicht wusste, wem ich glauben sollte. Den Hoshiden, die ich erst seit kurzem kannte, oder meiner eigentlichen Familie auf Seiten der Nohren? Doch die Entscheidung für welche Seite man sich nun entschied wurde einem doch recht gut abgenommen, weil König Garon schon anfangs nicht besonders sympathisch dargestellt wurde (ich meine komm, wer hebt schon freiwillig die Hand gegenüber seiner eigenen Tochter, egal welchen Unfug sie angestellt hatte?!). Natürlich taten mir meine nohrischen Geschwister leid, die ja nichts dafür konnten und mich eben so liebten und behandelten, als wäre ich ihre leibliche Schwester gewesen.


Jedenfalls werden wir herzlich von den Hoshiden aufgenommen und gleich wie ein echtes Familienmitglied behandelt. Es folgen sehr viele Tränen der Erleichterung und Freude gepaart mit Festlichkeiten, doch sehr bald zieht ein Sturm auf. Dann beginnt die eigentliche Geschichte. Garon, der machtbesessen ist, beginnt einen Krieg gegen den hoshidischen Clan und wir haben keine andere Wahl als ihn aufzuhalten. Die Kriegsproblematik zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung und dementsprechend ist auch die Stimmung meist sehr düster und gedrückt.

Einzige Auflockerungen sind kleine witzige Dialoge am Rande, aufmunternde Gespräche mit den Geschwistern und Gefolgsleuten, doch das war es schon. Ich kann mich leider nicht mehr so gut an den Vorgänger erinnern, aber empfand diesen Teil doch eindeutig ernster von der Stimmung her. Natürlich ist solch ein Thema eben schwierig und man muss die passende Stimmung erschaffen, was dem Spiel meiner Ansicht nach ganz gut gelungen ist. Es geht dabei nicht nur um eine düstere, beklemmende Atmosphäre, sondern vor allem auch um große Emotionen und Szenen, die es sehr häufig gab.

Im Vorgänger war es nicht so schlimm, zumindest kann ich mich nicht mehr an große Verluste erinnern. Doch in diesem Teil lag die Betonung eindeutig auf dem Motto: "kämpfen und sein Leben dabei lassen" Ich weiß gar nicht mehr wie viele Verluste es gab, es waren auf jeden Fall sehr viele. Schon sehr früh musste man von einem treuen Diener Abschied nehmen, und danach folgten regelmäßig immer mehr. Das Problem ist ja nun, dass die Figuren in Fire Emblem einem sehr ans Herz wachsen, weil sie alle sympathisch und auch individuell sind. Da merkt man schon, wenn jemand fehlt.


Und wenn man in Gesprächen mit den Figuren eine Bindung aufbaut und sie einem dann fortgerissen werden, ist das alles andere als angenehm. Ich muss sagen, dass mir zumindest der eine Tod einer Figur wirklich sehr Leid getan hat und richtig gut emotional dargestellt wurde, weil man wusste, dass es auch hätte anders gehen können, aber einfach nichts getan werden konnte. Man konnte es leider nicht verhindern. Das ist das Problem: die Tode sind ja nicht unsere Schuld, wir können keinen Einfluss darauf nehmen, weil sie handlungsbedingt sind, und das macht es so schwer, sie zu akzeptieren. Dadurch geht es einem noch mehr ans Herz. Insofern kann die Handlung in punkto Emotionalität sehr gut überzeugen.

Doch an sich würde ich die Handlung als nicht besonders gelungen bezeichnen, wenn man mal von dem Emotionalen absieht. Ganz ehrlich, ich hatte etwas mehr erwartet. Da ich den Vorgänger gespielt hatte, war ich es gewohnt, eine coole, spannende und vor allem wendungsreiche Geschichte zu bekommen. Doch leider blieb das Spiel hinter meinen Erwartungen und Hoffnungen. Gut der Anfang war schon spannend gemacht und das Dilemma des Spielers wurde auch gut umgesetzt, weil er eben nicht sicher sein konnte, wer nun die Wahrheit sagt. Ich fand es auch gut, dass die Figuren eben auch wenn man sagt, dass die nohrische Familie die eher "Bösen" darstellen zumindest in dem Spiel, nicht alle grundlos böse sind.


Man merkt, dass vor allem die Geschwister eben zwie gespalten sind und dadurch menschlicher wirken. Einzig König Garon stellt wirklich jemand Bösen dar, wobei man das auch noch mal relativieren muss, weil die Vermutung nahe liegt, dass er nicht er selbst war. Alle diese Figuren stecken emotional also in der Klemme, weil sie nicht wissen, was nun das Richtige ist und wie sie handeln sollen. Sollen sie ihrer Familie und ihrem Land treu sein? Sollen sie dafür kämpfen und dafür andere Menschen töten? Oder wäre es nicht besser, die Waffen niederzulegen und Frieden zu schließen? Wann ist das noch möglich und wann ist es zu spät dafür?

Diese psychischen Auseinandersetzungen innerhalb der Figuren wurde schon gut präsentiert. Dagegen weniger gut gelungen fand ich dafür aber das, was überhaupt in der Geschichte passiert ist. Ich fand, dass die Spannung (abgesehen von den Verlusten geliebter Figuren) fehlte, es wirkte alles etwas monoton. Man muss König Garon aufhalten, muss seine Armeen besiegen und schlussendlich ihn daran hindern Hoshido zu vernichten und für Frieden sorgen. Das wäre grundsätzlich der rote Faden. Umgesetzt wurde das dann auch sehr geradlinig, aber eben auch etwas spannungslos. In jeder Hauptquests begegnen wir nun irgendwelchen Handlangern oder unseren nohrischen Geschwistern, quatschen ein wenig mit denen, was aber nichts bringt, weil wir sie so oder so besiegen müssen. So geht das eigentlich die Ganze Zeit, bis dann der große Showdown ansteht. Man wandert also von einer Station zur nächsten, quatscht, kämpft dann und zieht weiter.


Handlungstechnisch passiert also nicht wirklich etwas Großartiges, es fehlt einfach an Tiefe. Ich hätte mir eben gewünscht, dass man etwas mehr in die Materie eingeht, dass man mehr erklärt bekommt. Das ist die Sache, die ich anfangs schon kritisiert hatte: wir wissen nicht wie es dazu gekommen ist, warum König Garon so machtbesessen ist, welche Ziele er verfolgt etc. Außerdem was ist das mit Azura, die dann einfach so verschwindet? Man spekuliert, dass sie scheinbar eine besondere Rolle in dem Spiel einnimmt, aber welche das ist, wird bis zum Schluss geheim gehalten. Und man geht auch nicht wirklich auf die Hauptfigur ein, die ja als einzige scheinbar eine wirkliche Drachenform besitzt. Es bleiben so einige Dinge offen, die man wahrscheinlich erst in Erfahrung bringt, wenn man alle drei Teile (besonders Offenbarung wie der Name schon betont!) gespielt hat. Das finde ich weniger gut, denn jedes Spiele sollte doch für sich stehen.

So an sich hat man solche Stories schon oft gesehen, es gibt die Guten und die Bösen, man ist auf der guten Seite, kämpft gegen die bösen, schafft es irgendwann, hat aber viele Freunde verloren, aber am Ende hat man den Frieden erreicht. Ende gut alles gut. Aber so einfach ist es in diesem Spiel nicht. Stellenweise habe ich einfach auch das Interesse an der Handlung verloren, weil sie für mich, obwohl die Kriegs-Frieden-Problematik eine große Sache war, einfach zu wenig zu bieten hatte. Ich will die Story nicht abwerten, schlecht war sie auf keinen Fall, aber auch nicht besonders gut. Man hätte so viel mehr dabei heraus holen können, man hätte mehr Informationen geben können, SPannung rein bringen können, teilweise wirkte vieles vorhersehbar. Vor allem hätte man Twists einfügen können, die dem ganzen mehr Pepp geben. Aber darauf wurde leider verzichtet, wodurch Potenzial verschenkt wurde. Teilweise hatte ich halt eben auch das Gefühl, dass man die Story strecken wollte. Auf einige Kämpfe hätte man verzichten können, die gaben nicht viel über die Handlung preis. Das einzig wirklich Gute waren für mich die sehr emotional erzählten Szenen, in denen man auch Mitweinen konnte.


Gameplay


Nun aber zum Spieleprinzip, in dem sowohl alte wie auch neue Elemente aufeinander treffen. Wie gewohnt ist das Spiel ein rundenbasiertes strategisches, in dem wir also unsere Kampfeinheiten steuern können, danach die Gegner dran sind und das Ganze noch mal von vorne geht bis einer von beiden den Sieg errungen hat. Wir haben ähnliche Waffen nur mit dem Unterschied, dass es diesmal nach Farben geht. Grüne Waffen (Äxte, Yumi) schlagen blaue (Speere) und blaue wiederum rote Waffen (Katana), die wiederum den grünen überlegen sind. Das Waffendreieck lautet nun also Schwert und Magie > Axt und Bogen > Lanze und Shuriken > Schwert und Magie. Ich fand es an sich cool, dass man vieles beim alten gelassen, aber trotzdem einiges geändert hatte. So war es anspruchsvoller auch für erfahrene Spieler.


Hinzu kommen neue Waffentypen wie eben dem Katana, Yumi (Bögen) und Shuriken, die sowohl blau als rot sind. An sich wurde an dem Kampfsystem nicht zu viel geändert, weswegen ich darauf nicht großartig eingehen möchte. Es ist gut, weil man dadurch auch etwas für die Experten hat, die das Spiel kennen, aber dennoch nach Neuerungen und Herausforderungen dürsten. Fast alle Waffen haben unterschiedliche Effekte, die dem Charakter, der sie trägt, Boni und Mali geben. Dazu zählen Boni und Mali auf die Statuswerte während und nach Kämpfen, das Verhindern von kritischen oder doppelten Angriffen und das Umdrehen des Waffendreiecks. Das wiederum fand ich ziemlich gut, weil man dann mehr Individualität beim Spielen verschiedener Figuren hatte und dies dann noch mal mehr Abwechslung brachte.

Neben dem normalen Modus und dem anspruchsvolleren gibt es auch nun den Phönix-Modus: Der Phönix-Modus ermöglicht es, dass besiegte Einheiten sich bereits in der nächsten Runde erholt haben und aufs Schlachtfeld zurückkehren. Das birgt sowohl Vorteile wie auch Nachteile. Ein großer Vorteil ist, dass man eigentlich gar nicht sterben kann, dadurch vor allem solche Spieler es leicht haben, die sich mit so einem Kampfsystem nicht auskennen. Man darf sich also eher Fehler erlauben ohne bestraft zu werden. Der große Nachteil ist dann aber, dass alles viel zu leicht ist und der Anspruch fehlt, aber das hängt immer von dem Spielertyp und den Erfahrungen ab.


Die Hauptquests und Nebenquests verlaufen nach zwei verschiedenen Missionstypen. Meist dominiert der Typ, in dem man alle besiegen muss und damit meine ich wirklich ALLE. Das waren in den Nebenquests teilweise über 30 Kampfeinheiten, drei Mal so viel wie unsere eigenen! Das war dann schon teilweise sehr hart. Ein zweiter Typ ist der bei dem es einfach zu viele oder starke Gegner gibt und man glücklicherweise nur den Boss besiegen musste. Diejenigen, die das wollten, hatten es einfacher, andere konnten das als Herausforderung sehen einfach mal alle Gegner zu besiegen zwecks Erfahrungen etc. Aber ich muss sagen, dass die Hauptquests zumindest auf der Anfänger-Stufe eigentlich leicht zu bewältigen waren, demnach ist der Modus also wirklich gut für das einfache Spielen geeignet. Dagegen empfand ich die Nebenquests, in denen man die Kinder bekommen konnte, um einiges schwerer sogar für den Anfänger-Mode! Ich weiß nicht, ob ich mich einfach zu dumm angestellt habe oder einfach noch nicht stark genug war, jedenfalls war das teilweise echt knapp bei einigen, besonders wenn es über 30 Gegner waren, die allesamt sehr mächtig waren. Auch hier gab es die gleichen Missionstypen, aber zusätzlich musste man halt darauf aufpassen, dass das Kind nicht im Kampf starb. Das bedeutete so schnell wie möglich zu dem Kind hin rennen und es ansprechen. Dann konnte man es ebenso steuern. Ich fand es teilweise so lächerlich, dass so eine einzelne Figur lebensmüde einfach gegen mehrere starke Gegner kämpfen musste und vor allem auch etwas weit von mir entfernt war. Aber es war schon schaffbar, wenn auch mit Mühen.



Eine ebenso sinnvolle Neuerung war die Tatsache, dass alle Figuren aus einer Königsfamilie, darunter auch der Avatar, die Fähigkeit hatten, Drachenadern zu verwenden. Diese ermöglichen es, das Schlachtfeld an bestimmten Orten in bestimmten Kapiteln zu verändern. Insofern kam also auch die Nutzung des Spielfeldes hinzu, was zwar schon immer Teil der Spieleserie war, aber dadurch noch mal verstärkt wurde. So konnte man es für sich nutzen, um in der Wüste schneller voran zu kommen oder über Wasser gehen zu können, indem man alles einfrierte. Man konnte auch fliegende Einheiten durch Stürme erst mal außer Gefecht setzen. Teilweise war es sehr tückisch, weil man damit auch negative Sachen hervor rief, wenn man entweder einen Steinweg erschuf, den man zum Weitergehen brauchte, oder eben sich selbst damit schadete. Da musste man wirklich Glück haben. An sich fand ich es aber gut, weil man meistens damit das Spiel zu seinen Gunsten beeinflussen konnte.

Klassen

Zu den Klassen lässt sich erwähnen, dass die meisten nach Routen getrennt sind. Das heißt, manche Klassen nur auf bestimmte Charaktere einer Seite zugeschnitten waren. Mich persönlich hatte das nicht großartig gestört. Neben den bekannten Klassen kommen neue dazu, die auch noch mal nach Nohren und Hoshiden unterteilt waren:
Beispielsweise die Einteilung in nohrischer Prinz/nohrische Prinzessin, die meist Schwester und Stein verwendeten und eben die besondere Fähigkeit Drachenader zu benutzen besaßen. Bei den nohrischen Klassen gab es noch den Butler mit Rute und versteckter Waffe sowie die Dienstmagd. Innerhalb der Hoshido-Klassen konnte man sich auch für den Apotheker (mit Bogen) sowie für den Basara (mit Lanze) sowie Mönch und Onmyoji entscheiden. Ganz cool fand ich auch die Klasse des Kitsune, die wirkllich nur auf einen Charakter zugeschnitten war. Das nur zu einigen neuen Klassen, der Großteil der alten war auch dabei.
Das Leveln funktionierte zumindest in dieser Version wieder wunderbar. Nach jedem neuen Kapitelabschluss erschienen auf der Karte Gegner, die man herausfordern konnte. Mit ein wenig Geld konnte man an verschiedenen Orten nach anderen Gegnern Ausschau halten und unendlich lang leveln.

Zu den Siegeln und somit zum Auflevelsystem lässt sich aber noch einiges Neues erwähnen. So gibt es neben dem Meistersiegel einige neue, mit anderen Eigenschaften, was also noch mehr Spielraum für den Spieler zulässt.

Herzsiegel:
Mit einem Herzsiegel könnt ihr bei gleichem Level die Klasse wechseln, dabei erlernen Einheiten mit höherem Level niedrigstufigere Fähigkeiten der neuen Klasse. Das ist insofern gut, weil man dann auch andere Fähigkeiten erlernt.

Treuesiegel:
Mit diesem Siegel können eure Charaktere mit dem S-Rang zur Klasse des Partners wechseln - der Level bleibt dabei erhalten. Das bietet einfach mehr Möglichkeiten verschiedene Klassen durchlaufen zu können.

Freundesiegel:
Durch das Freundesiegel können einige Einheiten mit dem "A+"-Rang zur Klasse des Partners wechseln. Der Level bleibt erhalten. Euer Hauptcharakter kann dadurch zur Klasse jedes "A+"-Partners wechseln - dies gilt allerdings nicht für den S-Partner.

Ewigkeitssiegel:
Mit diesem Siegel wird der maximale Level um 5 Stufen erweitert. Für mich war das insofern sinnvoll, weil ich recht bald viele Charaktere auf dem maximalen Level hatte, leider aber nicht mehr alle auf den Anfangslevel einer neuen Klasse bringen konnte, weil das die Siegel nicht zuließen. So konnte man wenigstens doch etwas aus den Charakteren heraus holen.

Erbschaftssiegel:
Diese Siegel tauchen nur im Inventar von Kindern eurer Kampfmitglieder auf, nachdem ihr den Nachwuchs in der jeweiligen Nebenquest rekrutiert habt. Auch muss müsst ihr bereits weit über Kapitel 19 in der Geschichte sein. Wenn das Kind den maximalen Level 20 erreicht hat, könnt ihr durch dieses Siegel den Level auf den des Spielfortschrittes anpassen. Dieses Siegel war total nützlich, weil dann die Kinder einfach unglaublich stark wurden und dadurch das Spiel noch viel leichter zu bewältigen war.


Wie auch im Vorgänger kann man also seine Figuren miteinander verkuppeln und die Art und Weise, wie das geschieht ist auch die gleiche geblieben. Was ich zu den Kinder machen erwähnen möchte ist, dass dieses Element diesmal nicht wirklich klug in die Handlung eingebaut wurde, aber das nur am Rande.

Was ich wiederum ziemlich schön fand, war die Tatsache, dass man sein eigenes Schloss gestalten und bebauen könnte. Man konnte auch Kämpfe austragen und sein Schloss verteidigen, was teilweise recht fordernd war. Für den Kampf konnte man verschiedene Dinge aufstellen, die die Werte anhoben, die Einheiten heilte oder zur Verteidigung dienten. Außerhalb des Kampfes war das Schloss sowieso zentraler Anfangspunkt. Man konnte Felder anbauen, schöne Sachen erwerben, Waffen, Ruten und andere Extras kaufen. Im Onsen mit Figuren abhängen, in der Lotterie nützliche Sachen gewinnen. Im Kasino nützliches Essen kochen, und in der Ruhmeshalle alle Gespräche und Filmsequenzen abspielen und auch sogar Partnerschaftstests machen, was ziemlich witzig war. Am kuriosesten fand ich, dass man ein Privatquatier hatte in dem man regelmäßig jeden Tag jemanden von den Figuren einladen konnte zu einem „Privatgespräch“. Das Lustige ist ja, dass man in solchen Sequenzen mit den Figuren recht „intim“ wurde zumindest in der japanischen Version, in der europäischen wurde das raus geschnitten und man konnte nur noch lesen, wie die Figuren das fanden. Lustiges Extra, schade, dass es raus gefallen ist. Nur wenn die Hauptfigur einen Ehemann hatte, konnte man in den Genuss dieser Spielerlei kommen, die sinnvoll war. Man konnte den Liebsten anpusten oder streicheln und stärkte damit die Beziehung.



Optik und Musik:

Optisch kann ich nicht an dem Spiel meckern. Wie gewohnt ist alles im Anime-Stil in 3D wie auch 2D, in den Kämpfen wurden die Figuren schön plastisch dargestellt und die Kampfeffekte waren auch beeindruckend. Ich mochte vor allem die animierten Sequenzen, die aus einem Anime hätten entspringen können, die sahen echt schön aus. Weniger schön fand ich teilweise die Charakterdarstellungen, wenn man mit diesen ein Gespräch im Privatquatier hatte, da wirkten sie teilweise etwas unproportioniert und nicht ansehnlich.
Musikalisch muss ich sagen, dass mir nicht wirklich viel in Erinnerung geblieben ist. Es gab sicherlich viel musikalische Abwechslung, aber an sich fand ich das, was ich gehört habe, nicht wirklich erwähnenswert, begleitete aber wichtige Sequenzen ganz gut, sodass die passende Stimmung aufkam.


Fazit:

Abschließend kann ich sagen, dass trotz kleiner Mängel und Schwächen ich das Spiel nicht nur Strategen, sondern auch Neulingen empfehlen kann, zumal das Spiel den Einstieg auch wunderbar erleichtert durch verschiedenen Schwierigkeitsgrade. Die Geschichte mag nicht wirklich überzeugen, ist aber durchschnittlich und kann es etwas durch die Atmosphäre und die dramatischen Szenen noch mal etwas ausgleichen. Die Figuren sind auch in diesem Teil recht sympathisch und individuell, besonders toll sind natürlich die Gespräche, in denen deren individuellen Facetten zum Vorschein kommen. Unterhaltungswert wird also besonders hier gut erzielt. Gelungen finde ich das Spieleprinzip, das an alten Elementen festhält, aber sie auch entsprechend erneuert und verbessert hat. Nach wie vor macht das strategische rundenbasierte Prinzip Spaß, ist nicht eintönig, sondern immer abwechslungsreich besonders aufgrund der verschiedenen Landschaften, Gegner und der Spieleeinheiten. Das Spiel macht richtig süchtig und sorgt auch für viele unterhaltende, spannende Stunden.











Japanische Onomatopoesie

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 Sicherlich kennt ihr aus vielen Manga Wörter, die abseits des normalen Textes stehen und meist Geräusche nachahmen. In der Sprachwissenschaft bezeichnet man diese als Onomatopoesie oder Lautmalerei oder als Klangwörter. Klangwörter in Comics inbesondere Manga dienen dazu eine Szene zu beschreiben. Es sind keine vollen Sätze, die auch nicht von jemandem ausgesprochen werden, aber mimetisch für Geräusche oder die Atmosphäre in der dargestellten Welt im Manga stehen.

Im Japanischen existieren sogar fünf unterschiedliche Arten von symbolischen Geräuschwörtern:

1. Giseigo: Wörter die Lebewesen wie Tiere nachahmen
2. Giongo: Wörter die Objekte oder Phänomene wie Regen und Wind nachahmen
3. gitaigo: Wörter die Zustände, Stimmungen, Art und Weisen der Umgebung imitieren
4. gijogo: Wörter die psychische Zustände und Empfindungen kopieren
5. giyougo: Wörter beschreiben Bewegungen

Am häufigsten werden Giongo und gijougo in Manga verwendet. Im Japanischen können diese Wörter als Adverben fungieren sowie Verben oder als Adjektive.

Diese Lautmalerei gilt in der japanischen Sprache als wichtiger Aspekt zur Bildung von neuen Wörtern. Sie wird nicht nur in der Kindersprache, sondern auch unter Erwachsenen verwendet und führt zu einer Beeinflussung literarischem Sprechens. Besonders in Comic trifft man auf verschiedene, freie Neubildungen.


Beispiele für Giongo:
wanwan: Bellen eines Hundes
buubuu: Grunzen eines Schweins
nyaanyaa: Miauen
kokekokkoo: Schreien

Beispiele für Gitaigo:
tsurutsuru: glatt, rutschig
fuwafuwa: weich, flaumig
furafura: matt, kraftlos, erschöpft
nikoniko: lächeln

Eine exakte Trennung von Gitaigo und Giongo ist manchmal sehr schwer, wie folgende Beispiele verdeutlichen sollen.


Puni puni (weich-elastisch, moppelig)
Hier ist es schwer eine Unterscheidung zwischen Giongo und Gitaigo zu treffen. Damit werden Materialien charakterisiert, die sich so anfühlen wie ein elastischer Gummiball, was sich ebenso an den Hüftspecj und Bäuchen übertragen lässt. Im weiteren Sinne wird der Begriff auch im SInne von "pummelig" verstanden.

Pika Pika (funkelnd, glänzend)

Interessant ist bei diesem Gitaigo, dass alles was glänzt oder funkelnd scheinbar mit dem Pokemon Pikachu in Verbindung gebracht wird, als würden elektrische Funken sprühen.

Goro Goro (kullernd, rollende, schnurrend, faluenzend)

Wenn man sich aufs Bett oder aufs Sofa legt, die Füße auf den Tisch legt und einfach nur entspannt hin und her rollt, macht man "goro goro". Auch hier ist eine Bedeutungsübertragung sichtbar: Faulenzen im Allgemeinen wird als "goro goro suru" bezeichnet.

Doki Doki (klopf-klopf, aufgeregt sein)

Doki Doki steht immer in Verbindung mit dem Geräusch des JHerzens, wen es vor Nervosität aufgeregt schneller schlägt und fester. Im Anime und Manga wird es oft gesagt, wenn jemand sich verliebt hat, den Geliebten sieht oder an ihn denkt. Der Ausdruck ist für die erste Liebe und wird eindeutig als Giongo zugeordnet.

Moja Moja (zottelig, buschig)

Moja Moja wird beispielsweise für zottelige, langhaarige, Hunde mit viel Fell verwendet. Diese Verbindung mutet an, dass man ein gewisses Geräisch dabei vernimmt, wenn man das Fell oder die Haare streichelt.


An sich wären Gitaigo-Wörter gar nicht etwas Hörbares, doch es ist nicht einfach, die beiden voneinander zu trennen. Wenn man "shiin" verwendet, wird damit ein "Ton" von etwas eigentlich akustisch nicht wahrnehmbaren. Auch "dokidoki" kann ein Gefühl von Herzklopfen sein, weil man es an sich nicht schlagen hört. 

Um euch mal die Bandbreite an verschiedenen Klangwörtern und Geräuscheffekten in Manga zu verdeutlichen hier eine alphabetische Auflistung, die von der Webseite http://www.muri.se/misc/soundfx.htmlstammen und die ich für euch übersetzt habe:



A

a = generelle Interjektion: oh, uh, ah

a! = Ausdruck der Überraschung, Warnung, Faszination, Erleichterung, Frustration, Rage: Oh! Ah! Argh, auch nicht artikuliertes Geräusch für Schmerz oder Mitgefühl: Ah! Oh!

Aaaa! = das Gleiche wie darüber nur noch stärker

aa = ah, okay, sicher

aa(aaa)n = Der Mund wird weit geöffnet, wie bei „Sag aah!“ Benutzt wenn man jemanden füttert oder gefüttert wird.

aan, an = Schrei des Mitleids

acha = Reue

agi agi = beißen, beißen, die süßen Fangzähne in etwas beißen (siehe auch agu agu, kaji)

agu agu = beiß beiß

ahaha = Lacher (siehe ebenso ha ha ha für ein männliches Lachen und ho ho ho für weibliches)

arayotto, hoisatto = Wird verwendet wenn jemand etwas tut und es einfach macht


B

ba = Plötzliches Zusammenpressen, Ähnliches bei bam, bang, crash

bachi = knistern, knapcken

bagu = pressen

baki = pressen oder anderes lautes Geräusch

ban = Peng!

ban = Manchmal als zusätzlicher dramatischer Effekt, damit was Wichtiges markiert wird

bara bara = rasselrassel (auch chara chara, gara gara)

bari bari = Knuspern beim Essen, pori pori für Kekse, bari bari für chips und kori kori für Gemüse

bari bari = kratz kratz (auch giri giri, kiri kiri)

bari bari = reiß reiß (auch biri biri)

bari bari = etwas elektrisches wie biri bri

basa = rascheln, knistern bei Papier zur Seite legen bspw.

bashan = mittleres Platschen oder Spritzen (Wasser) (zabun für ein großes Platschen)

bata, batan = Effekt wird häufig für Herunterfallen genutzt

batan = Türschlagen (auch patan)

batchiri = korrekt

becho = etwas fallen lassen

bee, bee da = Unhöflichkeit, wenn man seine Zunge heraus steckt oder Augenlid herunter zieht.
bero bero = wiederholt etw. ablecken

betari = Menschen und Objekte die zusammen kleben physikalisch und metaphorisch

beto beto = gummiartig, klebrig

bi, biiii = hoher Ton: Schreck

bicha bicha = kleines Plätschern

bichi bichi = Floppen, Geschmatze

biku, bikun, bikkun = Überraschung

biri = Energie, Elektrizität

biri biri = etwas zerreißen

biron = Zunge herausstrecken

bishi = Schlagen, hauen abhängig von der Kraft

bo = Flamme, Feuer

bo = erschöpft


bochi bochi = etwas passiert schnell

bokan = schneller Effekt

boketto = leeres Starren

boko = köchelnd, sprudelnd

bon = Geräusch bei magischer Verwandlung, oftmals mit einer Rauchwolke

bosa bosa = ungepflegt,faul herum sitzend

boso boso =nuscheln, unklare Sprechweise

bota = tropfend

boto boto, bote = fallend

botsu = hush

buchi = schnappen, kann metaphorisch genutzt werden.

buchi buchi = zerreißen

buchu = küssen (auch chu, nchu, uchu)

buku, bukubuku = anschwellen, geschwollen (auch puku)

buku, bukubuku = brodeln

bui = 'V' für Sieg/Victory, Geräusch von Finger die das Zeichen machen

bunchchacha = Musik, Bun ist ein langsamer Schlag and cha cha schnelle Schläge (auch runtata)

bun, buun = sausen

buun = schwirren, surren (Insekt)

buran = hängend, baumelnd

burororo = Geräusch eines Autos

Buru = Kopf der ablehnend schnell geschüttelt wird

busu busu = Rauchen

busu, busu busu, usuto, butsu = genuscheltes Beschweren (auch boso, guzu, gyaa, musu)

buwa = Explosion

buyo buyo = schwammig, matschig and geschwollen

bwahaha = teuflisches Lachen wie fwahaha, gahaha, gwahaha

byu = schnelle Bewegung (auch hyu, gyu, pyu)


C

chapon, chapu = plumpsen (Wassergeräusch) (auch shapu)

chara chara = klingeln, rattern (auch bara bara, gara gara)

chi, ch' = verschiedenen Übersetzungen: scheiße, verdammt, vulgär

chichichi = wenn man eine Katze ruft

chi chi = hoher schriller Ton

chira, chirari, chiron = schnelles daneben schauen

chiri chiri = wuschelig

chiri chiri = Kribbeln Hitze, Schaudern vor Kälte (auch zoku for shiver)

chirin =läuten, klingeln

chiyahoya = Getue, viel Lärm um nichts

choki choki = schneiden mit Messer/Schere

chokon = klein und schmal

chu = küssen

chu = saugen am Strohhalm

chun chun = zwitschern (auch pii pii für peep peep)


D

da da da, daaaaaaaa = weg rennen (auch do do do, ta, ta ta ta)

dan = Peng, Boom

dere dere = schlampig, schludrig

do = großer Effekt

do = Herzschlag, der lauteste (auch doki doki, dokun, tokun)

do do do do = Fußstapfen, schweres laufen (auch da)

do do do do = schnelle Schläge

Dobi = Kick ins Leere

doka = Effekt

doki doki = Herzschlagen (auch dokun, tokun)

dokun = härtester Herzschlag (auch doki, tokun)

don = riesiger Aufprall

dondon = kontinuierliche Aktion

dopyu = sprinten, schnelle Aktion

doron, dororonpa = Geräusch magische Verwandlung (auch bon, pon, pom)

dorya = Schrei wenn man attackiert, oder Kriegsgeschrei (auch ora, orya, sorya, uraa)

dosa = Aufprall von etwas schwerem oftmals auf Menschenkörper und Gegenstände bezogen, auf dem Boden landen

doshin = Aufprall

Dosshu = Schneiden durch Knochen

dotabata = in Panik herum rennen

doyon = erschöpft deprimiert


E

e! e? = was? Huh?

e, eeee = Schrei

ee = ja, okay, sicher

eeto = (said by a character)ähm was man sagt, wenn man nachdenkt

ehen = *hustÜ

ei = erschrecken


F

fua, fuwa, fa = gähnen

fu, fua (hu hua) = seufzen, Kerze ausblasen

fu fu fu (hu hu hu) = seltsames Lachen

fuki fuki = wischen

fumi = Schritt

fumu (humu) = hmm

funka funka (hunka hunka) = schnief

fura = driften

fura = verwirrt

fura, fura fura = schwabbeln

fura, furi, furu = zittern

fusa = sanftes Haar

fuwa, fuwato = sanfte Bewegung

fuwari, funwara = noch sanfter


G


gaba gaba = gurgeln, gluckern

gaba gaba = zu große Kleidung

gacha, gachari = Klicken wenn etwas geöffnet wird

gakin = Klatschen,

gapu = großer Biss, mampfen, kauen

gan = Offenbarung, meist schlecht

GAAA-N = große Offenbarung

gangan = starke gewaltsame Attacke

gata, gatan = taumeln, schwanken aufgrund schlechter Neuigkeit

gata, gatan = am fallen, kollabieren

gatsu gatsu/gatu gatu = Essen herunter schlingen

gaya = aufgeregtes Stimmegewirr

gebo = brechen

gefu = rülpsen

geho = husten

giku, gikuri = überrascht sein

gin = starren

gira = leuchten, funkeln

giri giri = kratzen

giri giri = an der Grenze

gishi = knarrend

go go go go = bedrohliche Stimmung

goku, gokun = schlucken

goooo = ein Brüllen, tosen

goro, goron = Rollen

goshi = schrubben

goso = durchstöbern

goun = Waschmaschinen-Geräusch

gowa gowa = steif, starr

gu = Schlafensgeräusch

gu = Bauchknurren

gucha = schlagend

gunya = plötzlicher Lichtblitz

guooo = a roar. Can be a fire sound, often used for Hiei's fire attacks (Cf. bo, goooo, po)

gura = stagger, move shakily (see also zuru)

guri = Fingerknöcheln reibend auf dem Kopf einer Person

gusha = zerdrücken, zerschlagen

gussuri = tiefer Schlag

gutto, guutto = extreme Konzentration, starke Emotion

guzu = murren, brummen

gya = schreien

gyo = Schock



H

ha! = Geräusch der Überraschung

ha, haa haa = keuchen, schnaufen

hara hara = wie eine Blüte sanft fallend

hero hero = willenlos und schlapp

heta = hinsetzen, kollabieren

hiku, hiku hiku = zittern vor Wut

hiri hiri = kontinuierlicher Schmerz

hiso hiso = flüstern

hiya hiya = ängstigen, sorgen

hoka hoka = Wärme, Hitze

honobono = friedlich, harmonisch

hooo = Wind

hote hote = tappen

hu, hua (fu, fua) = Seufzen

hyoko = plötzlich erscheinen

hyuuuuu = kalter einsamer Wind



I
icha icha, ichakura ichakura = Zuneigung öffentlich zeigen

ira ira = Zähne knirschen

iso iso = glücklich bewegen


J

ja, jaaaa = Fließen von Wasser

ja ja ja = zisch zisch

jaki = Funkeln von etw. scharfem

jan, jan jan = tada!

jiiiiii, jiiiin, jiiiito, jiiiton = Geräusch der Stille

jiku jiku = Taubheit

jiwa = Tränen treten hervor

jururu = sabbern


K

ka(a) = Licht

kaa = Gesicht wird rot

kaku, kakun = Balance verlieren, taumeln

kara = leer

karakara = staubtrocken

katsu katsu = stampf stampf

kerori = nicht beeindruckt

kiiiii! = hysterischer Schrei

kichi kichi = voll

kichin, kichinto = sehr vorsichtig

kin kon, kan kon, kin koun = Schulglocke

kippari = sehr deutlich etwas sagen

kira, kiran, kirari = funkeln

kiri kiri = Eile

kochoku = erstarrt, paralysiert

koi = Komm schon! (Kampfphrase)

kokuri, kokkun = nick nick

kopo = gießend

koso, kossori = etwas heimlich tun

ku, ku ku, ku ku ku = ersticktes Lachen

kun kun = riechen

kune kune = schlängeln

kyapi kyapi = glückliches lautes Schnattern Kichern

kyoro kyoro = in die eine oder andere Richtung schauen, etwas suchen


L
nichts


M

meki meki = schneller Prozess

Miin miin = Geräusch der Zikaden im Sommer

mishi mishi = knarren, ächzen

moji moji = Scham

momi = groping = Fummeln

muka muka = krank

muku = aufstehen, erheben

munyu = Krabschen einer Brust

mura mura = sexuelle Erregung


N

n? = Hm? Huh?

N = ein Grunzen als Überraschung, Müdigkeit, Schmerz etc.

nade nade = streicheln

ni, niko, nikori = lächeln, grinsen

nita = böses Lachen, Lächeln

niyari, nyari = leer

noro noro = Langsamsein

nuru, nuru nuru, nurun =einseifen


O
oi = hey!

Oooo = Windheulen

ora ora = Nimm das ! Im Kampf

osoru osoru = ruhig


P


parin = klatschen, krachen

pata pata = flatter flatter

patan = Türzuschlagen

peko = verbeugen

peko peko = immer wieder verbeugen

piiii = schrilles Geräusch, Telefon

piku, pikuri = blinken

piku = zucken

pita = stoppen
piyo = peep

poi = etwas werfen, umwerfen

poka poka = Sonnenwärme

pootto = besessen

potsun = Isolation

pun pun = stinken

puri puri = Wut

puu = puff

Q
nichts


R
runtata = Musik


S

sa, saaaa = rascheln Wind

sa, saku = Schritt

sawa, sawayaka = etwas was einen auffrischt

sesseto = pausenlos arbeiten

shiiin = Stille und Starre

shire = Mit den Achseln zucken und „Schau mich nicht so an“-Blick

shobo shobo = Trauer, sauer sein

shuuuu = Nebel, Rauch

su = atmen

sukon = klimpern, knallen, schmeißen

suta = landen nach einem Sprung oder Fall

suton = sitzen


T

teku teku = laufen

to, ton, tonde = hüpfen

toppuri = Sonne verschwindet, Nachtbeginn

tsu, su = Regen

tsubu = Augen schließen


U

ugogo = würgend, erstickt

uka uka, ukkari = tagträumen

unzari = gelangweilt

utsura = halbwach

uttori = entzückt wegen Schönheit

uuu = Ärgergeräusch



V
nichts


W

wai =weibliches Geräusch der Erleichterung

waku, waku waku = Aufregung


X
(nichts)


Y

yanwari = sanft

yare-yare = Wenn man etwas aufgeben muss: Was zur Hölle, meine Güte!

yoji = Geräusch wenn ein Insekt auf deinem Rücken läuft.


Z

ZA! = energische Bewegung

zaa = lauter Regen

zu(uu), zu(uu)n = Enttäuschung, Traurigkeit

zuki = stechender Schmerz

zunguri = plump, pummelig

Was ist ein Weeaboo?

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Ein Weeaboo (aka Wapanase) ist ein englischer Slang, bestehend aus den zwei Worten „white“ und „japanese“ und beschreibt eine Person (meist nicht japanischer Herkunft) , die Japan und alle japanischen Dinge vergöttert. Der Begriff ist eher negativ geprägt, ein Stereotyp bezüglich japanischer Kultur und Importe.


Herkunft

Das Wort "Wapanese" wurde ursprünglich in den frühen 2000ern eingeführt, die früheste Google-Aufzeichnung notiert das Jahr 2002, danach heißt es, dass ein Wapanese jemand ist, der von japanischer Kultur besessen ist. Dies umfasst sowohl Manga Hentai als auch Anime.

Ab 2003 wurde der Begriff in 4chan verwendet und führte zu negativen Diskussionen zwischen Anime und Manga Fans und denen, die nicht so an der Subkultur interessiert waren.
Mitte 2005 wurde der Begriff Wapanese durch "Weeaboo" ersetzt, ein fiktionaler Ausdruck von Nicholas Gurewitch. Im ursprünglichen Sinne meinte er damit nicht unbedingt eine bestimmte Person, sondern Bestrafung. Doch von da an, wurde das Wort einfach für Wapanese verwendet.


Stereotypen

Es gibt eine Unmenge an Online-Diskussionen, die die Stereotypen und Wesenszüge eines "Weeaboos" behandeln, meist auf humoristische Art und Weise. Folgende stereotype Vorstellungen spiegeln sich in dem Begriff wider:

- übertriebener Gebrauch japanischer Wörter
- eindeutige Idealisierung japanischer Importe und Abwertung Produkte, die aus dem eigenen Land stammen
- Suche nach japanischen Partner
- Fähigkeit sich Anime Openings zu merken

Verbindung zu Otakus

Die Trennung beider Begriffe ist nicht so einfach, da beide Subkulturen ähnliche Interessen aufweisen /Anime, Manga Cosplay) haben und die gleiche soziale Stigma aufweisen als "nicht gesunde Hobbys".

Eine mögliche Unterscheidung wäre folgende:

Otaku: ist ein Slang aus dem japanischen Sprachraum und anderen asiatischen Kulturen, der jeden beschreibt, der sich einem bestimmten Thema oder Hobby unterwirft (nicht unbedingt nur Anime) sodasss er im schlimmsten Falle das Haus nicht mehr verlässt (siehe Hikikomori).

Weeaboos: ist ein Internetausdruck vor allem in englischsprachigen Räumen um einen Gaijin (also Ausländer im Japanischen) zu beschreiben, der heftige positive Voreinnahmen bezüglich Japan hat.


Nach dem „Urbandictionary“ ist mit „Weeaboo“ eine Person gemeint, die:

1. von Japan/Japanischer Kultur und Anime etc. besessen ist und sich so verhält als wäre sie japanisch, auch wenn sie es eindeutig nicht ist.
2.  japanische Wörter benutzt, diese aber in der Regel falsch ausspricht und idiotisch klingt.
3. das meiste Wissen dieser Personen über Japan und die Sprache basiert auf der japanischen Popkultur wie Anime und Manga
4. die japanische Kultur so sehr idealisiert, dass die sie als viel besser als andere ansehen.
Alles, was also aus Japan kommt, muss gut sein, egal ob das der Realität entspricht oder nicht. Das geht soweit, dass man beginnt alles aus der eigenen Kultur abzulehnen und zu hassen. Dazu kommt eine starke Romantisierung Japans, man idealisiert alles, was mit Japan zu tun hat. Dabei kann man sich nicht eine negative Sache an Japan vorstellen, was tatsächlich unrealistisch ist, weil jedes Land auch negative Seiten besitzt.


Wie man nicht zum „Weeaboo“ wird

Interessant war bei meiner Recherche, dass es doch tatsächlich eine Anleitung gibt (http://de.wikihow.com/Nicht-zum-Weeaboo-werden), die einem zeigt, wie man nicht zum "Weeaboo" wird. Im Umkehrschluss kann man aus der Anleitung entnehmen, was einen Weeaboo ausmacht und wie man also nicht in diese negative Schublade fällt. An sich eine gute Idee, die ich doch glatt mal prüfen wollte.


Weeaboos verwenden einen typischen Jargon, der aus gebrochenem und nicht vollständigem Japanisch in lockeren Gesprächen zum Einsatz kommt, meist dann auch sehr empathisch und dramatisch. Dabei wird das Japanisch grammatikalisch falsch verwendet und könnte auch in Kontakt zu wirklichen Japanern als unsensibel aufgefasst werden. Darüber hinaus kann dieses Verhalten hinderlich sein, später ernsthaft Japanisch zu lernen. Wichtige Wörter, die sich diese Gemeinschaft angeignet hat sind folgende:

Kawaii (かわいい)
Deutsche Aussage + desu (です)
Variation: Deutsch + japanisches Adjektiv + desu (です). Zum Beispiel: " Ich habe die Prüfung bestanden, also weißt du, ich bin kakkoii desu."
Endsilben wie -kun (-くん) und -chan (-ちゃん)
Baka (ばか)
Sugoi (すごい)
Chibi (ちび)
Ne! ()

Ein Tipp also für Weeaboos, die es nicht mehr sein wollen, wäre an dieser Stelle, sich ernsthaft mit der japanischen Sprache zu befassen, einen Sprachkurs zu belegen. Natürlich können Anime und Manga sehr hilfreich sein, grundlegende Wörter zu lernen und auch im weiteren Lernprozess ist vor allem das Lesen von Manga sinnvoll. Aber allein beide als Lernquelle zu verwenden, ist nicht so gut, weil die verwendete Sprache eben nicht die ist, die wirklich im japanischen Alltag verwendet wird.

Es wird auch darauf hingewiesen, nicht auf eine unnatürliche Art und Weise japanische Sachen zu bevorzugen und komplett dabei hyperzuventilieren. Dahinter steckt die Annahme, dass man generell davon ausgeht, dass Produkte aus Japan viel besser sind, weil man dieses Land eben vergöttert. Das allein wäre nicht schlimm, wenn es nicht einfach nur unrealistisch wäre, doch hinzu kommt auch eine Abwertung nicht japanischer Produkte.
Weeaboos fallen außerdem durch ihre doch ziemlich auffällige Kleidung auf, die sich nach japanischen Modekonventionen richten, darunter fallen Cosplays aber auch alltägliche Kleidung, die bestimmten japanischen Moderichtungen entsprechen (z.B. Gothic Lolita, Gyaru etc.)

Ein sehr wichtiger Hinweis in dieser Anleitung ist, dass man sich durch japanische Dokumentationen bilden soll. Dieser Ratschlag gründet auf der Tatsache, dass Weeaboos, wie schon erwähnt, ihr Wissen über japanische Kultur und Sprache besonders aus Manga und Anime entnehmen, sich aber nicht anderweitig informieren. Manga und Anime sind natürlich kulturelle Produkte aus Japan und spiegeln damit auch wesentliche kulturelle Züge wider, wie ich auch bereits erklärt hatte. Aber Fiktion hundertprozent mit der Realität gleichzusetzen, ist doch recht naiv. Es handelt sich immer noch um fiktionale Erzählungen mit überzogenen Figuren und verrückten alltagsfremden Geschichten, auch wenn sie realistisch anmuten sollten.

Vieles aus der japanischen Kultur wird teilweise sehr übertrieben dargestellt, Manga und Anime wollen ja nicht unbedingt über Japan informieren, sondern vordergründig unterhalten,. Daher ist es normal, dass sie vieles nicht so darstellen, wie es in Echt ist. Das wollen sie ja auch nicht. Sicher kann man Anime und Manga als ersten Ansatzpunkt verwenden um in die japanische Kultur Einblicke zu bekommen. Doch um mehr zu erfahren, reicht das nicht. An dieser Stelle sollte man dann seine Nase in Bücher und Zeitungen stecken, Dokumentationen schauen, sich im Internet informieren. Dann wird man feststellen, dass die japanische Kultur noch viel mehr umfasst als Manga und Anime. Natürlich kann es erschreckend und desillusionierend, wenn man feststellt, dass nicht alles stimmt, was man aus Animanga kennen gelernt hatte. Aber so ist eben die Realität.

Wer viel Zeit hat und sich wirklich für die japanische Kultur interessiert sollte eigene Recherchen anstellen und vielleicht in Erwägung ziehen Japanologie zu studieren. ich denke mal,. dass es keine bessere Möglichkeit gibt sich wirklich intensiv und vielseitig mit Japan auf wissenschaftlicher Ebene zu befassen. Das bedeutet aber auch, dass nicht nur japanische Popkultur behandelt wird, sondern sehr viel mehr. Ihr werdet feststellen, dass das nur einen kleinen Teil Japans ausmacht. Neben geschichtlichen Fakten, wird man auch etwas über Wirtschaft, Politik, die Gesellschaft etc. Erkenntnisse erhalten. Empfehlenswert ist es auch sich durch anderweitige Kurse in bestimmten Bereichen zu bilden. Beispielsweise könnte man japanische Teezeremonie oder Kalligraphie beginnen oder lernen wie man einen Kimono anlegt.



Bin ich ein „Weeaboo“?

Nun bin ich selbst ein großer Fan von Japan und der japanischen Pop- wie auch traditionellen Kultur und frage mich, inwieweit ich mich selbst als ein Weeaboo bezeichnen würde. Das Lustige ist ja, dass eindeutige „Weeaboos“ abstreiten, dass sie welche sind, weil mit dem Begriff eben eine negative Wertung mitschwingt. Ich will jedoch ehrlich zu mir und zu euch, meinen Lesern sein, und werde mal prüfen inwieweit die Kriterien auch auf mich zutreffen oder nicht.

1. Ein Weaboo Ist besessen von Japan/Japanischer Kultur und Anime etc. besessen und verhält sich so als wäre sie japanisch, auch wenn sie es eindeutig nicht ist.

Dazu müsste ich etwas weiter ausholen und definieren, was Besessenheit oder Sucht überhaupt meint. Ich stelle mir darunter einen übertriebenen Konsum japanischer Produkte vor. Der gesamte Alltag ist von japanbezogenen Dingen geprägt, ein Leben ohne wäre gar nicht möglich. Man interessiert sich also nur von Japan und alles damit zusammenhängt, während andere Interessen und Hobbys vernachlässigt werden. Das klingt auch so, als wäre man in seiner eigenen Welt und würde sich für die „reale“ nicht interessieren. Ist das bei mir so?

Ich beantworte das mit einem deutlichen NEIN. Natürlich hege ich ein starkes Interesse gegenüber Japan und ich leugne auch nicht, dass ich erst mit Manga und Anime mit dem Land und der Kultur Japans in Berührung gekommen bin. Doch ich würde nicht so weit gehen und sagen, dass sich mein gesamter Alltag nur um Japan dreht. Manchmal stelle ich mir zwar vor, wie wohl ein Leben in Japan wäre, aber es ist noch nicht so weit gekommen, dass ich meinen Alltag vernachlässige. Ich bin immer noch im hier und jetzt. Ich interessiere mich schon sehr für Japan und fast alles, was damit zu tun hat, aber mein Interesse ist doch noch in einem gewissen Rahmen, auf keinen Fall übertrieben. Ich informiere mich gerne über Japan, ab und zu habe ich mal Lust Blogs über Japan zu verfolgen und zu lesen und immer mal wieder neue Facetten meines Lieblingslandes zu entdecken. Ja ich bevorzuge Japan gegenüber anderen Ländern, weil ich die Kultur eben faszinierend finde. Aber ich bin nicht besessen davon, dass ich 24 Stunden am Tag alles über Japan heraus finden will.

Ich habe genug andere Interessen und Hobbys, die ich pflege und nur ein kleiner Bruchteil meiner Freizeit widme ich mich Japan und der japanischen Popkultur. Inzwischen ist das Interesse nicht mehr so stark wie früher. Wie ihr sicherlich festgestellt habe, schaue ich eigentlich kaum noch Anime, was verschiedene Gründe hat. Zum einen wegen meiner anderen Hobbys und weil mich momentan kein Anime so wirklich packt. Manga lese ich eigentlich auch nur noch sporadisch einmal die Woche höchstens und kaufe mir auch nur meine bevorzugten Mangaserien, aber auch nicht mehr so regelmäßig wie früher. Wenn ich mein Konsumverhalten mit meinem früheren vergleiche, sehe ich deutliche Unterschiede. Das bedeutet aber nicht, dass mein Interesse erloschen ist. Ich interessiere mich weniger für den Konsum der Animanga, dafür liegt mein Fokus mehr auf der Reflexion und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Manga und Anime, was sich in meinem Blog und meinem noch ausstehenden Buch darüber zeigt. Auch verfolge ich mit großem Interesse diverse Manga/Animeblogs. Meine Leidenschaft für die japanische Kultur ist noch immer präsent, sodass ich auch da immer mal einige Internetrecherchen mache.

Was dann das japanische Verhalten betrifft, muss ich sagen, dass ich da schon mehr in diese Richtung tendiere. Ich bin aber von Natur aus eher schüchtern, reserviert und sehe da schon ziemlich große Übereinstimmung zum japanischen Verhalten und Werten. Ich bin hilfsbereit und will auch niemanden zur Last fallen, teilweise bedanke und entschuldige ich mich wegen jeder Kleinigkeit und versuche in gewisser Weise „mein Gesicht zu wahren“. Was dem entgegen steht ist mein Bestreben mich selbst zu entfalten und eine individuelle Persönlichkeit zu entwickeln, was eher nicht dem japanischen Normen entspricht. In der japanischen Gesellschaft ist man eher geprägt, dass man sein Wohl dem der Gesellschaft unterordnet und sich anpasst, was auf mich nicht so sehr zutrifft. Klar, ich versuche nicht aufzufallen oder etwas zu tun, was andere verärgert, aber ich gehe auch soweit, dass ich alles gut finde und mache, was der Mainstream verlangt. Schlussendlich will ich damit sagen, dass ich schon einige japanische Züge habe, wobei ich nicht sagen kann, dass sie wirklich japanischspezifisch sind, denn auch in Europa gibt es genug Menschen, die gleiche Eigenschaften haben. Da ich außerdem schon vor meiner Anime/Manga zeit so war, würde ich sagen, dass das also nichts mit Japan an sich zu tun hat, trotz Ähnlichkeiten.


2. Weeaboos benutzen japanische Wörter, sprechen diese aber in der Regel falsch aus und klingen wie totale Idioten.

Bei diesem Punkt kann ich schon eindeutig NEIN sagen. Zwar verwende ich hin und wieder mal die typischen Slangwörter, die man aus Anime/Manga kennt, aber glücklicherweise nicht im übertriebenen Maße nur ab und zu, einfach um Lachen zu erzeugen. Ich meine es dann auch nicht wirklich ernst und versuche es auch so gut wie es geht auszusprechen. Es klingt zwar einfach nur witzig, sodass ich selbst drüber lachen muss. Anders als Weeaboos, die es wirklich ernst damit meinen, ist mein Gebrauch japanischer Wörter eher für komische Zwecke gedacht.


3. Das meiste Wissen über Japan und die Sprache basiert auf der japanischen Popkultur wie Anime und Manga.

Das kann ich nicht eindeutig mit JA oder NEIN beantworten. Zugeben muss ich nämlich, dass mein gesamtes Vorwissen über japanische Kultur und Sprache tatsächlich aus der japanischen Popkultur stammt. Sie war schließlich der Ausgangspunkt meines Interesses. Andererseits will ich nicht sagen, dass mein gesamtes Wissen über Japan nur aus Manga und Anime herkommt.

Denn ich weiß ja, dass die japanische Popkultur eben alles auch etwas verzerrt darstellt. Es sind kein verlässlichen Quellen, zwar erste Orientierungspunkte, aber nicht das Nonplusultra. Wie ihr sicherlich gemerkt habt, gründen auch meine Japan-Artikel nicht unbedingt auf Anime und Manga. Wenn ich mich über Japan informieren will, dann recherchiere ich im Internet auf spezifischen seriösen Japanseiten. Ich habe auch Blogs, die sich mit japanischer Kultur befassen wie Tofugu, Japanpowered oder Popyura (wissenschaftlicher Blog über japanische Popkultur), aber auch realitätsnahe Blogs, die über den Alltag in Japan berichten und das auch ungeschminkt. Generell verbringe ich Zeit damit immer wieder neuen Blogs über Japan zu finden, die vor allem aber auch objektive Fakten bringen, aber auch persönliche Eindrucke finde ich gut und lese ich gern.

Während meiner Recherche für meine Diskussions-Artkel und auch mein Sachbuch über Manga habe ich viel wissenschaftliche Literatur durchforstet, gelesen und verarbeitet. Ich finde es auch spannend, Manga und Anime aus wissenschaftlicher Perspektive zu behandeln. Dadurch bekommt man wirklich Hintergrundwissen zu Manga und Anime, beschäftigt sich mit den beiden auf einer eher sachlicheren Ebene. Dann sind Manga und Anime für mich nicht nur einfach Unterhaltungs- und Konsumgegenstände, sondern vor allem wissenschaftliche Objekte, die sehr interessante aber auch kritische Aspekte vorweisen. Ich nehme es nicht einfach nur hin, was mir Animanga auftischen, ich gehe reflexiv und kritisch damit um, wie man hoffentlich an meinen Artikeln sehen konnte. Ich schaue auch immer, was in Animanga an Japanischen Dingen dargestellt wird und frage mich „Ist das wirklich so?“ bzw. „Inwiefern spiegeln Manga und Anime japanische Kultur wider?“. Das sind so meine hauptsächliche Fragestellungen, die ich immer wieder aus verschiedenen Perspektiven bearbeite und beantworten will.

Insofern kann ich also die Frage eigentlich mehr mit einem NEIN beantworten, wenn ich mich entscheiden müsste. Neben Manga und Anime, habe ich weitaus mehr Informationsquellen, die ich heranziehe, um etwas über Japan zu erfahren.


4. Die japanische Kultur wird stark idealisiert, sodass sie als überlegener gegenüber der eigenen und anderen Kulturellen betrachtet wird.

Das ist ein Kriterium, bei dem ich etwas schwanken muss und wiederum zu einem „JEIN“ tendiere. Es ist wahr, dass ich in den ersten Jahren meiner Fanzeit Japan stark idealisiert habe und tatsächlich fast alles sehr anziehend finde, was aus Japan kommt. Sobald ich irgendetwas im zusammenhang mit Japan höre, sehe oder erfahre, werde ich hellhörig und interessiert. Japan ist also ein Stichwort, womit man mich immer ködern kann. Als ich vorhin meinte, dass ich mir immer mal vorstellen, wie ein Leben in Japan wäre, habe ich also schon indirekt gesagt, dass ich tatsächlich eine romantische Vorstellung von Japan habe. Die Argumente für Japan überwiegen. Doch nachdem ich mich immer mehr mit Japan beschäftigt habe, fernab jeder japanischen Popkultur, habe ich auch während meiner Recherchen für meine Japanartikel negative Aspekte gefunden, die mir die Augen geöffnet haben. Japan ist nicht so toll, wie ich es dachte, es gibt genug kritische Aspekte, wie u.a. Mobbing, Karoshi, die Prüfungshölle in Japan, das Geschlechterverhältnis, das konformistische Denken, die Yakuza, Kinderpornographie, die Scheinheiligkeit vieler Japaner etc. um nur einige wesentliche Kritikpunkte zu nennen.

Ich bin mir also durchaus bewusst, dass Japan nicht perfekt ist und es genug Schattenseiten meines Lieblingslandes gibt. Dennoch finde ich Japan toll, auch wenn ich weiß, dass es nicht perfekt ist. Ich interessiere mich nicht nur für die positiven, sondern auch für die negativen Seiten des Landes, auch die sind spannend. Mein Interesse ist also ambivalent. Noch immer mag ich Japan und werde es nicht bestreiten, dass ich es doch anderen Ländern bevorzuge, weil mich einfach die Stärken und positiven Facetten reizen. Die werden deswegen nicht schlechter, auch wenn ich mir der Schattenseiten bewusst bin. Ich bin nur nicht der Auffassung, dass man eben die negativen Seiten zugunsten der positiven verdrängen sollte. Das würde auch dem Land nicht gerecht werden, weil man es nicht so akzeptiert wie es ist. Es gehört eben dazu, man muss es nicht gut reden, sondern einfach nur akzeptieren mehr nicht.

Ich bin auf der anderen Seite aber nicht wie ein Weeaboo der Ansicht, dass mein eigenes Land oder andere Länder wesentlich schlechter sind als Japan. Sie sind weder besser noch schlechter, denn jedes Land hat seine Vorzüge und Schattenseiten, wenn man sie vergleichen würde. Mein Interesse ist subjektiv und soll gar keinen objektiven Anspruch haben. Was jeder gut oder schlecht findet, ist doch Geschmackssache. Jeder soll das mögen und nicht mögen, was er will, dazu hat jeder ein Recht. Ich finde Deutschland und so manch andere Länder wie die USA und Englisch toll und interessant, bin mir aber auch hier bewusst, dass nichts perfekt ist. Ich erkenne auch Vorzüge Deutschlands gegenüber Japan, wie u.a. das etwas lockere Bildungssystem, weniger Leistungsdruck, mehr Freiheit, Individualität etc.

Abschließend kann ich also zu diesem Punkt sagen, dass ich Japan nicht idealisiere, sondern mir bewusst bin, dass es auch Schattenseiten gibt. Gleichfalls hebe ich Japan auch nicht auf einen Thron, sondern erkenne, dass Japan wie jedes andere Land Vor-und Nachteile hat.



Zusammenfassend kann ich also die Frage, ob ich ein „Weeaboo“ bin mit NEINbeantworten. Sicher es bleibt Fakt, dass ich irgendwie japanophil bin, dass ich ein starkes Interesse für Japan entwickelt habe und weiterhin behalte werden. Aber es bleibt alles in einem übersichtlichen Rahmen.


Nun interessiert mich, was ihr davon haltet.

Habt ihr schon einmal von dem Begriff „Weeaboo“ etwas gehört? Was haltet ihr von dem Konzept? Kennt ihr jemanden, auf den das passt? Würdet ihr euch selbst als „Weeaboos“ bezeichnen? Seht ihr Unterschiede zu Otakus?

Verrückte japanische Videogames

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Heute stelle ich euch mal einige sehr verrückte und teilweise sehr verstörende Spiel aus dem Land des Wahnsinns vor. Bei vielen fragt man sich echt: Haben die Entwickler vielleicht Drogen genommen?



Yandere Simulator


Der Spiel steuert das Mädchen namens Ayano Aishi (auch als "Yandere-chan" bekannt), ein psychotisches japanisches Schulmädchen und Serienkiller, das sich in einen Mitschüler namens Taro Yamada verliebt und als Senpai bezeichnet wird. Alle Animanga-Experten wissen, was eine Yandere ist, für die Leute, die keine Ahnung haben, folgende Erklärung: Yandere sind meist Mädchen, die wahnsinnig in jemanden verliebt sind und alles für diesen tun, sogar über Leichen gehen. Innerhalb von zehn Wochen, verlieben sich weitere zehn Mitschülerinnen in Senpai und Yandere-chan muss sie darn hindern ihre Liebe zu gestehen. Das kann mithilfe verschiedener Methoden geschehen wie bspw. Mord, Erpressung und Mobbing. Yandere-chan bekommt sogar Unterstützung von einem Informanten der sich "Info-chan" nennt, der ihr bestimmte Angebote macht u.a. Waffen, Pläne zusteckt oder ihr anderweitig behilflich ist. Yandere-chan darf auf keinen Fall während ihrer Verbrechen entdeckt werden, sonst verliert sie an Ansehen und andere vertrauen ihr nicht mehr, was zum Game over führt.


Burn your fat with me


In dem Spiel übernimmt man die Rolle einer schüchternen Schülerin einer Kunstakademie, die abnehmen will. Um weiter zukommen muss man eine bestimmte Anzahl an Sit-Ups im Real Life absolvieren. An sich klingt das alles noch harmlos, ist es aber nicht. Denn der Schwarm im Spiel, der als Motivator agiert, ist ein Junge namens Kei Katsuragi, der selbst Anführer der Schülertheatergruppe ist. Er lässt keine Gelegenheit aus, um deinen Körper zu kritisieren. Schon die ersten Kapitel zeigen ihn, wie er sich über deinen Körper, deine Essgewohnheiten lustig macht und dir weiß macht, dass du unbedingt ein paar Pfunde ablegen solltest. Er vergleicht einen mit den modelhaften super dünnen Mädchen an der Schule. Mit Verlauf der Handlung werden seine Beleidigungen weniger und durch motivierende Aussprüche ersetzt, ein klassisches Beispiel des Tsundere-Tropus, bei dem der Char mit der Zeit netter wird. An sich eine lustige Idee, aber auch etwas diskriminierend gegenüber Mädchen.


"Doki Doki Majo ShinPan!" (Thump Thump Witch Judgement)


In diesem übernehmt ihr die Rolle von Akuji, einem Highschoolschüler, der absolut nichts tut, sich für nichts interessiert und diese gleichgültige Einstellung inne hat. Das ändert sich als er auf Lulu trifft, einem Geist, der ihm sagt, dass es in seiner Schule Hexen gibt, die er aufspüren muss. Danach beendet er sein Couch Potato-Lebensstil und fängt stattdessen Hexen. Wie das geschieht, ist eigentlich das Kuriose. Akuji kann die Hexen nur entlarven, indem er sie kitzelt, an ihnen reibt oder sie an bestimmten Stellen befummelt.


Hatoful Boyfriend


Das Spiel ist ein Otome-Game für Mädchen der besonderen Art, da man tatsächlich Tauben daten kann. Angesiedelt ist es im St. PigeoNation´s Institute, einer Highschool, in der alle Schüler, ja tatsächlich Vögel sind. Man kann zwischen acht verschiedenen Vögelmännern entscheiden und das versuchen das Herz eines bestimmten Vogels zu erobern.


Creature to Koi Shiyo!


Übersetzt bedeutet das Spiel „Lass uns in Kreaturen verliebt sein“ und zeigt, dass es keine Grenzen zwischen Spezies gibt und das Äußere nicht zählt. Man schlüpft in die Rolle von Ichitarou, dessen Eltern im Ausland arbeiten und ihn allein mit seiner Schwester lassen. Dann kommt noch seine schöne Kindheitsfreundin Kokoro ins Spiel, die nun ja kein echter Mensch, sondern eine Grille ist. Je mehr man in dem Spiel voranschreitet, desto mehr Figuren lernt man kennen, die alle irgendwie Kreaturen darstellen.



Sea-Man


Wenn man nur den Titel liest, denkt man sofort an Abenteuer oder dem Märchen des Fischermanns. Im Spiel seid ihr der Tierbesitzer einer sehr speziellen Tierform – dem Seaman. Dieser erinnert an einen Fisch, der später aus unerfindlichen Gründen zu einer Kröte mutiert. Was ihn aber so grotesk macht, ist sein menschliches Gesicht, das sprechen kann und dich sogar beleidigt. Deine Rolle ist es nun als professioneller Seaman-Besitzer sein wildes Mundwerk zu zähmen.


Catherine


Das Spiel behandelt Verpflichtungsprobleme, Alpträume, Schafe etc. Man selbst steuert den Protagonisten Vincent, der eigentlich ein ganz normales Leben mit seiner Freundin Katherine führt. Dann trifft er auf ein attraktives Mädchen namens Catherine und wacht am nächsten Morgen nackt neben ihr auf. Er bereut es, seine Freundin betrogen zu haben, fühlt sich aber zur anderen Frau hingezogen. Danach verfolgen ihn unzählige Alpträume, in denen er Treppen bestehend aus Blöcken erklimmen muss um wieder aufzuwachen. Dabei verfolgen ihn allerlei Monster, die ihm ans Leder wollen.


Kato und Ken



Das Konzept ist ganz einfach. Man wählt zu Beginn eine Figur, entweder Kato oder Ken. Beide sind Detektive und gehen auf Abenteuer um einen Businessmann von was auch immer zu retten. Als ein Jump´n´Run Spiel, muss man Gegner umgehen, äjhnlich wie bei Super Mario Bros. Die Feinde sind Vögel, die über einem fliegen und ihr Geschäft direkt auf deinen Kopf fallen lassen. Deine Spezialattacke ist das Pupsen und während du also deinen Weg gehst, siehst du einen Mann in an einem Busch urinieren. Ein wirklich kurioses Spiel...



Mister Mosquito


Wieder ein Spiel, indem man als Hauptfigur ein Insekt ist, indem uns der problematische Alltag einer Mücke näher gebracht wird. Das Ziel ist es Blut von der Yamada Familie zu saugen. Es gilt verschiedene Phasen zu durchstehen und ein Familienmitglied nach dem nächsten attackieren. Die Tochter muss man, wer hätte es gedacht, im Bad überfallen. Vorsicht ist geboten, wenn das Opfer die Saugattacke entdeckt, denn dann erreicht man den Battle Modus, indem man gegen Mückenspray wie Tritte und Schläge standhalten soll.


Gakuen Handsome



Gakuen Handsome ist ein BL visuel Novel von Team YokkyuFuman. Es ist eigentlich eher eine Parodie, die sich über BL Games generell lustig macht. Das Spiel beginnt mit einem namenlosen Charakter, der in eine Jungenschule nach sieben Jahr Abwesenheit gelangt. Dort trifft er auf eine verrückte Gruppe, einem etwas zurück gebliebenen Professor, einem Schülersprecher, der sogar für Noten Suizid begeht und einem narzisstischen Yandere, der andere Menschen mit seinem Kinn sticht.


I´m Sorry



Im Jahr 1985 veröffentlicht erinnert das Spiel an Pac-Man. Wir verfolgen den Protagonisten Tanaka, dem ursprünglichen japanischen Premierminister, der herumrennt, um Goldbarren zu sammeln. Während er also die Gegend unsicher macht, trifft er auf eine Menge Gegnern wie Madonna, Michael Jackson und selbst Carl Lewis, die einen stoppen wollen.



Super Table-Flip


Das Stress reduzierende Spiel erlaubt einem, einen Tisch auf die eigene Ehefrau, Kinder, Mitarbeiter und Gäste zu werfen, ohne, dass man dafür bestraft wird! Indem man das tut, gewinnt man die Aufmerksamkeit seiner Familie, sendet Schockwellen aus und bringt Gegenstände zum Poltern.



LSD: Dream Emulator


Die Idee hinter diesem Spiel stammt von einem Traumtagebuch, das 10 Jahre lange von den Gameentwicklern geführt wurde und beinhaltet die Gedanken, Sehnsüchte, Ängste eines Mannes. Das Spiel lässt dich in diese Alpträume eintauchen und geht 10 Minuten lang, dann wachst du auf. Während dieser Zeit im Traum wird die Umgebung nach dem Zufallsprinzip verändert und konstruiert, nichts wird jemals dasselbe sein und man selbst hat die Mission die Gegenden zu erkunden. Das Alles verwandelt sich bald in einen surrealen Alptraum, wenn die Objekte, die man sich anschaut, Körper sind, die herumhängen, bösartige Augen dich verfolgen und dann noch ein Schattenmann und ein Abyss Dämon erscheinen.


Boong-Ga Boong-Ga



Ein Arcade-Spiel, mit einem sehr einzigartigen Controller. Eigentlich ist es koreanischem Ursprungs, wurde aber auf den japanischen Markt gebracht und basiert auf Kancho, einem beliebten japanischen Streich, der auch als sexuelle Nötigung verstanden werden kann. Man formt seine Hände zu einer imaginären Waffe und steckt sie jemanden in den Allerwertesten.
Jedenfalls zurück zum Spiel. Man sucht sich einen Charakter aus, um diesen zu boong-ga boong-ga. So kann man seinen Exfreundin/Exfreundin, Schwiegermutter, Prostituierte und selbst einen Pädophilen auswählen. Wenn man sein Ziel erfasst hat, erscheint das Gesicht auf dem Monitor. Der Körper wird durch die Controller darstellt. Danach kann man also Kancho beginnen.


The Houchi Play



Man spielt einen mittelalten japanischen, perversen Mann, der selbst ein verzwicktes Spiel mit jungen, verkleideten Mädchen spielt. Gewissermaßen stalkt man ihnen hinterher, ohne, dass sie es merken und bleibt stehen, wenn sie einen ansehen. Man kann sogar Alkohol trinken um den eigenen Mut zu stärken und damit den jungen Mädchen besser und schneller hinterher schleichen.



Das war es also mit meiner kleinen Einführungen zu verrückten japanischen Spielen. Kennt ihr bereits welche? Was haltet ihr von diesen Spielen? Unsinn oder köstliche Unterhaltung? Welches Spiel würdet ihr spielen wollen und welches absolut gar nicht?







Review: Aoi Bungaku

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Übersetzt bedeutet der Titel „Grüne Literatur“ oder besser bekannt als Evergreen, womit Klassiker bezeichnet werden, die zeitlos sind und eine große Wirkung erzielt haben. Der Anime stellt eine Sammlung sechs verschiedener Adaptionen von modernen Klassikern der japanischen Literatur dar: Osamu Dazai's No Longer Human (Ningen Shikkaku) & Run, Melos! (Hashire, Melos!), Natsume Soseki’s Kokoro, Ryunosuke Akutagawa’s Hell Screen (Jigoku Hen) & The Spider's Thread (Kumo no Ito), and Ango Sakaguchi's In the Forest, Under Cherries in Full Bloom (Sakura no Mori no Mankai no Shita)



Meine Meinung:

Im Folgenden werde ich in auf jede einzelne der Adaptionen genauer eingehen, euch kurz die Handlungen vorstellen und dann meine jeweilige Bewertung dazu liefern.

Stories:



No Longer Human (Ningen Shikkaku) handelt von einem Highschoolschüler, der zunehmend seine Identität und seine Menschlichkeit verliert und sich von anderen Menschen vollkommen entfernt hat. Ohne Ziel fällt er in einen Teufelskreis innerer Massakrierung, Depressionen, Drogen, Sex, was ihn sein Leben lang verfolgt. In vier Kapitel wird sein Schicksal beleuchtet und jedes Kapitel stellt eine wichtige Episode in seinem leben dar, zeigt verschiedene Schwerpunkte seines Leben.

Wir verfolgen also das Schicksal eines jungen Mannes, erfahren im Laufe der Handlung nicht nur etwas über seine momentane Situation, sondern auch etwas über seine Vergangenheit. Insofern kann man die Geschichte als eine umgedrehte Entwicklungsgeschichte sehen. Und zwar insofern, es nicht zu einem Fortschritt, sondern eher einer Regression kommt. Ich fand die Geschichte von allen anderen am verstörendsten und auch sehr pessimistisch. Als erste Geschichte hinterlässt „No longer human“ einen sehr starken Eindruck auf den Zuschauer, sodass man einfach neugierig ist und sich nach verzehrt zu erfahren, was mit dem jungen Mann passiert. Wie man an der Zusammenfassung schon lesen konnte, ist es eine Geschichte eines recht psychisch zerstörten Mannes, der mit seinem Leben nicht zurecht kommt.

Schön fand ich, dass die Geschichte sehr tief in seine Psyche hinein schaut und den Zuschauer in die Abgründe seines Herzens hinein zieht. So sehr, dass man Angst hat, dem nicht mehr zu entkommen. Der Protagonist scheint irgendwie Minderwertigkeitskomplexe zu haben, denn immer wieder verfolgt ihn sein Vater, der ihm deutlich macht, wie wenig wert er doch ist. Weil er aus reichem Hause stammte, lag natürlich ein besonders großer Druck auf ihm und er musste immer den Erwartungen seines Vaters, der Familie und der Gesellschaft entsprechen. Irgendwann hat er es nicht mehr ausgehalten und ist aus allem ausgebrochen. Das war dann sein erster Tiefpunkt und der Anfang einer Odyssee voller Verzweiflung und Selbstzerstörung.

Was ich an dieser Geschichte interessant fand war also, dass ihn seine Vergangenheit deutlich heimsuchte und wie wir Einblicke in seine Lebensgeschichte bekamen. Er fühlte sich schon immer fremd in der Gesellschaft, als wäre er wirklich kein Mensch mehr. Um sich das nicht eingestehen zu müssen und sich anzupassen, hat er in der Schule den Clown gespielt, doch ausgerechnet ein bestimmter Mitschüler hat seine Fassade durchschaut. Von da an, flieht er nicht mehr vor der bösen Wahrheit, sondern versucht sich ihr zu stellen. Mit unerwartet schlimmen Folgen. Er bilde sich ein, dass sein Spiegelbild nicht mehr dem eines Menschen ähnelt, sondern einem Geist oder gesichtslosen Monsters. Warum er sich als Monster empfindet wird nie wirklich deutlich, vielleicht war das schon immer so. Auch ist er irgendwann davon besessen Porträts von seinem wahrne Ich zu malen, die ihn alle als undefinierbares entstelltes Monster darstellen. Zunehmend bildet er sich das auch ein und wird immer wahnsinniger, sodass das Monster Wirklichkeit wird und ihn verfolgt.

Die Geschichte hat also wirklich einen sehr psychologischen Ton, der mich sehr stark mitriss und teilweise wirklich erschrocken zurück ließ, sodass ich es etwas mit der Angst zu tun bekam. Diese surrealen Elemente, die immer wieder erscheinen, können einem echt Schrecken einjagen. Interessant fand ich wie von diesem Punkt aus sein ganzes Leben nur noch schlimmer wurde. Er gab sich Drogen hin, betrog andere Menschen, versuchte sich mit Sex zu betäuben, doch das alles klappte nicht, vor allem nachdem er eigentlich ein schweres Verbrechen begangen hatte, wodurch er noch mehr Schuld auf sich lud.

Auch als es so aussah, als könne er ein normales Leben führen, zerfiel sein idyllisches Leben wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Sein ganzes Leben gleicht einer einzigen Lüge. Was bleibt am Ende noch übrig? Was kann man mit so einem Leben noch anfangen? Ich gebe zu, dass ich ebenso stark herunter gezogen wurde, dass ich förmlich depressiv wurde durch die Geschichten, was nicht unbedingt positiv klingt. Ich finde jedoch, dass eine starke Leistung ist, wenn ein Werk so tief ins Bewusstsein und ins Herz eines Zuschauers greift und dann so etwas auslöst. Ich war wirklich befangen und brauchte meine Zeit das alles zu verarbeiten. Selten habe ich mal eine Geschichte gesehen oder erfahren, in der uns das Scheitern eines Individuums so hoffnungslos und bedrückend gezeigt wurde, wie in „No Longer Human“. Es zeigt außerdem ganz gut, wie ein Individuum an den Ansprüchen des Lebens und der Gesellschaft zugrunde geht.

Es werden wichtige Themen, die jeden betreffen, behandelt: Wer bin ich? Was macht mich zum Menschen? Was unterscheidet mich von anderen? Wie gehe ich mit Erwartungen und Pflichten um? Wie komme ich aus Krisen wieder heraus? Wenn das Leben unerträglich wird, wäre es nicht am besten, wenn man sterben würde? Wie kann ich für meine Sünden Erlösung finden? Das alles sind existenzielle Fragen, die schon stark ins Philosophische gehen, aber den Kern dieses Werkes sehr gut verdeutlichen. Ich bin auch generell ein Fan von psychologischen Werken und finde, dass dieses auf jeden Fall eine sehr gelungene psychologische Studie eines Individuums ist und einen auch zum Nachdenken anregen kann.



In „Forest, Under Cherries in Full Bloom (Sakura no Mori no Mankai no Shita)“ wird uns eine ungewöhnliche Liebesgeschichte im 12. Jahrhundert erzählt zwischen einem Bergbanditen und einer Frau, die von ihm entführt und dessen Frau wird.

Die Geschichte war für mich jetzt weniger stark, wobei ich den Anfang schon recht interessant gemacht empfunden habe. Es beginnt eigentlich alles harmlos und vor allem auch überraschend. Man denkt so, dass der Bandit skrupellos ist und andere Menschen ohne mit der Wimper zu zucken umbringt, aber er stellt sich eigentlich als moralisch heraus. Er will nicht unbedingt andere umbringen, sondern nur, dass sie sich eben nackig machen, also ihr Eigentum loswerden. Ansonsten lässt er sie einfach in Freiheit gehen. Zuhause warten dann seine Ehefrauen auf ihn und alles wirkt irgendwie etwas lächerlich, aber auch harmonisch. Und dann kommt der große Twist und die neue Ehefrau, die er erst entführt und zu seiner Frau macht. Sie stellt alles auf den Kopf und kehrt die Atmosphäre von locker-heiter, auf düster-ernst.

 Diese Wende war für mich total unvorhersehbar und ich fand es auch extrem grotesk wie zuvor alles noch lustig erschien, so wie wir es aus den Anime kennen und plötzlich die Stimmung todernst wurde und der Bandit „out of character“ handelt, als würde er von einer bösen Macht ergriffen. Noch mysteriöser wurde es dann auch vorher schon durch den Kirschblütenbaum, der eigentlich Harmonie und Schönheit ausstrahlt, aber eigentlich in dieser Geschichte das Motiv des Todes ist. Auch wie der Bandit auf den reagiert, wirkt irgendwie überzogen und grotesk. Insgesamt fand ich einfach die gesamte Geschichte einfach nur seltsam und nichtssagend. Eine Botschaft konnte ich dem allem doch entnehmen, nämlich, dass Menschen sich sehr leicht manipulieren lassen, weil wir eben schwach sind gegenüber unseren Trieben und Bedürfnissen. Wenn man nur richtig manipuliert wird, kann man nichts mehr tun. Die Einsicht, dass man falsch gehandelt hat, kommt leider für den Protagonisten zu spät. Das Ende war für mich überraschend und ebenso furchteinflößend wie der erste Höhepunkt in der Geschichte. Das belegt zum einen die manipulative Wirkung von Schönheit, aber auch, dass Schönheit und böser Charakter gerne mal Hand in Hand gehen. Definitiv eine Geschichte, die man so leicht nicht vergisst und die durchaus spannend war und auch ihre Momente hatte. Im Vergleich zu den anderen Geschichten hat mich diese aber aufgrund ihres grotesken Charakters und der wenig sympathischen Figuren leider nicht überzeugt.



Kokoro“handelt von einer Geschichte aus dem Jahr 1914 über das Leben eines jungen Mannes in der Meiji-Ära. Das Werk behandelt den Wechsel von der traditionellen japanischen Gesellschaft der Meiji-Zeit zur modernen Gegenwart, indem eine Freundschaft zwischen einem jüngeren Mann und einem älteren, von dem er Sensei bezeichnet wird, handelt. Der junge Mann und Protagonist lebt mit einer Witwe und deren Tochter in Tokyo. Er lädt seinen Kindheitsfreund, einen Mönch zu ihm ein, will ihm aus Hilfsbereitschaft eine Bleibe anbieten. Als der Mönch jedoch in die Tochter verliebt, gerät ihre Freundschaft in Schwierigkeiten. Die Geschichte wird aus beiden Perspektiven vermittelt.

Diese wiederum hat wiederum mich sehr gepackt. Mag sein, dass es an dem Plot und der Figuren lag, das wird es wohl gewesen sein. Augenscheinlich haben wir es mit einer Dreiecksbeziehung zu tun, was nichts Beeindruckendes ist, wäre da nicht die geschickte Erzählweise und die darin enthaltene Botschaft und die interessanten Themen. Wie schon erwähnt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt, einmal aus der des Senseis und einmal aus der des Mönches. Durch diese Erzählweise erhalten wir Stück für Stück ein Gesamtbild der Handlung, die wir uns aber erst einmal selbst zusammen reimen müssen. Wir müssen uns fragen, was entspricht der Wahrheit? Was sind die Motive der Figuren? Warum handeln sie so wie sie handeln? Was denken sie und was fühlen sie? Wer ist nun der Böse und wer der Gute? Wer hat Recht und wer Unrecht? Wem kann man glauben? Das waren so Fragen, die mich in den zwei Episoden beschäftigen und noch immer kann ich sie nicht eindeutig beantworten.

In der ersten Episode wurde es aus Sicht des Senseis erzählt, der hier natürlich besser wegkommt, wobei er teilweise auch an der späteren Misere Schuld hatte. Sein Freund wird als der seltsame „Andere“, als der Unzivilisierte dargestellt, während Sensei kultiviert und feminin zierlich aussieht, wodurch schon mal ein krasser Gegensatz sowohl im Äußeren als auch im Wesen deutlich wird. Jedenfalls wird der Mönch hier als der Böse, der Konkurrent dargestellt, der die Tochter an sich reißen will. Nun sind beide ja in sie verliebt und Sensei nutzt seine Stellung und Beziehung zu deren Mutter um sie an sich zu nehmen. Und so nimmt die Tragik ihren Lauf...

Die zweite Episode wird dann aus Sicht des Mönches geschildert, was ich sehr gut finde, weil wir dadurch mal die Gegenposition erfahren. Mein Bild, was eigentlich eher negativ war, hat sich zum Positiven geändert. Man schlüpft ja in seine Sichtweise rein und erfährt, wer er wirklich ist und was getan hat. Dadurch erhalten wir ganz andere Einsichten zu den Situationen, die wir in der ersten Episode gesehen hatten. Plötzlich erscheint alles in einem anderen Licht und auch der Sensei wirkt diesmal gar nicht mehr so gut, vielmehr böse und herablassend gegenüber dem Mönch. Wir bekommen Mitleid mit letzterem, was ja in der ersten Episode eindeutig vermieden wurde.


Nun kann man sich also entscheiden, auf wessen Seite man ist und wem man denn nun glaubt. Ganz ehrlich, irgendwie hat mich die zweite Episode doch mehr berührt, was psychologisch daran liegt, dass das, was am Schluss kommt, den meisten Einfluss auf uns hat. Und dennoch frage ich mich, wer nun Recht hat? In beiden Episoden werden beide mal gut und mal schlecht dargestellt. Vielleicht gibt es darauf keine Antwort, sondern hängt von der Sichtweise ab, was ich am ehesten denke. Vielleicht können wir daraus auch entnehmen, dass jeder Mensch immer positive und negative Seiten an sich hat, je nachdem aus welcher Perspektive wir jemanden betrachten. Das wiederum verweist einen auf das Ying- und Yang-Prinzip, nachdem Gutes und Böses immer zusammen hängt und beides nebeneinander existieren muss. Beide tragen immer einen Teil des anderen in sich. So ähnlich wäre es auch bei dieser Geschichte. Alles hat zwei Seiten, eine gute und eine negative.

Eine Sache, die mir an dieser Erzählweise gefiel, war, dass man daraus eine schöne Lehre ableiten konnte. Wir sehen die Realität nicht so wie sie ist, sondern immer durch verschiedene Brillen. Diese Brillen sind stets subjektiv, enthalten unser Vorwissen, unsere Wahrnehmung, die stets selektiv ist, nur das aufnimmt, auf das wir Wert legen. Mit enthalten sind unsere Ansichten, unsere Wünsche, unsere Ziele, Erfahrungen, all das was uns ausmacht, wirkt sich auf unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit aus. Welche Haltung wir uns gegenüber haben und unseren Mitmenschen schwingt ebenso mit bei. Kein Wunder also, dass ein und dieselbe Geschichte aus zwei Perspektiven eben anders ausfällt, weil die Geschichten ja auch von zwei verschiedenen Personen mit verschiedenen Sichtweisen vermittelt wird. Nun stellte sich mir die Frage: Was entspricht der Wahrheit? Gibt es denn die eine Wahrheit? Indirekt will uns die Geschichte zu verstehen geben, dass es eigentlich keine Wahrheit gibt, sondern mehrere, mehrere Perspektiven auf die Realität, die immer anders ist. Wir nehmen ja nicht immer nur wahr, sondern wir interpretieren auch immer das, was wir auch sehen und erleben. Und auch da fließt viel Subjektives mit rein. Deswegen kann man sich auch darüber streiten, wer von den beiden nun das Richtige getan hat oder nicht. Komisch fand ich aber nun, dass obwohl es nur eine einzige Handlung war, dennoch Unstimmigkeiten gab. Dialoge wurden teilweise nicht in den gleichen Situationen geführt und Fakten wurden immer wieder anders dargestellt, wo ich mich frage, was das soll. Entweder es hat einen bestimmten Grund oder es ist ein eindeutiger Plotfehler, anders kann ich mir das nicht erklären. Vielleicht soll es eben aufmerksame Zuschauer zum Denken anregen, vielleicht hat es auch einen tieferen Sinn oder eben nicht.

Ebenso fand ich den Konflikt zwischen Freundschaft und Liebe ganz gut dargestellt. Anfangs ist ja der Sensei noch total hilfsbereit und will seinem Freund was Gutes tun. Damit hängt übrigens auch der Konflikt zwischen Egoismus und Altruismus zusammen. Als er merkt, dass sich sein Freund und seine Geliebte zunehmend nähern, wird sein Altruismus durch seinen Egoismus immer weiter verdrängt. Am Ende muss er sich entscheiden, ob er seinen Freund unterstützt oder er die Liebe wählt und ihm die Chance nimmt. Ich finde es allzu menschlich, wie er gehandelt hat und doch bleibt ein bitterer Nachgeschmack übrig. Es geht in dem Werk ja auch um Verrat und Schuld, was ebenso schön beleuchtet wird. Auch in dieser Geschichte treffen wir auf existenzielle Fragen und Dinge im Leben, die einen schon sehr berühren und zum Nachdenken anregen.
Probleme der Kommunikation zeigen sich dadurch, dass die beiden nicht wirklich ehrlich zueinander sind. Besonders weil der Sensei seinem Freund am Ende nicht die Wahrheit sagt und daraufhin sein Freund ebenso nicht auf ihn zugeht und das offen mit ihm klärt. Wenn beide richtig gehandelt und geredet hätten, wäre das Schlimme nicht eingetroffen. Das ist ebenso das Tragische, was man aus vielen Dramen kennt.



Run, Melos (Hashire, Melos!)“ ist eine aktualisierte Bearbeitung des klassischen griechischen Erzählung von Damon und Pythias. Das wichtigste Thema hier ist die Freundschaft. Der Protagonist Melos tut sein bestes, trotz der schwierigen Umstände, um seinem Freund das Leben zu retten und am Ende zahlt sich alles aus.

Diese Geschichte fand ich zwar eigentlich ganz nett, aber im Vergleich zu den anderen nicht so gelungen. Gut fand ich, wie die aktuelle Geschichte mit der griechischen Erzählung verwoben wurde. Es finden sich viele Doppelmontagen, in denen beide Geschichten relativ parallel und inhaltlich passend verbunden und dem Zuschauer präsentiert werden. Auch der Höhepunkt wurde sehr dramatisch gestaltet und dennoch hatte ich nicht das Gefühl, wirklich mitgerissen zu sein. Klar fand ich es gut, dass mal die Freundschaft in einem Anime so schön zwischen zwei Menschen dargestellt wurde und doch packte es mich nicht so sehr. Ich weiß ehrlich gesagt nicht warum, vielleicht lag es daran, dass es zwei junge Männer waren und ich eine leichte BL-Tendenz gespürt hatte, was vielleicht auch gar nicht so die Absicht der Macher war, oder doch? Jedenfalls hatte mich das wohl etwas von der Geschichte distanziert. Ich konnte mich nicht wirklich in die Figuren hinein versetzen, obwohl Identifikationsmöglichkeit durchaus vorhanden war, das will ich nicht bestreiten. An sich aber eine interessant gestaltete Geschichte mit einer wichtigen Botschaft: Man sollte sich nicht an irgendwelchen Problemen aufhängen oder bitter werden vor Enttäuschung und Schmerz, sondern lieber die Zeit, die man mit jemanden hat, der einem wichtig ist, so gut wie es geht ausnutzen, bevor es zu spät ist. Begrabe deinen Stolz und vergebe lieber.



The Spider´s Thread Kumo no Ito“ bringt uns die Geschichte von einem kaltherzigen Mörder näher, der für seine Taten in die Hölle kommt. Doch weil Buddha Mitleid mit ihm hat, wird im ihm ein letzter Gnadenakt zuteil, weil er zumindest einmal eine Spinne verschont hat. Doch als ihm in der Hölle dieser eine Spinnenfaden erscheint, agiert er aus seinem Egoismus heraus unmenschlich, greift danach, der Faden zerreißt und er wird von der Hölle an sich gerissen.

Diese Geschichte kann ich vage bereits aus einem japanischen Märchen, an das ich mich leider nicht mehr so gut erinnern kann. Positiv an dieser Geschichte anzumerken habe ich, dass es mal cool ist einen durch und durch bösen Charakter zu sehen, den man am liebsten einfach nur töten möchte. Er wird wirklich so dargestellt, als ob er der Unmensch des Jahrhunderts wäre, weil er eben auch Unschuldige auf dem Gewissen hat. Einziger Hoffnungsschimmer ist, dass er eben eine Spinne verschont, was schon komisch ist, weil die nun nicht wirklich unschuldiger ist als die unschuldigen Menschen, die er getötet hat. Eher ähnelt sie ihm, weil sie ihr Netz spinnt und dadurch selbst zum Killer wird. Jedenfalls finde ich es cool, dass es diesen mystischen Touch hat.Die Geschichte wird dann interessant als er dann unerwartet geschnappt und getötet wird. Ab da sehen wir ihn, wie er in der Hölle schmort und von Horrorszenarien überwältigt wird. Alles wieder sehr schön surreal und verstörend gemacht, dass man wirklich das Gefühl hat, in der Hölle zu sein. Doch dieses Höllenerlebnis scheint keinen wirklichen Einfluss auf ihn zu haben, ihn irgendwie geläutert zu haben, denn als er den Faden an sich nimmt, ist er nach wie vor ein egoistisches Schwein, was nur an sich denkt. Das wird ihm zum Verhängnis. Ich finde die Geschichte ist eine didaktisch wertvoll, weil sie eins deutlich macht: Sei nicht so egoistisch und tue niemanden weh, dann wirst du auch nicht in der Hölle landen. Ja das ist schon etwas plump ausgedrückt, aber sagt doch, was die Geschichte im Kern meint. Andererseits zeigt die Story auch, dass selbst in dem grausamsten Unmenschen noch ein Fünkchen Hoffnung steckt und man muss sich fragen, inwieweit das dann eine Vergebung berechtigt. Sollte jedem Menschen vergeben werden, egal, was er getan hat? Wie viel wiegt schon so eine „gute Tat“, wenn er schon so viel Schlimmeres begangen hat, dass diese kleine gute Tat im Endeffekt gar nichts bedeutet? Kann so ein Mensch überhaupt noch gerettet werden? Die Geschichte gibt uns die Antwort dafür.


Hell Screen (Jigoku Hen)“ geht es um einen berühmten Maler, der von seinem Kaiser beauftragt wird sein wunderschönes Reich als Wandgemälde in einem Turm zu verewigen. Statt dieser Aufforderung zu folgen, malt er stattdessen die Hölle auf Erden. Denn der Kaiser ist grausam, ermordet und foltert seine Gefolgschaft wie es ihm beliebt. Weil der Maler nicht in der Lage ist, das zu malen, was er nicht gesehen hat, also ein friedliches Königreich, malt er stattdessen die grausamen Taten des Kaisers an seinem Volk. Er entscheidet sich, dass sein letztes Werk ein Tribut an das Land sein soll, so wie es auch wirklich ist.

Lustig fand ich, dass die letzte Geschichte eigentlich da beginnt, wo die vorherige aufgehört hat. Sie spielt immer noch im gleichen Setting, diesmal aber mit anderen Figuren als Protagonisten. Den Plot fand ich ansprechend und auch recht originell, frei von irgendwelchen Klischees und auch unvorhersehbar. Der Protagonist steht ja vor einem großen Dilemma: er soll für das Mausoleum des Kaisers das schönste Bild des Landes malen. Das Problem ist nur, dass das Land gar nicht so schön und idyllisch ist, wie sich der Kaiser das ausmalt, der selbst ein ziemlicher Egoist ist und sich kaum für seine Mitmenschen kümmert. Vielmehr haben die schrecklichen Bilder von gefolterten und ermordeten Menschen das Bild des Künstlers von dem Land geprägt. Das ist jedoch das Problem, denn wenn er das malt, ist sein Exekution gewiss. Und dennoch wagt er dieses große Meisterwerk, was für mich wirklich sehr erstaunlich war. Obwohl er auch hätte anders handeln können, malt er das, was er sieht. Darin sehe ich die große Stärke der Geschichte: Malerei ist nicht einfach nur Kunst, Schönheit und Ästhetik.

Malerei muss nicht immer nur etwas fürs Auge sein, viel eher dient sie uns die Wirklichkeit zu präsentieren, so wie sie ist. Mir ist klar, dass Kunst das nicht immer tun will und soll, doch in diesem Kontext spielt das schon eine wichtige Rolle. Man könnte sagen, dass die Kunst für den Maler sein wichtiges Ausdrucksmedium ist und eben das wiedergibt, was er gesehen und erlebt hat. Er äußert damit also, das, was seine Sichtweise ist, wo wir wieder bei der Realität wären mit ihren verschiedenen Gesichtern. Das Dilemma ist ja, dass der Künstlers einerseits sich selbst und seinen Kunstethos verraten könnte, um sein Leben zu retten und das zeichnet, was der Kaiser von ihm verlangt. Er entscheidet sich aber dagegen, opfert sich ganz seinem Künstlertum und bleibt also seinen Werten treu, was ich echt beeindruckend fand. Insofern thematisiert die Geschichte wie Menschen den Tod überwinden, sich ihm stellen, indem sie ihren Werten folgen. Für diese sogar ihr Leben riskieren, um etwas zu erschaffen, was sie selbst übersteigt. Sein Lebenswerk, wie es genannt wird, wird etwas sein, was ihn überdauern wird und was Teil des kulturellen Gedächtnisses werden wird. Es wird in die Geschichte eingehen und ewig weiterleben. Dadurch verewigt sich also der Künstler selbst in seinen Werken. Ziemlich philosophisch, aber sehr anregende Geschichte, die mich ebenso zum Nachdenken brachte.




Optik und Musik:

Anzumerken wäre, dass jede der einzelnen Adaptionen von anderen Machern produziert wurde und deswegen die Qualitätsunterschiede in der Animation, dem Zeichenstil und dem Musikalischen natürlich sehr schwankt. Ehrlich gesagt ist mir bei keinem so wirklich etwas negativ aufgefallen, was also heißt, dass im Durchschnitt alle Adaptionen durchschnittlich gut waren. Jedoch muss ich bezüglich des Optischen erwähnen, dass ich besonders alle Adaptionen optisch ansprechend fand trotz ihrer Unterschiede. Alle waren ganz hübsch gestaltet, die Figuren hatten Wiedererkennungswert, die Animationen waren flüssig und besonders die verstörenden Szenen wurden in einigen Episoden ganz gut dargestellt. Die Synchronsprecher waren in diesem Werk wie immer top.


Fazit:

Abschließend kann ich zu „Aoi Bungaku“ sagen, dass mich der Anime sehr angesprochen hat und auch einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen hat und wird. Ich finde es echt cool, dass sich ein Anime mal auch an richtiger klassischer Literatur traut und auch wenn ich die Vorlagen nicht kenne, finde ich, hat sich das ganze Unternehmen gelohnt. Heraus gekommen sind einige richtige Juwelen, die sich inhaltlich und optisch sehr von dem Einheitsbrei abgrenzen und auffallen. Das liegt natürlich eindeutig an den literarischen Vorlagen, für die mein Interesse nun geweckt wurde. Ich würde es begrüßen wenn man in Zukunft noch mehr klassische Literatur, ob nun aus Japan oder aus den westlichen Ländern, adaptieren würde. Ich glaube, dass das einfach das Interesse an der Literatur erhöhen würde, aber auch den Anime zu Gute kommen würde. Angesichts der Tatsache, dass die meisten Anime inhaltlich eher schwach sind, eher Klischees bedienen, weniger in die Tiefe kann, wäre es ein Versuch wert, sich mal an anspruchsvollere Stoffe zu wagen. Was dabei raus kommt, hat dieser Anime eindrücklich gezeigt. Die Stoffe sind anspruchsvoll, originell und passen sich dennoch dem Animesetting an. Sie haben mich ergriffen und auch sehr zum Nachdenken angeregt.


Nimm das Stöckchen!

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Heute mal ein Beitrag, der anlässlich einer Blogger-Parade zustande gekommen ist, denn ich wurde von den lieben Kolleginnen von kamiya zum Blogstöckchen nominiert. Danke für die Nominierung, es ist mir eine große Ehre! *__*

Eine ähnliche Aktion wurde bereits durch den„Liebster Award“durchgeführt und da mir das Spaß gemacht hat (euch hoffentlich auch), werde ich auch diesmal gerne mitmachen. :) Das Prinzip ist ähnlich: man bekommt Fragen, die man nach Gutdünken beantwortet. Dann denkt man sich wieder neue für andere Blogger aus, die man nominiert. Ein ewiger Teufelskreis. :D

Doch genug der Vorrede, kommen wir zum Eingemachten:


1. Du möchtest einen Anime schauen. Worauf achtest du bei der Serienwahl am meisten?


Für mich ist am allerwichigsten, dass die Anime in irgendeiner Weise besonders sind, sprich sich vom Mainstream abheben bzw. nicht totaler Unsinn sind. Anime, die nach 0-8-15 klingen, werden gleich ignoriert.


2. Auf welche kommende Serie/Game/etc. freust du dich am meisten?


Oh da gibt es tatsächlich eines, worauf ich eigentlich schon seit 2009 warte...Final Fantasy XV! Ich glaube, ich bin da nicht die Einzige, die schon Ewigkeiten darauf gewartet hat nicht wahr?! Entsprechend sind meine Erwartungen natürlich hoch, aber egal wie das Game im Endeffekt abschneidet, ich MUSS es mir holen!>___<

3. Welche Serie/Game/etc. hat in letzter Zeit am meisten enttäuscht?

Das ist eine ganz schwierige Frage...so wirklich etwas Enttäuschendes fällt mir spontan nicht ein. Ich kann nur sagen, dass ich mich sehr auf das aktuelle Fire Emblem gefreut habe, weil ich vom Vorgänger einfach nur überwältigt war (ich muss anmerken, dass es für mich der erste Teil der Spielereihe gewesen ist). Ich will jetzt nicht sagen, dass mich das Spiel total enttäuscht hat, aber ich habe mir doch besonders hinsichtlich der Story etwas Spannenderes erwartet und fand es auch etwas mies, dass man um die komplette Geschichte zu erfahren, alle drei Versionen kaufen musste....

4. Was ist dein Lieblings-Genre? Warum?

Eine kurze Zwischenfrage: Lieblings-Genre in Bezug auf Games, Serien oder Manga/Anime? Ich nehme mal letzteres an, okay? Puh auch keine einfache Frage...bei Manga tendiere ich eindeutig in Richtung Shoujo, weil ich trotz der Überzeichnungen und des nicht vorhandenen Realismus die Erzählweise und die Art wie Gefühle vermittelt werden unglaublich schön finde. Etwas Vergleichbares gibt es weder im Film, Game oder im Buch. Bei Anime sieht es ganz anders aus: Ich kann mich gar nicht so wirklich festlegen. Aber am liebsten schaue ich Anime, die die Genres Mystery, Krimi, Psychological und Drama haben. Ja etwas zu viele Lieblings-Genre auf einmal, wenn ich mich wirklich festlegen müsste, dann eher Drama/Tragedy, weil ich einfach gerne für mein Leben heule! Das ist so befreiend und zeigt mir wie wertvoll das Leben ist.

5. Welchen Anime hast du zuletzt gesehen? Und wie hat er dir gefallen?

Es ist tatsächlich gar nicht so lange her, seitdem ich meinen letzten Anime geschaut habe. (Habe ja auch über diesen auch einen Blogpost veröffentlicht zwinker). „Aoi Bungaku“ war für mich ein Anime der besonderen Klasse. Tolle Geschichten, düstere Atmosphäre und tiefgründige Botschaften und das alles verpackt in schönem Animations- und Zeichenstil. Für mich, die ja auf „besondere“ Anime steht, war dieser natürlich ein Jackpot. Da ich außerdem Germanistik-Studentin bin, mich für Literatur auch japanisch interessiere, war der Anime umso reizvoller, da er auf klassische Werken der modernen japanischen Literatur basierte.

6. Fährst du auf Cons?

Leider nein. Also die Lust wäre da, das Geld eher weniger. Ich war zwar schon mal auf 1-2 Concs (LBM, Contaku), aber bin jetzt nicht unbedingt ein Stammgast bei solchen Events, was ich schon etwas bedauere. Ich stelle mir das schon richtig cool vor, mit den ganzen Programmen, den Ständen, den Cosplayern und natürlich auch Treffen mit Gleichgesinnten, und irgendwann, ja irgendwann werde ich bestimmt auch öfter mal auf Cons vorbeischauen.

7. Was stört dich aktuell in der Szene ganz gewaltig?

Hmm da muss ich echt dolle überlegen. Das, was ich mich manchmal etwas nervt ist das Herumgehype um bestimmte Anime und Manga und dass sich sogenannte Fangirls wie auch Fanboys anmaßen zu glauben, sie hätten allein recht und niemand dürfte an ihren Lieblingsanime/manga etwas aussetzen. Aber auch sogenannte „Hater“ stören mir, die einfach nur alles schlecht reden wollen und ja kein gutes Wort über etwas fallen lassen, weil das ja dann inkonsistent wäre. Wir leben in einem freien Land, da darf jeder seine eigene Meinung haben und jeder darf mögen/nicht mögen, was er will. Ich finde diese ewigen Diskussionen über bestimmte Manga/Anime manchmal überflüssig, weil wie gesagt, Meinungen sind subjektiv, Bewertungen genauso. Auch die ganze Problematik um Objektivität versus Subjektivität nervt mich manchmal, auch wenn ich mich damit selbst mal intensiver befasst habe. Im Endeffekt gibt es aber kein gut oder schlecht.

8. Was bereitet dir am Bloggen am meisten Spaß?

Am Bloggen macht mir am meisten Spaß, dass ich einfach über das schreiben kann, was mir sehr am Herzen liegt. Ich mag das Schreiben an sich, weil ich mir immer wieder neue Ideen einfallen lasse. Das Recherchieren nach neuen Blogartikeln ist sehr interessant und erweitert auch meinen Horizont. Aber am allermeisten gefällt es mir, dass ich mit dem Bloggen andere erreichen und mich mit ihnen austauschen kann. Dadurch entstehen sehr interessante Diskussionen.

9. Hund oder Katze?

Oh da bin ich tatsächlich etwas im Zwiespalt, weil ich beide echt toll finde. >.< Aber wenn es hart auf hart kommt, wähle ich den Hund! Warum? Einfach weil Hunde einen richtig vergöttern und man mit ihnen mehr Abenteuer erleben kann. Sie sind auch meist viel anhänglicher als Katzen (ich verallgemeinere mal) und wollen ständig spielen. Katzen sind zwar auch toll, manche echt verspielt und verschmust, aber seien wir ehrlich. Sie sehen uns eher als ihre Diener an oder? :D Ich habe mi immer das Gefühl, dass sie auf einen herab schauen. ^^

10. Es regnet Schweine. Gut oder schlecht?

Ehm eher schlecht, weil die Dinger einfach mal total schwer sind! Wenn nur eines mal auf dir landet, bist du k.o. o____O Keine schöne Vorstellung. .___.

11. Du hast genau einen Wunsch frei. Was würdest du dir wünschen?

Ich würde mir wünschen, dass ich unendlich viele Wünsche frei hätte! Gilt das? Nein Spaß, das wäre ja Cheating. :D
Ich würde mir ewigen Frieden in der Welt wünschen, egal wie unrealistisch es ist, aber gerade deswegen wäre es doch wünschenswert oder?
_______________________________________________________________________

Nun suche ich mir mal ein paar andere Blogger aus, die ich mit Fragen überhäufen werden: Ich wähle …. Arisa, KameHotaruKiryu und Matsu aus!

Die folgenden Fragen dürft ihr beantworten:

  1. Warum hast du mit dem Bloggen angefangen?
  2. Welchen Anime/Manga-Hype kannst du absolut nicht nachvollziehen?
  3. Würdest du dich als Otaku bezeichnen?
  4. Welcher Anime/Manga hat dich zuletzt am meisten geprägt/beeinflusst und warum?
  5. Was machst du sonst so in deiner Freizeit außer Manga/Anime konsumieren?
  6. Wenn du eine Million Euro gewinnen würdest, was würdest du damit anstellen?
  7. Was sind deine liebsten Klischees in Manga/Anime?
  8. Wenn du für einen Tag in die Rolle eines Anime/Manga-Charakters schlüpfen könntest, welchen wählst du und warum?
  9. Zockst du und wenn ja welche Genres?
  10. Was haben Anime/Manga, was dir bei Filmen, Büchern und Serien fehlt?
  11. Was willst du unbedingt tun, bevor du stirbst?


Gezockt: Zero Time Dilemma (3DS)

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 31. Dezember 2028, Nevada Wüste. Neun Menschen leben seit fünf Tagen in der Dcom Anlage und unterziegen sich verschiedenen Experimenten. Am sechsten Tag jedoch die schreckliche Überraschung: sie sind in abgeschlossen Räumen gefangen, tragen seltsame schwarze Armbänder an ihren Handgelenken. Eine seltsame Figur mit einer Maske erscheint und fordert sie dazu auf das "Decision Game" (Entscheidungsspiel) durchzuführen. Daraufhin werden sie in drei Teams eingeteilt und in verschiedene Bereiche des Gebäudes verteilt. Welches Team wird es schaffen zu überleben? Das Schicksal der gesamten Menschheit hängt von ihrer Entscheidung ab!

Meine Meinung:


Story

Dies ist der letzte Teil der Zero Escape-Reihe, lässt sich aber zwischen den beiden vorherigen Teilen Zero Escape: 9 Hours 9 Persons 9 Doors und Virtue´s Last Reward verordnen, stellt also ein Bindeglied zwischen den bereits erschienenen Teilen dar. Insofern greift auch dieser Teil inhaltlich auf die beiden anderen Stories zurück, ohne jedoch Anfänger der Spielreihe zu überfordern, denn es wird immer auch Hintergrundinformationen geliefert und alles genau erklärt. Finde ich ziemlich gut, weil damit sowohl altes Wissen der erfahrenen Spieler aufgefrischt wird, aber auch Neulinge Zugang zur Serie finden. Das haben die Macher also ganz gut gelöst.

Wie auch in den vorherigen Teilen üblich haben wir es mit einer nicht linearen Erzählweise zu tun. Was ich damit meine? Es gibt keinen strengen Storyverlauf, zu den der Spieler gedrängt wird. Er wird nicht wie in anderen Spielen an die Hand genommen und geführt, vielmehr müsst IHR den Storyverlauf selbst in die Hand nehmen. Das war auch bei den letzten Spielen der Fall, doch bei diesem treiben es die Macher echt an die Spitze. Die Story ist im großen und ganzen vorhanden, doch die Art und Weise, wie wir sie erleben und erfahren, hängt von uns Spielern allein ab. So unterteilt sich die Handlung in verschiedene kleinere Fragmente und Handlungspfade, denen wir folgen müssen. Wir müssen bestimmte Aktionen durchführen und Entscheidungen fällen, die uns neue Episoden und Fragmente freischalten. Jedoch geschieht dies häufig recht zufällig. Wir haben immer die Möglichkeit die Handlung wie eine Art Karte zu begutachten und sehen, wie viele Handlungsstränge es gibt, welche Episoden wo zu verordnen sind und wie alle miteinander zusammen hängen. Diese Darstellung empfinde ich als absolut notwendig, denn sonst würde man komplett die Orientierung verlieren. Die Aufmachung ist gut und relativ kompliziert, man muss sich erst einmal etwas einarbeiten und orientieren, aber sollte nicht sehr schwer sein.


Viel zu oft verfolgen Stories anderer Spiele der normalen Erzählweise, weil sie einfach sicherer ist und man wahrscheinlich leichter den Überblick behalten kann. Es ist auch einfach technisch einfacher umzusetzen, als so eine Erzählweise wie in ZTD. Man kennt es ja auch aus anderen Visual Novels, bei denen man immer wieder Entscheidungen treffen muss und jede einzelne Entscheidungsmöglichkeit zu einem anderen Handlungsstrang führt. Das wäre der Idealfall, doch es gibt auch immer wieder Pseudo-Entscheidungen, die nicht wirklich zu verschiedenen Ergebnissen führen.

ZTD jedoch täuscht uns nicht, jede Entscheidung ist wichtig in diesem Spiel und führt zu anderen Ausgängen der Handlung. Ich mag an dieser non-linearen Erzählweise, dass man nicht einfach eine Story vorgefertigt bekommt und gut ist. Nein, man muss seinen Kopf anstrengen, sich mit den Fragmenten beschäftigen und überlegen, wie diese zusammen hängen. Man wird selbst zum Autor, indem man die Geschichten konstruiert, miteinander kombiniert ähnlich wie bei einem Puzzle, muss man alles selbst zusammen setzen um das große Ganze zu erfassen. Ehrlich, ich war manchmal etwas hilflos, trotz der schönen Story-Übersicht, es gab einfach eine Fülle an Episoden und verschiedenen Storyfragmenten sowie Handlungspfaden, dass ich manchmal nicht mehr klar denken konnte. Außerdem wird man auch gezwungen, einen Handlungspfad zu verlassen und den nächsten zu beginnen oder fortzusetzen. Linearität, so kam es mir vor, sollte unbedingt vermieden werden. Um den Spieler zusätzlich zu fordern und zu verwirren? Jedenfalls ist es den Machern echt gelungen, dass ich öfter mal solche Mindfuck-Momente hatte und mir ein großes „HÄ?!“ auf dem Gesicht geschrieben stand. Es war nicht immer einfach, von einem Fragment zum nächsten zu springen und dann wieder in die Story kommen. Da gehört schon geistige Arbeit dazu, sich zu erinnern, was da eigentlich der Hintergrund war etc. Und dann musste man sich ja mit neuen Informationen und Erkenntnissen auseinandersetzen. Puh, das war schon etwas nervenaufreibend.


Die Story an sich ist also unheimlich komplex, wie man meinen Vorworten schon entnehmen konnte und sie zu verstehen, teilweise auch ein geistiger Akt. Dabei ist der Anfang nicht einmal so kreativ und originell. Leute, gefangen in einem isolierten Ort, müssen ein Spiel spielen, bei dem Tote eigentlich nicht zu vermeiden sind. Ein komischer Typ in einem grotesken Aufzug spricht zu ihnen und man weiß nicht, warum das Ganze. Das Setting ist nicht neu, aber dennoch immer wieder aufs Neue spannend, weil ja am Anfang große Fragen stehen: Wer ist dieser Typ? Warum macht er das? Wer sind diese Figuren? Wie stehen sie zueinander? Wie soll es weitergehen? Wie kann man es schaffen, dass alle überleben? Ich fand es schon klasse, dass ich mit meiner ersten Entscheidung eigentlich den fast besten Ausgang der Story erreicht habe, was auch zufallsbedingt war. Der Anfang ist immer gleich, doch wie es weiter geht, dass hängt sehr stark eben von den Entscheidungen ab, die jeder Spieler für sich selbst wählt.

Wie gesagt es gibt so viele verschiedene Handlungspfade, dass ich sie unmöglich hier ansprechen und behandeln möchte. Nur so viel sei gesagt, dass jede dieser Routen für sich spannend genug war, sie zu verfolgen. Es gab immer wieder kleine und große Überraschungen, Spannung und Dramatik pur. Am tollsten fand ich, dass eigentlich bei so gut wie jedem Handlungspfad immer ein Punkt oder mehrere erreicht wurden, die man als Cliffhänger bezeichnen konnte. Der Pfad endet vorübergehend an so einem Punkt, wo man sich denkt: „Oh mein Gott! Was geschieht als nächstes?!“ Und dann kann man nicht weiter spielen, weil man erst tausend andere Sachen davor machen muss oder eben die richtige Antwort noch nicht gefunden hat. Wenn man nicht weiß, wer wen umgebracht hat. Es gab häufig solche Momente, in denen ein Handlungspfad einfach abgebrochen wurde, obwohl es dann besonders spannend wurde. Richtig geschickt und fies gemacht, wie ich fand.


Auch wenn es so verschiedene Wege gab, die Story zu erleben, gab es ja eigentlich immer nur diesen einen roten Faden: die Figuren wollen um jeden Preis lebendig entkommen und im besten Falle auch sich an demjenigen rächen, der ihnen das angetan hat. Dieser rote Faden wurde immer konsequent durchgehalten und mir ist auch nicht wirklich ein Plothole aufgefallen.

Jedenfalls gibt es auch in diesem Teil wieder sehr viele spannende Fragestellungen und Themen aus dem philosophischen und psychologischen Bereich, die sich durch das gesamte Spiel ziehen und noch einmal mehr zum Nachdenken anregen. Unter anderem wieder die Referenz zum morphologischen Feld, was nur besagt, dass gewisse Menschen in der Lage sind Gedanken mit anderen auszutauschen. Oder eben die Mehr-Welten-Theorie, die sich wunderbar in das Setting fügt, weil das Spiel der Auffassung ist, dass es nicht nur diese eine Welt gibt, sondern mehrere, was sich durch die verschiedenen Handlungspfade eben widerspiegelt. Mit jeder neuen Entscheidung eröffnen sich uns neue Wege und wir entscheiden uns für eine bestimmte Welt. Doch wer sagt, dass eine andere Entscheidung nicht ebenso eine mögliche Alternative darstellt und irgendwo in einer anderen Welt realisiert wird? 


Das ist das Grundprinzip der Zero Escape-Reihe und ich fand es auch in diesem Teil beeindruckend umgesetzt, obwohl ich es schon gut kannte. Ein drittes wiederkehrendes Story-Element ist das SHIFTEN, also das Springen in der Zeit. Manche Figuren haben die Veranlagung, ihren Körper zu verlassen und mit ihrem Geist zu einem anderen Zeitpunkt zu springen. Dann tauscht der zeitreisende Geist mit dem gegenwärtigen Geist und schwups befindet sich das Individuum in einer anderen Zeit und anderen Welt. Das wurde sehr sinnvoll und schön in die Story eingebaut und verbildlicht eigentlich nur das Spielprinzip. Wir springen ja als Spieler auch durch die Story-Übersicht zu verschiedenen Fragmenten. Dass das Inhaltliche sich so gut mit dem Spielerischen vereint, fand ich an der Spielereihe schon immer lobenswert.


Was in diesem Teil für mich aber neu war, war dieses Dilemma sich für oder gegen den Tod zu entscheiden. Sicher war der Tod auch in den anderen Teilen präsent, aber sonst war es nicht so, dass Entscheidungen so eng mit Todesurteilen verbunden waren wie in diesem abschließendem Teil. Krass fand ich ja die Ausgangslage, dass Zero, also der Mastermind hinter dem Spiel, von vornherein sagte, dass nicht alle überleben werden, dass unbedingt sechs Leute sterben müssen, damit die übrigen die sechs Passwörter erhalten, die notwendig sind, um zu fliehen. Wie kommt man an diese Passwörter, ohne jemanden zu opfern und zu töten? Das war die fundamentale Frage am Anfang und inzwischen wissen wir ja, dass es möglich ist und vor allem wie das geht. Aber anfangs denkt man sich so, na toll, dann überleben doch nicht alle. Aber das Spiel hat mir mal wieder gezeigt, dass man über den Tellerrand schauen muss. Sich nicht begrenzen darf, das Unmögliche wagen soll. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!

Dann gab es noch andere neue philosophische Gedankenstöße, Ideen und Theorien, die mich sehr reizten. Da war zum Beispiel auch ein Bezug zu einem japanischen Märchen, das ebenso die Zeitreise-Problematik umfasste oder das Anthrophobische Prinzip, mit dem man erklären will, warum die Menschheit existiert. Oder die Frage, warum Erinnerungen so wichtig sind. Ganz primär war auch die Problematik der Identität durch das Zeitreisen. Bin ich doch derselbe, wenn ich in der Zeit zurückgehe und in meinen alten Körper komme? Wer ist nun das wahre Ich? Darüber hinaus fand ich es interessant, dass noch andere Science-Fiction-Elemente eingebaut wurden wie zum Beispiel Technologien von Aliens sowie Mind Hack.



Figuren



Neue und alte Gesichter erscheinen in dem Spiel. Allgemein möchte ich sagen, dass es wieder lobenswert war, dass man eben nicht nur einfach in Schwarz-Weiß unterteilte, sondern jede der Figuren irgendwie komplex war, eine Hintergrundgeschichte bekam und dadurch plastischer wurde. Jede der Figuren war für mich individuell, unverwechselbar, hatte ihre guten und schlechten Facetten. An sich gab es keine Figur, ausgenommen vielleicht Mira, die ich absolut nicht leiden konnte. Auch sie hatte gewisse Vorzüge, die sie nicht als komplett böse wirken ließen. Im Endeffekt verfolgte man also das Ziel, Figuren zu erschaffen, die weder von Grund auf böse oder gut waren, es hing eben immer von den Entscheidungen ab, die man im Spiel traf. Ich möchte nur einmal kurz zu jeder der Figuren etwas schreiben.


Da wäre zum einen Sigma, der recht vernünftig und rational wirkt, den Körper es eines jungen Mannes, aber den Geist eines alten Mannes besitzt. Er wirkt manchmal etwas schroff, ist aber eigentlich sehr liebenswert.


Phi ist der ruhige Pol in der Gruppe. Sie wirkt etwas kalt und distanziert, man kann sie nicht so leicht durchschauen. Sie ist es aber, die von allen doch am rationalsten ist und stets den kühlen Kopf bewahrt.


Diana ist eine ganz Liebe, von allen mochte ich sie am meisten. Sie ist ruhig, reserviert, aber stets höflich und nett. Sie möchte eigentlich nur, dass es allen gut geht. Interessant fand ich aber, dass man sie nicht nur die ganze Zeit so als liebenswürdig darstellt, sondern sie durchaus auch ihre Schattenseiten hatte, besonders was ihre Vergangenheit betrifft.


Q ist von allen am meisten ein Rätsel. Ein kleiner Junge, der scheinbar aber doch sehr intelligent und begabt ist, belesen wirkt. Zusammen mit Diana war er einer meiner Lieblinge.


Mira erscheint sehr freizügig, selbstbewusst, nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie wirkt öfters mal ziemlich kaltherzig und im Laufe der Handlung erfährt man auch warum. Ehrlich gesagt war es für mich keine Überraschung mehr, denn sie wirkte von Anfang an etwas komisch.


Eric ist das, was man allgemeinhin als Weichei bezeichnen könnte. Ich fand ihn auch nicht so sympathisch ähnlich wie Mira und daher passte es, dass die beiden zusammen waren. Er ist der passive von den beiden, tut alles, was sie ihm befiehlt und so leicht zu manipulieren und in Panik zu versetzen. Seine Hintergrundgeschichte macht seine Persönlichkeit nachvollziehbar, man bekommt Mitleid mit ihm.


Junpei wirkt manchmal wie ein Bad Boy oder einer, der zu nichts Lust hat. Andererseits hat er auch etwas Mysteriöses und manchmal dachte ich sogar, dass irgendetwas nicht mit ihm richtig war. Er ist total zynisch und sarkastisch, was auch wieder auf seine Vergangenheit zurück zu führen ist.


Akane ist das Gegenteil zu Junpei ein herzensgutes Mädchen, was recht energisch und zielstrebig sein kann. Sie ist nicht so zaghaft wie Diana, ziemlich idealistisch, verbirgt aber auch einige Geheimnisse.


Dann hätten wir noch Carlos, der Retter in der Geschichte. Er ist Feuerwehrmann, strebt nach Gerechtigkeit und verfolgt ebenso hartnäckig seine Ziele.


Zum Schluss hätten wir noch den Master Mind der Geschichte, Zero, dessen Identität erst zum Ende gelüstet wird. Anfangs weiß man wirklich absolut nichts über ihn, außer wohl, dass er keine Skrupel davor hat, andere Leute zu quälen und Spiele mit ihnen zu spielen.


Gameplay


Allgemein könnte man die Visual Novel auf drei verschiedene Aspekte reduzieren. Zum einen haben wir den Cinema-Teil, bei dem der Spieler sich zurück lehnen und genießen kann. Durch die Sprachausgabe muss man auch nicht mehr so wirklich lesen, sondern kann einfach nur hören und schauen, das reicht dann schon. Dann haben wir den Part, in dem die großen Entscheidungen anstehen. Meist hat man zwei bis drei verschiedene Möglichkeiten. Entweder muss man sich für A oder B entscheiden, oder man muss Zahlencodes oder Passwörter eingeben. Je nach Entscheidung bekommen wir einen anderen Handlungsverlauf und dann noch mal einen Cinema-Teil.


Jedenfalls haben wir verschiedene Handlungspfade, man könnte die Optik auch mit einem Baumdiagramm (erinnert euch an eure Schulzeit und Stochastik, Wahrscheinlichkeitsrechnung und ihr wisst,was ich meine) vergleichen. Ein Punkt führt zum nächsten, zwischendrin verästelt sich aber ein Strang in mehrere kleinere Pfade usw. Diese Karte ist lebensnotwendig, denn nur mit ihrer Hilfe könnt ihr überhaupt das Spielgeschehen beeinflussen. Ihr habt also die verschiedenen Episoden, klickt diese an und springt sozusagen zu den dazugehörigen Zeitpunkten. Ihr könnt euch auch für eine andere Ansicht entscheiden, die unübersichtlicher ist, bei der ihr nur eine Sammlung an Bildern habt, die verschiedene Episoden repräsentieren, ohne zu wissen, wie diese miteinander zusammen hängen, was ich anfangs auch getan habe. Doch mit der Zeit will man doch wissen, wie die Verbindungen sind und dann wäre die andere Darstellungsweise angenehmer.

Jedes Mal, wenn ihr eine Episode abgeschlossen habt, kommt ihr immer wieder zu diesem Startpunkt zurück, wählt dann wiederum eine Episode und das ganze Spiel im Spiel fängt noch mal von vorn an. Damit habe ich schon einen Teil des Gameplays vorweg genommen, einfach, weil das meiner Ansicht nach auch in den Story-Teil gehört und bewertet werden sollte. Das ist für mich der große Pluspunkt des Spiels.

Das was ich aber richtig cool fand war, dass der Rätsel-Teil mit dem Novel-Teil teilweise sehr eng verzahnt war. Um bestimmte Zahlencodes oder Passwörter zu erhalten, die einem in der Story weiter brachten, musste man bei bestimmten Zwischensequenzen genau aufpassen und mitschreiben. Glücklicherweise erwähnen das die Figuren selbst, sagen so etwas wie, das sollte man sich merken etc. Das fand ich schon klug gemacht.


Was ebenso neu an der Spielweise ist, dass man nun drei verschiedene Teams hat, die aber bis zum Ende zusammen bleiben. In den vorherigen teilen hatte man zwar auch Teams, aber die mischten sich immer mal wieder. Wieder haben wir dadurch auch verschiedene Perspektiven, was noch mal viel Abwechslung bringt.

Was mir weniger gut gefallen hatte, war die Balance zwischen dem Rätsel-Teil und dem Cinema-Teil. Ich habe das Gefühl, dass erstere eindeutig zu kurz kam. Sicher es gab schon recht viele Räume, aus denen wir entkommen mussten, aber das machte vielleicht nur die Hälfte des gesamten Spiels aus. Irgendwann kam dann der Punkt an dem wir keine Räume mehr betraten, sondern vor allem eben Episoden freischalten mussten und dann die Passwörter und Codes herausfinden mussten, was man dann als Mischung aus Rätsel und Filmsequenzen bezeichnen kann. Ich fand den Teil auch sehr anspruchsvoll und gelungen, hätte mir aber gewünscht, dass man noch mehr Rätselräume eingebaut hätte.


Zu den Räumen und den Rätseln kann ich wieder nur sagen, dass ich sie wieder anspruchsvoll und gut empfand. Einige würden sagen, dass sich viele Rätseltypen wiederholen und es eintönig wird, aber ich empfand es nicht so. Es gab wieder Rätsel verschiedenen Schwierigkeitsgrades und manchmal echt harte Kopfnüsse, wo ich einfach nicht auf die Lösung kam. Glücklicherweise gab es ja dann recht schnell Guides und Komplettlösungen. Natürlich zog ich das erst in Betracht, als ich mit den Nerven am Ende war. Die Rätsel waren zwar teilweise hart, aber nicht unlösbar, bis auf eines, wo ich einfach nicht nachvollziehen kann, wie das funktionierte.

Meist bestand die Knobelei daraus, dass man erst mal den Raum erfassen und erkundete, Items entdeckte, aufnahm, mit anderen kombinierte und eben Hinweise fand. Da war viel Interaktion mit den Räumen, Gegenständen und der Umgebung gefragt. Dann gab es in einem Raum immer mehrere kleinere Rätsel, die dann wieder auf einander aufbauten, was ich ziemlich gut fand. Teilweise bekam man dann Dinge, die man für weitere Rätsel brauchte, um weiterzukommen. Logisches Denken war nicht nur bei den Rätseln, sondern auch bei den Entscheidungen wichtig, die in diesem Teil ebenso Rätselcharakter hatten. Bei einem Fall musste man heraus finden, welche Substanz das Heilungsserum ist und welche die Gifte. Einige dieser Entscheidungen basierten dann auf Zufall, sodass man einfach viel experimentieren musste.


Optik und Musik



Bei beiden Punkten kann ich nur sagen, dass ich sehr zufrieden war. Optisch wagte man bei dem Spiel zum ersten Mal richtige 3D-Optik und wirklich animierte Sequenzen, wodurch die starre Optik der Vorgänger ausgeglichen wurde. Dadurch hatte man echt das Gefühl, man würde einen Film schauen und nicht ein Spiel spielen. Die Qualität war aber jedoch nicht immer so, wie man es erwarten würde. Gestik und Mimik waren zwar vorhanden, teilweise aber so starr und seltsam animiert, dass man nicht ganz in den Sequenzen eintauchen konnten. Manches wirkte unfreiwillig komisch und noch recht unausgereift, nicht immer ganz stimmig. Da besteht noch sehr viel Entwicklungspotenzial.

An sich fand ich aber das Charakterdesign schon sehr gut, jede der Figuren war optisch unvergleichlich und auch so passte das Aussehen recht gut zu den Persönlichkeiten der Charaktere. Kleidung wie auch eben Gesicht und Gestalt waren aufeinander abgestimmt.

Die Musik war wie in den Vorgänger-Teilen die Creme de la Creme! Obwohl sie eigentlich mehr im Hintergrund spielen müsste, fiel sie immer wieder auf. Etwas kritisieren muss ich, dass mir viele Musiksstücke doch sehr vertraut kamen, was man auch positiv sehen könnte, weil es Nostalgie weckt. Auch wenn sich die Stücke wiederholen, teilweise auch ähnlich klingen, wirken sie dennoch sehr entscheidend beim Aufbau von Atmosphäre. Als Fan der Spielreihe kennt man die Stücke und weiß, was sie bedeuten, somit können sie auch als Vorausdeutung der Handlung angesehen werden. Auch wenn man sie schon etliche Male gehört hat, haben sie mir richtig Gänsehaut eingejagt und dazu geführt, dass ich noch mehr in das Spiel hinein gesogen wurde.



Fazit

Abschließend kann ich sagen, dass ich den letzten Teil der Zero-Escape-Reihe als gelungen bezeichnen würde und auch als guter Abschluss sehe. Die Story ist sehr komplex, steckt voller Tiefe und Twists und hält wieder interessante und philosophische Gedankenanstöße bereit. Das Gameplay ist eine gute Mischung aus Rätsel-Räumen und Kino-Teil, wobei ich mir etwas mehr Rätsel gewünscht hätte. Optisch gibt es zwar einiges zu bemängeln, doch an sich schmälert das nicht wirklich den Spielespaß. Wer also Fan der Reihe ist, für den ist der Teil sowieso Pflichtkauf, doch auch allen anderen Rätselfans kann ich das Spiel nur wärmstens empfehlen.


Gelesen: Liebe im Rampenlicht

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Mai Ando erzählt mit diesem Oneshot nicht nur eine Geschichte, sondern ganze drei, die sich alle um die erste Liebe drehen. Doch keine der Storys gleicht der anderen. Es werden verschiedene Blickpunkte auf das Thema erste Liebe gegeben. Diese gleicht manchmal einer Illusion, die leider verblasst, sobald man die Wahrheit kennt. Eifersucht und äußere Umstände gefährden die zarten Gefühle, die man füreinander hegt. Doch im Kern verweisen alle Erzählungen auf eine Sache: Dass die Liebe jeglichen Schwierigkeiten trotzen kann.


Die Titelgeschichte Liebe im Rampenlicht gibt uns Einblick in das Leben von Mimi, das sich schlagartig verändert, als sie tatsächlich zum Lesermodel auserkoren worden ist. Damit wird ihr nicht nur die große Chance eröffnet, schicke Klamotten zu tragen, wie ein echtes Model vor Fotografen zu posieren und die Hochglanz-Cover mit ihrem Gesicht zu schmücken. Das Schönste daran ist, dass sie ihrem großen Idol, dem Model Ryota, näher kommen kann. Doch auf einem Höhepunkt folgt meist der Tiefschlag: Dornröschen wird aus dem Schlaf geküsst und der Prinz entpuppt sich als ein recht arroganter Typ, der sie allzu gern auf den Arm nimmt.

Auf dem Boden der Tatsachen angekommen, versucht Mimi dennoch ihr Bestes für ihre kurzweilige Modelkarriere. Doch immer wieder werden ihr kleine Steinchen in den Weg gelegt: Erst muss sie den »geliebten« Ryota küssen und dann wird sie unter Aufsicht des Teams mit ihm auf ein Date geschickt. Zuerst widerwillig und doch mit großem Herzklopfen verändert sich zunehmend ihre Beziehung zu Ryota. Aus der unwirklichen Schwärmerei werden ernsthafte Gefühle auf beiden Seiten. Doch wie es der Zufall will, kommt es zu einem großen Disaster, bei dem diese Emotionen auf die Probe gestellt werden …

Diese Geschichte mag auf den ersten Blick nicht besonders erscheinen, doch der Ausgangspunkt fällt auf. Wann wird die Protagonistin schon mal als Model engagiert? Für viele Mädchen dürfte es interessant sein, einen kleinen Einblick in die Modelbranche zu erhalten. Doch nach einem erfrischenden Start folgen einige bekannte Klischees: Natürlich ist der tolle Schwarm in Wahrheit gar nicht so toll wie erwartet. Doch egal wie gemein er sein kann, die Protagonistin verliebt sich immer mehr in ihn. Obwohl man den bösen Schwarm aus anderen Shojo-Manga kennt, wird er hier nicht wirklich glaubhaft dargestellt. Er ist vielmehr distanziert, kühl und neckt Mimi sehr gern, aber das war es auch schon.

Mimi als Heldin kommt dagegen doch etwas erfrischender daher: Natürlich immer noch recht naiv und superfröhlich, aber wenigstens kann sie auch frech und schlagfertig sein. Leider wird in Bezug auf den Aufbau von Spannung nicht auf Originalität gesetzt. Denn die altbekannte Eifersucht und Missverständnisse spielen hier mal wieder die Hauptrolle. Doch man kann der Geschichte zugute halten, dass die Interaktion zwischen Mimi und Ryota sehr niedlich, unterhaltsam und natürlich vermittelt wird. Genau solche Beziehungen braucht man in romantischen Geschichten. Auch der Twist am Ende dürfte für einen überraschenden und herzerwärmenden Augenblick sorgen.

Die zweite Kurzgeschichte Der Krankenzimmerprinz erzählt von dem traumhaften Märchenprinzen Makisaka, der in der jungfräulichen Vorstellung der Heldin ein totaler Gentleman ist. Als sie durch Zufall ins Krankenzimmer gelangt, kann sie ihren Augen kaum trauen: In flagranti erwischt sie ihren geliebten Schwarm bei einer anrüchigen Tat mit einem anderen Mädchen. Zerbrochen ist die Wunschvorstellung unserer Protagonistin, was den Schürzenjäger Makisaki nicht davon abhält, sich über sie herzumachen. Doch Aikawa ist nicht wie die anderen, sondern schön anständig und lehnt ihn natürlich prompt ab. Wie geht man als Mädchen mit solch einer Entdeckung um?

Wie man also sieht, wird die Geschichte von einem erotischen Unterton beherrscht. Das ist insofern mal abwechslungsreich, weil in vielen Shojo-Manga eher die reine, unschuldige Liebe im Fokus steht. Natürlich werden in der Geschichte keine expliziten Darstellungen preisgegeben, das sollte verständlich sein, schließlich handelt es sich immer noch um einen Manga, der an jüngere Mädchen gerichtet ist. Dennoch lassen sich gewisse Andeutungen nicht verleugnen. Gerade dies macht die Geschichte zu einem erfrischenden Erlebnis, bei dem sich Junge und Mädchen immer näherkommen. Die Annäherungsversuche Makisakas sind explizit und lassen das Herz höher schlagen. Oftmals enden sie jedoch wenig spektakulär und werden ins Lustige gezogen.

Während der Anfang noch relativ neu erscheint, wirkt der Verlauf der Geschichte recht vorhersehbar. Erneut hat das Thema Eifersucht seine Hände im Spiel und treibt die Protagonisten auseinander. Nun fragt man sich aber, weswegen sich die Heldin auf diesen Mädchenschwarm einlässt, wenn sie dessen Abgründe bereits kennt? Könnte man einem solchen Typen vertrauen? Ist es vielleicht das Gefährliche an ihm, was anziehend ist? Wenn ihr Antworten auf diese Fragen haben wollt, lest am besten selbst.

Den Abschluss bildet die Kurzgeschichte Nachdem der Rock gefallen ist. Der Titel mag vielleicht etwas obszön klingen und gewisse Assoziationen wecken. Entwarnung: Es wird über nichts Schmutziges erzählt. Die letzte Geschichte bildet mit der Anfangsstory einen Kreis, denn die Protagonistin Hinako ist als erfolgreiches Model aktiv. Bis eines Tages ein anderes weibliches Model namens Yu den Laufsteg unsicher macht. Als ob es nicht erniedrigend genug wäre, gegen eine »Anfängerin« zu verlieren, stellt sich heraus, dass Yu überhaupt nicht so mädchenhaft ist, wie man glaubt …

Mit dieser Anspielung dürfte das Thema der Kurzgeschichte bekannt sein: Crossdressing. Eine herrlich amüsante Sache, dass für viele Verwirrungen und Spannungen sorgt. Die Geschichte hat ein recht rasches Tempo inne, ist kurz, dafür aber knackig. In gewisser Weise erinnert sie an einen bekannten Manga mit dem Titel Charming Junkie, der jedoch bei CARLSEN MANGA! erschienen ist. So dürfte die Geschichte aufgrund ihrer Charaktere und dem Crossdressing für einige lustige Momente sowie Lacher sorgen und weniger auf Drama Wert legen. Es ist amüsant, wie sich die beiden gegenseitig ärgern und vor allem Yu als Mädchen besonders nett wirkt, aber in Wahrheit der Teufel in Person zu Hinako ist.

Erwartet keine besonders originelle Geschichte mit viel Tiefe. Man kann der Story vorwerfen, dass sie sich zu wenig Zeit lässt, um auf die Gefühle von Hinako einzugehen. Denn es ist tatsächlich so, dass alles schnell erzählt wird und man es verpasst, als die Gefühle der Heldin erwachen. Das muss man aufgrund der Kürze, und weil es sich um eine Shojo-Geschichte handelt, einfach hinnehmen.


Zeichenstil

Verpackt wird das Werk in einem schönen, sauberen Zeichenstil, der typisch für das Genre Shojo ist. Die Figuren sehen gut und ordentlich proportioniert gezeichnet aus, lassen sich aber schwer voneinander unterscheiden. Auch wenn der Zeichenstil und die detaillierten Hintergründe von Mai Ando schön anzusehen sind, fehlt es ersterem an individuellen Wert.


Schlussendlich kann der Oneshot Liebe im Rampenlicht, der im Oktober bei TOKYOPOP erscheint, allen Fans des Genres Shojo empfohlen werden. Mai Ando präsentiert drei unterschiedliche, abwechslungsreiche und unterhaltsame Geschichten, die mal mehr oder weniger zwischen Liebesdrama und Comedy balancieren. Als flotte sowie kurzweilige Lektüre, die das Herz höher schlagen lässt, ist sie in jedem Fall geeignet. Es werden interessante, neue Ideen gebracht und doch bleibt das altbekannte Muster von Shojo-Manga erhalten.

Hachiko - die Geschichte einer unbeschreiblichen Treue

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Sicherlich habt ihr den Namen „Hachiko“ bestimmt schon einmal gehört. Auch ich wusste vor meiner Recherche ganz grob etwas zu diesem besonderen Hund, hatte sogar die Hollywood-Verfilmung, basierend auf der echten Geschichte, geschaut. Ich war wirklich ergriffen von diesem tragischen Schicksal und der absoluten Treue. Deswegen möchte ich euch heute ein bisschen etwas über Hachiko und sein Leben erzählen.


Hachiko wurde als Akita auf einer Farm in der Akita Präfektur in Japan am 10. November 1923 geboren und starb am 8. März 1935. Noch bis heute gilt er als Symbol für Loyalität bezüglich seines Herren, die bis über seinen Tod hinaus mehr als neun Jahre lang anhielt. Er ist als „chūken Hachikō“ (忠犬ハチ公 „treuer Hund Hachiko“) bekannt. Hachi steht für „Acht“ und das Suffix „ko“ für Zuneigung. Schon während seiner Lebenszeit wurde er in der japanischen Kultur als Beispiel für Loyalität verehrt. Nach seinem Tod wurde er nicht vergessen, sondern fand seine Würdigung in Statuen, Filmen, Büchern und in anderen Medien.


Leben


1924 nahm ein Professor der Landwirtschaft der Universität in Tokyo namens Hidesaburo Ueno Hachiko, einen gold-braunen Akita im Alter von zwei Jahren, zu sich nach Hause. Der Professor ging jeden Tag zur gleichen Zeit Arbeit und Hachi holt ihn anschließend immer nach Feierabend an der Shibuya Haltestelle ab. Das Pärchen hatte seine tägliche Routine bis Mai 1925 fortgesetzt, als Professor Ueno plötzlich nicht mehr zurückkehrte. Diesem litt an einer Gehirnblutung, woraufhin er starb, ohne sich von seinem geliebten Hund verabschieden zu können. Hachiko wartete währenddessen immer noch sehnsuchtsvoll auf seinen Herren und fragte sich, warum er einfach nicht zurück kehrte.

Im gleichen Jahr verließ die Witwe Tokio und gibt den Hund zu Verwandten. Doch dort hielt er es nicht lange aus und reist immer wieder aus. Wohin es ihn zog, liegt auf der Hand: Immer wieder wird er am Bahnhof gefunden. Dort saß er und wartete auf seinen Herrn. Der frühere Gärtner der Familie, der in der Nähe des Bahnhofs wohnte, nahm ihn bei sich auf. Täglich um kurz vor 17 Uhr überfiel den Hand eine Unruhe. Dann lässt ihn der neuen Besitzer hinaus und Hachiko läuft zum Bahnhof.


Daraufhin ging der treue Hund dennoch jeden Tag der kommenden neun Jahre, neun Monate und 15 Tage zum Bahnhof und hoffte auf die Rückkehr seines Herrchen. Das geschah immer sehr präzise, denn Hachiko kam gleichzeitig mit dem Zug am Bahnhof an.


Das ist natürlich den Menschen, die dort ein und aus gingen aufgefallen. Nicht immer fielen die Reaktionen freundlich aus: Hachiko wurde bespuckt, von Bahnmitarbeitern geschlagen, sogar mit Farbe besprüht. Doch das liebe Tier ertrug alles, litt weiter unter den Misshandlungen und gab nicht auf, sein Herrchen wiederzusehen. Das setzt sich über mehr als neun Jahre hinweg fort, ob bei Sonnenschein, Regen, Schnee oder Sturm. Natürlich hinterließ dies Spuren bei ihm...irgendwann wurde er krank.

1928 dann die Wende: ein neuer Bahnhofsvorsteher fängt an und hat den Hund gern. Er gibt ihm zu Essen und Trinken und bietet ihm einen Ort zur Erholung.

1932 hatte ein Student Uenos Hirokichi Saito (der ein Experte in der Akita-Zucht war) den Hund an der Haltestelle gesehen und folgte ihm bis nach Hause in Kobayashi, wo er dann die Lebensgeschichte des Hundes erfuhr. Kurze Zeit später veröffentliche der Student ein Zählung aller Akitas in Japan. Seine Forschung brachte heraus, dass es nur 30 reinrassige Akitas gibt inklusive Hachiko.

Immer wieder besuchte er Hachiko und gab über einige Jahre hinweg verschiedene Artikel über seine Loyalität heraus. 1932 wurde einer dieser Artikel im Tokioter „Asahi Shimbun“ publiziert, woraufhin der Hund nationales Aufsehen erfuhr. Die Misshandlungen hörten mit einem Schlag auf, anderen Stelle traten nun liebevolle Gesten und Anerkennung.

Hachiko wurde zu einer landesweiten Sensation. Seine absolute Treue und sein Gedenken seines Herren beeindruckte Menschen ganz Japans. Er wurde zum Symbol für familiäre Treue und Aufopferung.


Tausende von Menschen pilgerten nach Shibuya, um den treuesten Hund der Welt treffen zu können. Schulkinder streichelten Hachi, Tierärzte untersuchten ihn sogar kostenlos. Besucher brachten dem Tier Blumen und Futter. Und aus dem anfänglichen Namen „Hachi“ wurde nun „Hachi-ko“. Es gab sogar ein Hachiko-Lied und zahlreiche Gedichte, die im Gedanken an den Hund verfasst wurden. Die Geschäfte um den Bahnhof herum nutzten die Bekanntheit Hachis um Werbung für sich zu machen. Hachiko-Schokolade, Hachiko-Kuchen und Puppen des Hundes wurden der Renner.

Lehrer wie Eltern nutzten Hachikos Geduld als Beispiel, nach dem sich ihre Kinder richten sollten. Irgendwann wurde Hachikos legendäre Aufopferung zu einem nationalen Symbol der Loyalität besonders gegenüber Personen und dem Kaiser.


Tod


Hachiko starb am 8. März 1935 im Alter von 12 Jahren. Er wurde auf einer Straße in Shibuya gefunden. Am 11. März 2011 konnten Wissenschaftler den Todesgrund feststellen: Der Hund hatte sowohl Krebs im Endstadium und eine Fadenwurm-Infektion. Weiterhin befanden sich auch vier Yakitori-Spieße in seinem Magen, die jedoch keinen Einfluss auf seinen Tod hatten.

Nach seinem Tod wurde seine Leiche eingeäschert und im Aoyama Friedhof, Minato in Tokyo beigesetzt, direkt neben seinem geliebten Herrchen Professor Ueno. Sein Fell, was nach seinem Tod konserviert wurde, wurde ausgestopft und Hachiko ist bis heute im Nationalmuseum der Wissenschaft in Japan in Ueno, Tokyo, zu sehen.

Im April 1934 wurde eine Bronzestatue am Shibuya Bahnhof errichtet. Dafür wurden Spenden gesammelt, die vom kleinen Kind bis zum betagten Senior zusammen kamen. Seine Geschichte wurde auch in Schulbüchern gedruckt.


Die Statue wurde für die Aufrüstung des zweiten Weltkrieges recycelt. 1948 wurde eine zweite Statue vom Sohn des ursprünglichen Künstlers der ersten Statue in Auftrag gestellt. Als die neue Statue errichtet wurde, wurde auch eine große Einweihungszeremonie abgestattet. Die neue Statue, die im August 1948 dann endlich stand, ist bis heute noch da und ein bekannter Treffpunkt für Japaner. Die Station nahe der Statue wurde „Hachiko-guchi“ benannt, was so viel wie „Der Hachiko-Eingang/Ausgang“ bedeutet und ist eine der fünf Shibuya-Bahnhofs-Zugänge.


Jedes Jahr am 8. April wird die Hingabe Hachikos in einer feierlichen Zeremonie am Bahnhof abgehalten. Hunderte von Hundeliebhabern wohnen diesem Geschehen bei und gedenken seiner Loyalität.


Vorurteile über Anime und Manga - was ist dran und was kompletter Mist?

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Als Anime- und Manga-Fan ist man heutzutage in Deutschland immer noch eher Teil einer Nischenkultur, auch wenn Deutschland von einem wahren Anime-und Manga-Boom erfasst wurde. Hin und wieder werden auch Reportagen über die Fanszene gebracht, die mal mehr oder weniger die Wirklichkeit darstellen. Doch auch wenn Manga und Anime schon seit Jahrzehnten in Deutschland etabliert sind, werden sie eher toleriert als wirklich akzeptiert. Beide Medien sind noch weit davon entfernt, so hingenommen zu werden wie Literatur und Film. Man könnte diese Stellung mit der von Games gleichsetzen, wobei letztere dann doch etwas besser wegkommen, da es hier scheinbar eine größere Community gibt und sogenannte Casual Games wie Spiele für die WiiU und diverse Apps für Smartphones auch die breite Öffentlichkeit ansprechen. Natürlich gibt es hinsichtlich Games genug Vorurteile (a la Killerspiele und Nerds). Doch heute möchte ich mich mit den Vorurteilen über Anime und Manga befassen und meine Meinung dazu abgeben, wie diese Vorurteile zustande kommen und wie viel tatsächlich auch dran ist.


Doch zunächst einmal etwas Begriffserklärung.
Vorurteile sind stabile negative Einstellungen gegenüber Gruppen, aber auch Gegenständen und Sachverhalten. Sie basieren meist nicht auf eigenen Erfahrungen, sondern werden einfach vom „Hören-und-Sagen“ unreflektiert übernommen. Der Vorurteilsbegriff ist besonders normativ und moralisch geprägt. Die Definitionen, die ich während meiner Recherche gefunden habe, beziehen sich meist auf soziale Werturteile, also auf Menschen bzw. Menschengruppen. Dabei werden diese als minderwertig und negativ betrachtet, obwohl man sie eigentlich gar nicht kennt und diese Urteile auch nicht Hand und Fuß haben müssen. Meist gehen Vorurteile also mit viel Irrationalität einher, Logik muss nicht vorhanden sein. In unserem Fall jedoch meine ich aber Vorurteile gegenüber bestimmten Dingen und finde, dass man diese Definition auch auf Animanga übertragen kann. Vorurteile stammen also von Leuten, die eigentlich keine Ahnung über das haben, worüber sie vorurteilshaft belastet sind. Sie haben vielleicht eine vage Vorstellung, haben sich aber nie eingehend damit befasst, weswegen es ja auch „Vor“-urteil heißt. Ein richtiges Urteil kann man nur fällen, wenn man genügend weiß. Doch Vorurteile sind solche Einstellungen, die getroffen werden, bevor man wirklich urteilen kann. Man urteilt nicht selbst, sondern übernimmt nur Urteile anderer. Meiner Meinung nach gibt es folgende Vorurteile über Manga und Anime:



Nummer 1: „Anime/Manga sind doch nur etwas für Kinder!“


Für mich eindeutig auf Nummer 1, weil man es immer wieder zu hören bekommt, wenn man jemanden von seinem Hobby erzählt. Eine solche Aussage stammt meist von Leuten, die wirklich fast überhaupt nichts mit diesem Hobby zu tun haben. Vielleicht haben sie mal zufälligerweise vor paar Jahren in das Nachmittagsprogramm von RTL 2 geschaut und dann eben die Mainstream Anime wie Digimon und Pokemon gesehen, bei denen man schon durchaus den Verdacht haben kann, dass Anime nur etwas für Kinder sind. Ich nehme an, dass dieses Vorurteil besonders stark ist, weil viele der früheren Anime tatsächlich von den deutschen Sendern eher an die Kinder gerichtet waren. Sie liefen im Nachmittagsprogramm und es wurden eben mehr Anime gebracht, die auch Kinder/Jugendliche als Protagonisten haben. Das ist so eine Sache, die nicht von der Hand zu weisen ist: Der Anteil an Kindern und Jugendlichen in Anime ist einfach sehr viel höher als der der erwachsenen Figuren. Ich kann mir das dadurch erklären, dass die Kindheit und Jugend etwas besonders schönes für die Japaner gewesen ist und „ewige Jugend“ einfach erstrebenswert ist. Jeder kann sich mit diesen beiden Entwicklungsphasen identifizieren. Das führt dann aber leider dazu, dass das Vorurteil „Animanga seien nur Kinderkram“ noch stärker hervortritt.

Darüber hinaus kommt noch dazu, dass die Optik bei vielen Anime und Manga (Mainstream) eben doch sehr kindlich angehaucht ist. Die Figuren sehen einfach schön und jung aus, und werden dann noch extra niedlich gezeichnet (siehe Kindchen-Schema), damit man sie noch sympathischer findet. Das ist ein Phänomen, was sowieso sehr tief in der japanischen Kultur verwurzelt ist. Irgendwann hat sich eine Kawaii-Kultur in Japan eingenistet, die man nicht nur bei Manga und Anime sieht, sondern in der gesamten Popkultur u.a. auch bei japanischen Idols. Die meisten, die nur mal einen Blick auf Anime werfen, werden wohl eher nur das Optische wahrnehmen und da sie sehen, dass der Zeichenstil meist doch sehr kindlich aussieht, wird die Assoziation „Animanga = Kinderkram“ noch mehr verstärkt. Darüber hinaus kommt hinzu, dass auch westliche Zeichentrickfilme eindeutig nur für Kinder gebracht werden. Da ist die Vielfalt noch viel geringer als bei Anime. Nun darf man natürlich nicht den Fehler machen und Disney-Filme mit Anime gleichsetzen, doch für den unwissenden Zuschauer wird es wohl kaum Unterschiede geben. Er wird beides gleichsetzen und folglich denken, dass auch Anime wie Manga nur etwas für Kinder sind. Doch nur, weil etwas so aussieht, muss es noch nicht so sein. Man sollte nicht den Fehler begehen, die Form mit dem Inhalt gleichzusetzen, was aber bei Vorurteilen sowieso leicht passieren kann. Sicher, sind viele Anime und Manga im kindlichen Look gehalten, doch schaut man sich auch mal die Handlung an, wird man feststellen, dass so vieles ganz bestimmt kein Kinderkram ist.

Doch stimmt es tatsächlich, dass sie nur etwas für Kinder sind? Meine Antwort darauf ist eindeutig: NEIN. Denn wer sich eingehend mit Manga und Anime befasst hat, wird merken, dass es eine breite Vielfalt an verschiedenen Genres sowie Kategorien nach Altersgruppen gibt. Natürlich sind einige Genres in Deutschland sehr stark verbreitet und andere dagegen eher weniger (wie Manga für Senioren beispielsweise). Shonen und Shojo dominieren nahezu den gesamten Manga-Markt in Deutschland, was wahrscheinlich dazu führt, dass man deswegen glaubt, dass auch Manga eher etwas für das jüngere Publikum ist. Was mir nun aber auffällt ist, dass beide nicht unbedingt an Kinder gerichtet sind. Sicher an etwas ältere Kinder und auch Jugendliche, aber wir als Fans wissen auch, dass sich beide auch großer Beliebtheit unter erwachsenen Fans erfreuen. Während in Japan eine starke Differenzierung nach Alters- und Geschlechtsgruppen existiert, ist das in Deutschland etwas lockere. Nicht nur, weil auch viele Mädchen Shonen lesen, sondern auch weil sich eben die Genres immer mehr vermischen. Jedenfalls haben beide Genres nicht mal unbedingt Kinder als Zielgruppe. Es gibt aber ein Genres, was sich speziell an „Kodomo“ (Kinder) richtet, aber in Detschland, soweit ich weiß, nicht wirklich Zugang gefunden hat. Jedenfalls gibt es nicht nur Genres für Kinder wie Jugendliche, sondern auch welche, die sich an Erwachsene richten wie Seinen, Josei etc. Nicht zu vergessen, die Genres, die sich an der sexuellen Orientierung halten wie Yaoi, Yuri und Hentai, womit ich mich im nächsten Urteil intensiver befassen will.

Jedenfalls gibt es auch in dem Medium Manga und Anime eine breite Themenvielfalt, für jede Altersgruppe ist etwas dabei. Nur ein kleiner Bestandteil ist wirklich explizit an Kinder gerichtet, der Rest verteilt sich auf alle anderen Altersgruppen. Zu sagen, dass Manga/Anime nur Kinderkram wären, ist also FALSCH. Das hängt wie gesagt mit der einseitigen öffentlichen Wahrnehmung, den westlichen Zeichentrickfilmen und nur oberflächlichen Wissen über die Genres zusammen.



Nummer 2: „Anime/Manga sind doch alle pornographisch und pervers!“


Dieses Vorurteil steht eigentlich im direkten Kontrast zum ersten, wird aber mindestens genauso häufig abwertend angebracht. Nun frage ich mich, ob die Leute merken, dass da irgendwie keine Logik ist, wenn man mal annehmen würde, dass beide Vorurteile der Wahrheit entsprechen. Vielleicht ist es auch eher so, dass beide Vorurteile nebeneinander bestehen, aber von verschiedenen Fraktionen geteilt werden. Es wäre bestimmt lustig, beide miteinander darüber diskutieren zu sehen und zu schauen, wer am Ende recht hat (was fraglich ist).

Wie kommt es aber dazu, dass man nun Manga/Anime einerseits als Kinderkram abstempelt, aber dann auch wieder behauptet, dass sie pervers sind? Erst einmal muss man pervers und pornographisch voneinander trennen, beides ist ja nicht das Gleiche. Pervers ist ein Werturteil und meint eigentlich einfach nur das Gegenteil von „normal“, so etwas wie krank, abnormal, jenseits der Normen, abstoßend. Ist also sehr abwertend gemeint. Das Vorurteil ist schon mal definitiv falsch, weil das Medium Anime und Manga gar nicht pervers sein kann. Was höchstens pervers sein kann, ist höchstens der Inhalt. Also schon mal ein inhaltlicher Fehler, der sich hier eingeschlichen hat. Pornographisch muss ich wahrscheinlich gar nicht erklären, damit sind also sexualisierte Handlungen gemeint bzw. explizite sexuelle Handlungen, die die Figuren durchführen.

Ich vermute, dass dieses Vorurteil dadurch zustande kam, weil man einfach das Urteil über ein sagen wir mal extremen Genre auf das gesamte Medium übertragen hat. Denn wovon die Leute eben ausgehen ist, dass alle Manga/Anime Hentais sind und die sind natürlich pornographisch, das liegt einfach in der Natur des Genres. Der Fehler den die Leute machen ist zum einen, dass sie sich nicht mit Manga/Anime auskennen, folglich keine Ahnung von deren Genresvielfalt haben und zweitens davon ausgehen, dass alle Anime Hentais sind. Der Umkehrschluss, dass Hentais Anime sind ist richtig, aber es ist falsch vom Gegenteil auszugehen. Ein typischer Denkfehler. Das Vorurteil wird dadurch bekräftigt, weil heutzutage überall das Prinzip „Sex sells“ verbreitet ist. Hentais sind einfach aufgrund ihres Inhalts obszön und bei einigen Vertretern glaubt man wirklich, dass dieses Genre Grenzen überschreitet. Vieles darin ist nicht normal, aber was ist schon normal? Jedenfalls weckt alles, was mit Sex zu tun hat, natürlich die Sensationslust der Leute. Man muss sich nur die ganzen Klatschblätter ansehen und wird ständig über irgendwelche Affären, Sex-Skandale und Ehebrüche informiert werden. Die Leute lieben das Sex und alles was dazu gehört. Kein Wunder also, dass Hentais ebenso für Aufmerksamkeit sorgt und man folglich so stark davon geprägt ist, dass man eben alle Anime für Hentais hält. Da wäre wieder eine Art Aspektbetonung zu nennen, denn Hentais überschatten als Minderheit also als Subgenre das gesamte Medium. Die Leuten glauben, dass ein Genre repräsentativ für den Rest steht, was auch beim ersten Vorurteil der Fall war.

Jedoch zurück zur Ausgangsfrage, weswegen man nun Anime/Manga immer als Schweinchenkram abtut. Und da muss ich leider gestehen, dass sie tatsächlich nicht ganz unschuldig daran sind. Tatsächlich ist der Gehalt an sexuellen oder sagen wir mal erotischen Elementen in Anime zumindest recht hoch, was aber damit zu tun hat, dass vor allem Ecchi und Harem-Werke sehr beliebt und von Otakus konsumiert wird. Hinzu kommt, dass auch in Shonen und anderen Genres viel Erotik mit eingebracht wird und selbst in solchen Genres wie Slice of Life meinetwegen, immer mal wieder Fanservice gebracht wird. Andererseits sollte man Ecchi sowie Harem nicht mit Pornos gleichsetzen. Denn Sex etc. taucht da ja gar nicht auf. Höchstens vielleicht erotische Szenen, in denen es förmlich knistert. Mir ist aber generell auch aufgefallen, dass sehr viel Wert auf „Sex sells“ gelegt wird. Schauen wir uns doch nur mal die Frauen und Mädchen in diesen Genres an, die schreien förmlich nach „Nimm mich!“. Große Oberweite, schöne Körper, knackiger Popo und dazu auch immer mal wieder Pantsu-Shots und erotische Szenen mit dem Protagonisten. Das brennt sich eben in das Gedächtnis der unwissenden Laien, die dann sofort glauben, dass alle Anime nur aus Sex bestehen. Wobei das ja auch nicht korrekt ist, weil nur ein winziger Teil der Anime/Manga wirklich aus Hentais besteht. Es wird also eindeutig übertrieben. Dennoch muss ich gestehen, dass durch die gezielte Selektion eben solcher Werke das öffentliche Bewusstsein über Anime/Manga stark beeinflusst wird. Kein Wunder also, wenn Unwissende so ein Vorurteil entwickeln.

Doch wie immer kann man das nicht auf alles übertragen. In Shojo und Comedy beispielsweise finden wir solche sexuellen und erotischen Aspekte kaum. Da gilt eher die reine übertriebene Unschuld und Liebe. Und um weitere Gegenbeispiele zu nennen: die alten Anime, die mal im deutschen Fernseher liefen wie „Dragon Ball“, „Pokemon“, „Sailor Moon“, „Doremi“ etc. sind eigentlich fast nahezu befreit von solchen sexuellen Anspielungen. Damit schlägt Vorurteil 1 Vorurteil 2, auch sehr praktisch. Ich sage also mal wieder, dass das Vorurteil nicht stimmt. Nicht alle Anime sind Hentais, aber alle Hentais sind Anime. So wird ein Schuh daraus. Es gibt wie gesagt verschiedene Genres und auch Themenfelder, die Animanga abdecken und der sexuelle Bereich ist nur einer von vielen. Dieses Vorurteil verkennt einfach die Themenvielfalt und auch Qualität von den beiden Medien.


Nummer 3: „Manga und Anime sind voller Sexismus.“


Ihr werdet jetzt bestimmt denken, wieso ich eigentlich Nummer 2 wiederhole, aber lest mal genau, Sexismus ist nicht das gleiche wie Pornographie. Es gibt einen kleinen aber feinen Unterschied in der Form sowie Bedeutung der beiden Begriffe „sexualisiert“ und „sexistisch“. Ersteres meint, dass es sexuelle Handlungen und Elemente gibt, während „sexistisch“ die Diskriminierung eines bestimmten Geschlechts, meist das weibliche, meint. Hat also nicht wirklich etwas mit Pornos zu tun, wie ihr seht. Wie kann dieses Vorurteil erklärt werden? Ich denke mal, dass es stark mit dem zweiten Vorurteil verbunden ist. Und auch bei diesem muss ich leider etwas differenziert schreiben. In Hentais und in Ecchi/Harem-Titeln werden Frauen tatsächlich ziemlich sexistisch behandelt. Sie werden auf ihre sexuellen Reize und ihren weiblichen Körpern reduziert, was Persönlichkeit angeht, die ist meist nicht sonderlich wichtig, wie man es auch aus normalen Pornos kennt. Da hat man sich also als Unwissender gedacht „Hey Manga und Anime sind doch eh nur Pornos, deswegen sind sie auch alle sexistisch!“ Ist doch klar, dass Pornos und Sexismus zusammenhängen, denn es geht ja eigentlich auch nur um Sex. Und weil solche Filmchen sich mehr an Männer richten, die dann gerne Wünscherfüllung betreiben, werden Frauen eben als Objekte, die man nehmen kann, behandelt.

Doch trifft das auf alle Manga und Anime zu? Hier wird es tatsächlich etwas schwieriger. Ich will nicht verallgemeinern und sagen, alle Manga und Anime sind sexistisch. Wie gesagt es ist nicht das Medium, sondern der Inhalt höchstens. Es gibt gewisse Genres, die zu Sexismus neigen wie beispielsweise Hentais, aber auch Ecchi und Harem. Einfach weil in allen drei, aber in unterschiedlicher Ausprägung, weibliche Figuren nur auf ihre Sexualität und körperlichen Reize reduziert werden. Sicher, sie haben schon andere Eigenschaften, aber die stehen weniger im Vordergrund. Ich will mal so sagen, dass es eine gewisse Tendenz gibt und eine gewisse Diskriminierung kann insofern sehen, dass die Mädchen sich für den Protagonisten aufopfern, ihre Würde fallen lassen, bewusst auf sexuelle Reize setzen, um ihm zu gefallen. Sie sind nicht gerade unabhängig. Gerade diese Abhängigkeit von weiblichen Figuren gegenüber männlichen fällt mir nicht nur da auf, sondern auch im Shojo-Bereich. Die Mädchen diskriminieren sich indirekt, indem sie sich minderwertig und nicht genug für ihren Traumprinzen fühlen. Dieser kann die weiblichen Figuren schikanieren wie er will, am Ende ist er ja überhaupt nicht an irgendetwas schuld. Die Mädchen lassen alles mit sich machen, sollen aber gefälligst immer für ihren Prinzen da sein. Das hat für mich schon einige sexistische Tendenzen.

Trotzdem will ich abschließend dazu sagen, dass Anime und Manga nicht grundsätzlich sexistisch sind. Es gibt Genres und Vertreter, die eindeutig Sexismus beweisen, aber die Minderheit kann eben nicht für das große Ganze stehen.


Nummer 4: „Anime/Manga sind reine Realitätsflucht.“


Anknüpfend an einen früheren Beitrag möchte ich zumindest als letztes dieses Vorurteil behandeln. Eine Lehrerin sagte einmal zu mir, als sie mich Manga lesend gesehen hat, dass das doch absolute Realitätsflucht wäre. Das hatte mich zum Nachdenken gebracht. Was bedeutet denn eigentlich Realitätsflucht? Für die meisten bedeutet es, dass man sich von der Wirklichkeit entfernt, dass man in eine andere Welt abtaucht, was ja vollkommen in Ordnung sein kann. Doch der Begriff hat eine eindeutig negative Bewertung in sich. Flucht meint hier nicht die Erlösung von etwas, sondern, dass man vor etwas flieht, vor Problemen, Ängsten. Es ist ein Zeichen von Schwäche, wenn man flieht, so kann man es am besten erklären. Auch andere Animations- und Zeichentrickfilme werden eher als Realitätsflucht angesehen, nur weil sie nicht in der echten Welt spielen. Ich könnte auch behaupten, dass Filme, Literatur und Spiele alle Realitätsflucht bedeuten, weil man ja vorübergehend seine Welt verlässt und in eine andere, fiktionale versinkt. Doch der Unterschied zu Animanga ist bei Filmen und Büchern, dass sie meist Wirklich suggerieren, weil „echte“ Menschen dargestellt werden, besonders im Film und in Serien. In Büchern gehen wir auch davon aus.

Bei Anime und Manga sieht das etwas anders aus. Man mag vielleicht glauben und davon ausgehen, dass sie Menschen verkörpern, aber ich denke, dass man die Figuren nicht als Menschen sehen sollte. Dafür sind sie meist doch zu eindimensional. Sie sind Figuren, die menschliche Eigenschaften widerspiegeln, aber sich teilweise nicht wie echte Menschen verhalten. Sie sind stereotyp und teilweise sehr überzogen. Darüber hinaus glaube ich, dass es auch an der Optik liegt, dass man Anime und Manga eben für unrealistisch hält. Sie spielen eben nicht in der Wirklichkeit, man sieht es ihnen umso mehr an, weil die Figuren wie Figuren aussehen, nicht wie echte Menschen (siehe Frisuren, Gesichter, Haarfarben, Körper etc.).

Ich finde dennoch, dass es keinen zu großen Unterschied zu Filmen und Büchern macht, auch da liegt eine Realitätsflucht vor. Andererseits denke ich mir aber auch, dass die Settings und Geschichten in Anime vor allem teilweise wirklich überzogen, überdreht und unrealistisch sind, dass ich dann doch mehr zu einer Realitätsflucht tendiere. Hier wäre zumindest eine Realitätsflucht stärker vorhanden, weil die Manga und Animewelt etwas weiter entfernt ist von unserer als in Filmen und Büchern.

Warum konsumieren wir eigentlich Anime und Manga? Um unterhalten zu werden. Um fremde Welten zu entdecken. Weil wir abschalten wollen. Ist das dann aber schon Realitätsflucht? Es kommt eben darauf an, wie man das definiert. Eine echte Realitätsflucht auch im negativen Sinne wäre für mich erst dann erreicht, wenn man nur noch in der fiktiven Welt lebt und kein Interesse mehr an der Realität hätte. Man schottet sich ab, soziale Kontakte gehen verloren, man lebt nicht mehr wirklich. Mal ernsthaft, das kann bei jedem Medium passieren und das hängt auch nicht mit Manga und Anime zusammen, sondern immer von den Konsumenten und deren Motivationen. Man kann diese „Funktion“ oder Verwendungsweise eben nicht einfach pauschal auf ein Medium festlegen. Ein Potenzial ist sicher vorhanden, doch jeder kann selbst entscheiden, was er daraus macht. Deswegen halte ich das Vorurteil für falsch, auch wenn ich einige starke Tendenzen in der japanischen Popkultur sehen, die doch verführerisch wirken.



Das war also mein erster Teil zu den Vorurteilen über Anime und Manga. Kennt ihr Leute, die solche Vorurteile haben? Wie geht ihr damit um? Kennt ihr die von mir genannten? Wenn ja wie erklärt ihr euch diese und wie bewertet ihr sie? Ich bin schon gespannt auf eure Antworten. :)





Project Rub (DS)

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Nach vielen Jahren habe ich das Spiel mal wieder für mich entdeckt und wurde in eine verrückte, wahnwitzige Welt entführt voller Hasenohren...


Auch in Japan unter dem Titel „Kimi no Tame nara Shineru“ (wörtl. Ich würde für dich sterben“) bekannt ist ein ganz besonderes Spiel, das aus sehr vielen kleinen Mini-Spielen besteht, die jedoch alle mit dem Plot verbunden sind. Doch das ist nicht die einzige Besonderheit, denn diese Minispiele sind perfekt an den Nintendo DS angepasst, was bedeutet, dass man vor allem von seinen Funktionen wie dem Touchscreen und dem Mikrophon Gebrauch machen muss.


Plot:

Die Geschichte ist wirklich total simpel, aber vielleicht gerade deswegen auch so einladend. Wir lernen einen jungen Mann kennen, der sich auf den ersten Blick in ein schönes Mädchen verliebt. Zu dumm, dass das Mädchen keine Augen im Kopf hat. Was macht man(n) also, um die Aufmerksamkeit seiner Herzdame zu gewinnen? Er versucht jeden möglichen Mist, um sie zu beeindrucken, sei es Menschen retten, sie vor tobenden Bullen in Sicherheit zu bringen oder Nebenbuhler auszuschalten. Doch er ist mit seinem Vorhaben glücklicherweise nicht auf sich allein gestellt. Er trifft nämlich auf eine seltsame Gruppen bestehend aus Männern mit Hasenohren. Okay das klingt wirklich verrückt, ist es auch, das Spiel nimmt sich selbst nicht zu ernst, was man nicht nur am Plot, sondern auch an den ganzen Minispielen schnell merkt. Doch dabei bleibt es nicht. Er schafft es zwar zunehmend ihr näher zu kommen, doch am Ende steht noch eine weitere große Herausforderung: er muss seinen größten Rivalen besiegen, der ebenso das Herz seiner Geliebten im Sturm erobern will. Dabei schreckt er nicht davor zurück, sie sogar zu entführen...wie kann unser Held nur seine Angebetete retten?


Das soweit zum Plot. Wirklich nichts Großartiges, woran man sich noch viele Jahren später erinnern wird. Was für mich aber absolut lustig ist, ist gerade die Tatsache, dass man diese Liebesstory eben mit den wahnwitzigen Aktionen aus den Minispielen vereint.Die Story verläuft immer nach dem gleichen Schema. Man muss bestimmte Challenges annehmen und bestehen, dann erhält man zunehmend mehr Zuneigung seiner Geliebten bis man dann zu einer Art Zwischenboss gelangt und dann beweisen muss, was man drauf hat. Im besten Falle kommen sich beide also immer näher. Die Liebesgeschichte mag zwar einfach gestrickt sein, aber die Umsetzung ist immer sehr unterhaltsam, unvorhersehbar und verrückt gewesen. Durchaus etwas, was man so schnell nicht vergisst. Das Spiel beweist, dass es nicht eine große Story braucht, um ein interessantes Spiel zu machen. Dennoch ist der Plot nicht überragend, soll er nicht sein, aber wenigstens zieht er sich wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel.


Die Hauptfigur und das Mädchen sind beide nicht besonders charakterlich eindrucksvoll, man weiß nicht einmal wie die beiden heißen. Namenlos erscheinen auch die anderen Figuren. Das wäre noch ein Kritikpunkt, zumal man dadurch auch den Figuren nicht wirklich näher kommt und mit ihnen mitfühlt. Aber wie gesagt, das Spiel will das gar nicht erreichen, es dient zur reinen Unterhaltung und wirkt an vielen Stellen eher wie eine Parodie. Das Einzige, was ich über den Protagonisten sagen kann ist, dass er auf jeden Fall sehr viel Mumm hat, Ausdauer und wirklich vor nichts zurückschreckt, um ihr Herz zu gewinnen. Dafür würde er im wahrsten Sinne des Wortes auch für sie sein Leben lassen. Einige Aktionen sind tatsächlich so verrückt, dass sie aus irgendeiner Pannen-Show oder Jack-Ass-Show hätten stammen können. Das Spiel nimmt sich selbst so etwas von nicht ernst, dass es schon fast an „Trash“ angrenzt. Das Mädchen dagegen hat überhaupt keine auffallenden Eigenschaften, außer, dass sie eben schön aussieht und sich typisch weiblich verhält. Aufgrund des Spielprinzips wird sie immer wieder in Gefahr gebracht und gleichzeitig als Opfer dargestellt. Von allein bekommt sie nichts hin, was schon leicht sexistisch anmutet. Darüber hinaus mag sie ziemlich oberflächlich wirken, weil sie sich nur durch äußere Sachen wie große Taten beeindrucken lässt, aber naja das muss man nicht so ernst nehmen bei dem Spiel. Generell ist auch die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden nicht besonders tiefgehend. Sie wird allein dadurch voran getrieben, weil der Held ständig waghalsige Aktionen vollführt oder sie eben rettet. Gut, das kann man schon als Grund gelten lassen, dass man sich in jemanden verliebt, das sehe ich ein. Realismus sollte ihr aber eben bei dem Spiel sowieso nicht erwarten, mehr ein verrücktes Setting, was euch immer wieder mit lustigen Szenen überrascht.


Gameplay:


Nun aber zum wichtigsten Aspekt des Spiels, was mich persönlich schon mitreißen konnte. Das Spiel besteht wirklich nur aus vielen, vielen Minispielen, die sehr lose miteinander verbunden sind, aber alle ein Ziel haben: das Mädchen deiner Träume zu beeindrucken.

Es gibt insgesamt drei Hauptmodi. Der Story-Modus, wie der Name schon sagt, besteht aus mehreren Minispielen mit drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden (Normal, Schwer und Hölle). Wem also das Spiel an einigen Stellen zu schwer oder leicht sein sollte, der kann immer manuell die Schwierigkeit ändern, was schon mal sehr cool ist. Dabei ergeben sich wieder neue Herausforderungen, wodurch man noch länger am Spiel Spaß haben kann. Dann gibt es noch „Erinnerungen“, in denen ihr alle Minispiele noch einmal über euch ergehen lassen könnt. Das Besondere ist, dass man Sterne sammeln kann und damit coole Items freischalten kann. Das ist ähnlich wie Trophänsammeln und vor allem für die Hardcore-Gamer ein Vergnügen. Ihr sammelt aber hier keine Trophän, sondern eben Sterne um euch Klamotten, Kopfbedeckungen und Schuhe für eure Geliebte zu holen, die ihr dann nach eigenem Empfinden einkleiden könnt. Ich habe mich da auch genügend ausgetobt, aber noch längst nicht alles freigeschaltet, einfach weil der Modus noch mal ein Ticken schwerer ist als der vorherige. Es ist sicherlich möglich alles zu schaffen, aber verdammt hart muss ich sagen. Der letzte Modus ist dann der, in dem ihr eurer Mädchen einkleiden könnt.

Darüber hinaus gibt es noch etwas ganz Cooles, man kann nämlich sogenannte „Versteckte Hasen“ sammeln als Ester Eggs. Diese befinden sich meist in den Zwischensequenzen und ihr müsst mit eurem Stift bestimmte Stellen antippen und sie entdecken.


Bewaffnet mit eurem Stift, dem Mikrophon, womit ihr in das Spiel hineinrufen oder atmen könnt sowie dem Touchscreen zum „rubben“ kann das Abenteuer beginnen. Das Spiel mag auf den ersten Blick nicht sehr schwer sein, wird aber mit der Zeit immer herausfordernder. Jedenfalls wird von euch Reaktionsvermögen, Geschick und Flexibilität verlangt. Ihr habt ja eine riesige Sammlung verschiedener Minispiele, sodass eigentlich nie Langeweile, sondern sehr viel Abwechslung geboten wird. Keines der Spiele gleicht dem anderen, jedes ist etwas anders. Ich werde euch mal die Bandbreite der Spiele kurz vorstellen:


So haben wir beispielsweise ein Spiel, bei dem ihr aus dem Flugzeug springt und dann rechtzeitig Gleichungen lösen müsst. Schafft ihr sie, wird der Fallschirm geöffnet, wenn nicht, habt ihr verloren. Mit der Zeit werden die Gleichungen immer länger und dadurch schwieriger. Ein Minispiel, was ich ganz cool fand, war das Tanzen, wo ihr mit eurer Geliebten das Tanzbein schwingen könnt. Sie zeigt euch die Schritte und Choreographie und ihr müsst sie im gleichen Rhythmus nachahmen und euch natürlich alles gut merken. Beim „Sucher“ müsst ihr so schnell wie möglich im Sand zueinander passende Gegenstände finden und sehr schnell mit dem Stift den Sand weg rubbeln. Dann wird natürlich auch das Mikro verwendet, bei einem Spiel müsst ihr damit so schnell wie geht Kerzen ausblasen, die euch sonst in Brand setzen. Eine andere Funktion des Mikros kommt bei einem anderen Minispiel zum Einsatz, wo ihr laut hinein rufen müsst, damit die Protagonistin euch hört. Beim „Goldfisch“ müsst ihr Goldfische aus dem Magen einer Person mit dem Stift auspumpen, total kurios. Beim „Maler“ müsst ihr ganz schnell Bilder ausmalen, was noch schwerer wird, wenn euch ständig Leute ins Bild fliegen. Total witzig fand ich auch das Kegel-Spiel, wo ihr euren Protagonisten als Kugel verwendet, der in eine Gruppe von Leuten hinein geworfen wird, die dann alle wie Kegel umfallen sollen. Oder bei „Ameise“ müsst ihr Leute aus dem Treibsand nach oben befördern, sonst werden sie von einer riesigen Ameise verschlungen.


Das war nur ein kleiner Einblick in die verschiedenen Spiele, doch natürlich gibt es noch viel mehr, die allesamt echt lustig und spassig waren. Die Bosskämpfe waren im übrigen auch recht cool gemacht und etwas anstrengender, was auch sein sollte. Übrigens müsst ihr mindestens immer zwei Minispiele pro Kapitel abschließen, damit ihr genügend Herzenspunkte habt um zum nächsten Kapitel zu kommen. Ärgerlich ist es leider, wenn ihr mal ein Spiel vermasselt oder neu startet, weil sich dann die Punktzahl automatisch verringert und ihr noch länger braucht. Aber das ist auch sinnvoll, damit man das Spiel ausdehnen und die Herausforderung anheben kann.

Das Spiel lässt sich gut handhaben, die Funktionen des DS werden erschöpfend ausgenutzt. Ich war immer sehr gespannt auf das nächste Minispiel und konnte damit auch recht viele Stunden verbringen. Da es eben eigentlich nicht zu schwer ist und nur Minispiele vorhanden sind, wird der Spiele-Flow kaum unterbrochen, sodass man das Spiel durchaus auch in einem Rutsch bewältigen kann. Ich fand es mal eine gelungene Abwechslung, dass man mal nicht ein großes Spiel, sondern mehrere kleinere Spiele hat. So konnte man sich seine liebsten auswählen und immer wieder spielen. Schön ist es, dass man nicht alle spielen musste, man hatte immer die Wahl. Für Zwischendurch ist das Spiel auch sehr geeignet, wenn man mal wieder Lust darauf hat, kann man sich das eine oder andere Minigame aussuchen und probieren. Für die Langzeitmotivation hat das Spiel ja noch weitere Modi mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden sowie das Freischalten neuer Kleidungsstücke.


Optik und Musik:


Optisch ist das Spiel jetzt nicht unbedingt der Knüller, man merkt, dass es schon etwas älter ist. Abr die Aufmachung ist schon etwas Besonderes, denn die Figuren sind ähnlich wie beim Holzscherenschnitt allesamt schwarz, man erkennt ihre äußeren Konturen, aber Mimik bspw. gar nicht. Da fragt man sich, wie man dann mit den Figuren eine Bindung eingehen kann. Gestik ist aber durchaus vorhanden und es gibt auch andere Mittel, die einem verdeutlichen, was die Figuren empfinden. Sprache wird beispielsweise fast gar nicht verwendet, vieles erschließt man sich aus den Bildern, was auch ganz nett ist. Das Spiel ist insgesamt auch recht farbenfroh und kontrastreich und irgendwie mochte ich auch diese Optik sehr, sie war einfach mal etwas Anderes und betonte eben das Besonderes des Spiels. Es hat gepasst.

Die Musik dagegen war nur hintergründig, nicht unbedingt sehr schön, aber teilweise auch recht verrückt gemacht. Sie hat ihren Zweck erfüllt und gut zum Setting gepasst.


Fazit:

Das Spiel überzeugt mich selbst viele Jahre später noch mit seiner besonderen Spielemechanik und den einfach verrückten Minispielen. Sicher, es ist kein Spiel was einem Tiefe in Sachen Gameplay oder Story bietet, doch es kann durchaus sehr unterhaltsam für zwischendurch sein. Es ist auf jeden Fall mal eine andere Art von Dating-Spiel, was mal die DS-Funktionen voll ausnutzt.



Gelesen: Goth

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Die beiden Hauptfiguren sind der Schüler Itsuki Kamiyama, der als Ich-Erzähler fungiert und seine Mitschülerin Yoru Morino. Beide sind eher verschlossen, haben keinen Zugang zu ihren Mitschülern, wobei Itsuki noch am ehesten sich integrieren kann. Dieser wird auf Yoru Morina aufgrund ihrer Narbe am Handgelent aufmerksam, was einen Suizidversuch vermuten lässt. Er selbst ist regelrecht fantatisch was Serienmörder betrifft. Er spürt einen unerklärlichen Drang deren Abgründe und Motive zu untersuchen und die Geheimnisse hinter den Morden aufzudecken. Beide Figuren werden in diverse Mordfälle hinein gezogen und begeben sich dabei auch in Gefahr...



Meine Meinung:

Dieser Manga fällt schon einmal aufgrund seiner recht düsteren Thematik auf und blättert man sich oberflächlich durch das Werk, kommt man um teilweise sehr gewaltvolle und brutale Szenen nicht herum. Das war wahrscheinlich der Grund, weswegen ich mir den Manga gekauft hatte. Ich kann mich noch recht daran erinnern, als ich das erste Mal darin gelesen hatte und dann vollkommen verstört zurück gelassen wurde. Einerseits drehte sich mir beim oberflächlichen Lesen der Magen komplett um, andererseits war ich auch extrem fasziniert von der Grafik und auch der Story selbst. Ich war neugierig was es mit diesen grausamen Morden auf sich hatte. Obwohl mir teilweise schlecht bei dem Gedanken an die grauenvollen Szenen wurde, konnte ich nicht wegsehen. Das ist wie mit einem Unfall, schreckliche Sache, aber dennoch fesselnd. Wahrscheinlich geht’s es mir in der Hinsicht so wie den beiden Protagonisten, wobei diese recht abgestumpft wirken.


Der Einzelband ist eine Sammlung verschiedener kurzer Geschichten, die allesamt nur das Motiv der Morde zusammen gehalten werden. Es sind vier verschiedene Geschichte und die letzte ist sogar in zwei Teile gegliedert, womit sich darauf fünf verschiedene Kapitel ergeben. Am Anfang der ersten beiden Stories wissen wir noch nicht, wer der Mörder ist. Wir bekommen einen kleinen Einblick in die Mordserie, weil die Leute eben darüber tuscheln und dürfen schon mal uns selbst einen Kopf machen. Eine richtige Detektivstory solltet ihr nicht erwarten, denn dafür wird der Leser einfach zu sehr im Dunkeln gelassen. Es gibt keine wirklichen Indizien oder Verdächtigen, sondern die Mörder werden einfach schlag auf schlag mit ihren Verbrechen konfrontiert. Leider dürfen wir auch nicht so sehr in den Kopf des ersten Protagonisten Itsuki hinein schauen. Er gibt zwar hin und wieder paar Kommentare, die sich mir aber nicht erschließen. Seine Gedankengänge bleiben mir ein Geheimnis und auch die Hintergründe der Morde, was etwas schade ist.


An sich sind die Geschichten schon interessant, aber nicht unbedingt so geistreich und kreativ gestaltet. Ich weiß, dass man bei einem Einzelband keine tiefgründige Fallermittlungen erwarten kann, aber mir kam vieles unschlüssig und viel zu abrupt vor. Die Fälle hatten einfach keine Zeit sich wirklich zu entwickeln, das verhinderte, dass man sich als Leser richtig in die Geschichten eintauchen konnte. Was bleibt ist eher ein teilnahmloses Lesen und ein Abhaken der einzelnen Stories.

Ich werde euch kurz etwas zu den einzelnen Episoden erzählen, damit das alles nicht so abstrakt bleibt. In der ersten Geschichte haben wir es mit einem Mörder mit Hände-Fetisch zu tun. Er hakt den Opfern ihre Hände ab und sammelt sie wahrscheinlich als eine Art Trophäe daheim. Ziemlich pervers, aber durchaus nicht unrealistisch. Was man dem Manga da zu Gute halten kann ist, dass er manchmal schon nette Twists eingebaut hat. So denken wir ja, nach dem 0-8-15-Schema, dass der Held so tugendhaft ist und den Mörder entlarvt und er ihn an die Polizei übergibt. Doch Itsuki ist, wie man heraus lesen kann, kein normaler Held, eher eine Art Anti-Held, der selbst keine reine Weste hat, was ihn schon interessant und unberechenbar macht. Er hat nicht mal die Absicht den Mörder zu stellen, er genießt es nur diese in die Ecke zu drängen und zu überführen. Mehr braucht er nicht für seinen Kick. Was auch ziemlich markaber ist, dass er den Mörder für seine eigenen Zwecke missbrauchen will, um ebenso ein Verbrechen zu begehen, ohne sich die Hände schmutzig zu machen.

Da sträubt sich in mir alles und doch finde ich es faszinierend und frage mich, ob jemand, der Morde plant, aber nicht ausführt, genauso schuldig daran wäre? Ab wann kann man von Schuld ausgehen? Moralisch ist das Verhalten auf keinen Fall. Und würde das Planen von Morden ebenso eine Straftat sein? Diese Fragen wirft der Manga dem Leser indirekt zu.


In der zweiten Geschichte „Goth“ haben wir es mit einem „typischen“ Serienmörder zu tun, der wie ein „Jack the Ripper“ Frauen aufschlitzt. Das Ganze hat auch irgendwie eine religiöse Komponente, weil er von Sünden und Bestrafung spricht. Ehrlich gesagt wurde ich aus seinen Worten und Gedanken nicht schlau. So wie vieles in dem Manga bleiben die wahren Beweggründe der Mörder leider verborgen. Das kann man positiv aber auch negativ beurteilen, ich für meinen Teil hätte mir gewünscht, wenn man sich mehr damit auseinander gesetzt hätte. Klar, damit bleibt mehr Spielraum für Interpretationen und Eigenleistung, aber ich finde, dass man dem Leser etwas mehr hätte entgegen kommen können.

Bei dieser Geschichte war es interessant wie die beiden Hauptfiguren auch mal wirklich in Aktion treten und sich selbst in Gefahr bringen, alles nur weil Yoru sich den Witz erlaubte, die Kleidung eines Opfers zu tragen. Damit sah sie diesem zum Verwechseln ähnlich. Wer macht denn schon so etwas? In Punkto Absurdität und Wahnsinn erzielen beide Protagonisten gute Ergebnisse. Dadurch, dass auch eine Art Doppelmontage verwendet wird, also zwei Geschehnisse parallel verlaufen, wird etwas Spannung in die Story gebracht, aber leider wieder zu schnell beendet. Und zwar leider auch so unbefriedigend, dass man aus gar nichts so wirklich schlau wird. Die Geschichte hatte im übrigen einen sehr großen Ekelfaktor und ich frage mich wirklich, wo jetzt der Sinn hinter den Morden steckte. Ich habe das Gefühl, dass man einfach nur viel Wert auf Gewalt, Blut und Gedärme legte („Gore“) anstatt auf Sinnhaftigkeit. Denn an Story wird einem wirklich nicht so berauschend viel geboten. Itsuki lüftet die wahre Identität des Mörders, findet den Aufenthalt von Yoru heraus und lässt den Mörder gehen. Was aus diesem wird, bleibt offen.


Die dritte Story „Das Grab“ fand ich im Vergleich zu den anderen beiden Stories etwas schwach, obwohl es da einen netten Twist gab. Die Episode handelt von jemanden, der gerne Menschen bei lebendigem Leib begräbt und sie dann qualvoll sterben lässt. Sie haben entweder die Wahl leidvoll zu sterben oder sich selbst umzubringen. Diesmal wird Spannung weggenommen, weil man schon am Anfang das Gesicht des Täters sieht. Das hat insofern Sinn, weil man in seine Rolle schlüpft und diesmal also von der anderen Seite das Geschehen wahrnimmt. Wie also ein Mörder im Alltag ist und wie er sich verhält, wenn ihm jemand auf die Schliche kommt. Eigentlich eine nette Idee und dennoch konnte mich die Geschichte nicht so wirklich fesseln. Ich fand wie gesagt das Ende unerwartet und damit eindringlich. Interessant ist bei diesem Kapitel, dass wir uns etwas mit den Mörder identifizieren sollen. Dieser wird tatsächlich psychologisiert, indem er sich selbst fragt, wie er eigentlich zum Mörder geworden ist und seine Tat der Polizei eingestehen will. Richtig Mitleid habe ich trotzdem nicht mit ihm bekommen.


Die letzte Geschichte „Zwillinge“, die sich über zwei Kapitel erstreckt, ist mal etwas anders aufgebaut als die anderen. Die Story thematisiert die Vergangenheit von Yoru, die mal eine Zwillingsschwester gehabt hatte, aber durch einen dummen Streich ums Leben gekommen ist. Hier kommt wieder die makabere Seite des Werkes ins Spiel. Die damals jungen Mädchen haben nämlich gerne andere erschreckt und nicht mal davor zurück geschreckt, so zutun als würden sie sich erhängen. Eine wirklich dämliche Idee, die eben zu diesem Unfall führen musste. Was lernen wir daraus? Liebe Kinder, macht das bitte nicht nach. Dummheit kann tödlich sein!

Jedenfalls wird problematisiert, inwiefern Yoru an dem Missgeschick schuldig war. Von da an hat sich ihr Leben komplett verändert, denn sie lachte und weinte nicht mehr., zeigte keine Gefühle und verschloss sich anderen Menschen. Itsuki findet das natürlich wieder richtig anziehend und schnüffelt in ihrer Vergangenheit herum. An der Geschichte ist auch interessant, dass der Leser wieder an der Nase herum geführt wird. Zumindest versucht das die Story. Ein Twist folgt dem nächsten in dieser Story, was ungemein erfrischend war. Vielleicht habe ich die Story deswegen auch so in Erinnerung und weil uns einfach mehr Tiefe geboten wird. Mit dem Ende hätte ich so nicht gerechnet und ich fand es auch irgendwie unglaublich cool, dass Itsuki Yoru angeboten hat, sie das nächste Mal umzubringen, wenn sie mal wieder den Selbstmorddrang verspürt. Damit schließt sich nämlich der Kreis: anfangs ist er nur auf sie aufmerksam geworden, weil er ihre Narbe am Handgelenk gesehen habt. Und der Manga endet mit dem Tötungsangebot, schon geschickt gemacht.


Wie schon eingangs erwähnt sind die Stories nicht unbedingt atemberaubend fesselnd, was nicht nur an den Plots liegt, sondern allgemein an der Ausführung. Das Tempo ist nicht so passend und die Entfaltung hätte mehr Freiraum benötigt. Außerdem bekommt man das Gefühl, dass einfach wahllos irgendwelche Mordfälle aneinander gereiht werden, ohne dass man ihnen Tiefe gibt. Die Mörder werden nicht behandelt, deren Motive ebenso wenig, es fehlt einfach etwas Substanzielles. Das führt dazu, dass die Morde höchstens aufgrund des Schockfaktors, weil Bilder eindrucksvoller sind, im Gedächtnis bleiben. Außerdem verliefen die Stories meist nach dem gleichen Schema, teilweise waren sie unvorhersehbar, manchmal aber auch peinlich konstruiert. Das hielt sich so die Waage. Das war es dann schon. Kurz und knapp: die Stories sind recht schwach, bis auf die letzte. Diese hat eher so einen unterschwelligen Horror-Faktor, geht mehr ins Psychologische und war für mich wesentlich spannender, obwohl da auch nicht so viel passiert ist.


Was ich aber gut fand, waren die Figuren, obwohl auch ihnen die Tiefe fehlte. Yoru ist die typisch Verschlossene und Schweigsame, die kaum Emotionen zeigt. Ich fand es aber gut, dass man ihr durch die letzte Geschichte viel näher kam und sie besser verstehen konnte. Dadurch machte sie eine kleine Persönlichkeitsentwicklung durch, wobei das wahrscheinlich auch schon zu übertrieben gesagt wäre. Wahnsinnig neu ist diese Figur bestimmt nicht, aber ihr wird wenigstens ein Hintergrund gegeben.

Anders sieht es mit Itsuki aus, wobei er doch wesentlich spannender ist. Itsuki ist so ein Typ, dem man nicht trauen kann. Nach außen wirkt er unbeschwert und harmlos, aber gerade solche normalen Leute sind doch die schlimmsten oder? Er mag zwar ein freundliches Gesicht haben, was aber nicht seinem wahren Naturell entspricht. Genauso wie Yoru ist er pervers, weil er fasziniert von Morden und Gewalt ist. Das war bei dem schon immer so. Und er spielt auch mit dem Gedanken selbst Blut zu vergießen, was er dann schlussendlich auch tut. Also ganz bestimmt kein reiner und feiner Held. Dass er nicht mal Halt davor macht, die einzige Person, die ihn wirklich kennt, ebenso zu gefährden, fand ich erschreckend. Man kann nur spekulieren, ob er wirklich bösartig ist oder doch zu den Guten gehört. Wenn man mal darüber nachdenkt, unterstützt er sogar die Täter, aber tut der Menschheit auch einen Gefallen, indem er sie in die Flucht schlägt. Das Problem ist nur, dass die Täter ja dann einfach in der nächsten Stadt fröhlich weiter morden können. Man merkt, dass er nicht daran interessiert ist sie zu fassen, sondern eher die Mörder kennen lernen will. So eine Figur habe ich bisher noch nirgendwo gesehen. Er scheint sadistisch, brutal und total berechnend zu sein, wodurch ihn keiner wirklich durchschauen kann. Er hat kein Interesse an Gerechtigkeit oder Moral, was für ihn zählt sind seine Bedürfnisse und seine Lust nach Tod und Blut. Dadurch, dass er auch die Mörder manipuliert, wirkt er auch öfter wie ein Mastermind, was schon cool ist.


Zeichenstil:

Der Zeichenstil ist recht einfach gehalten, alles wirkt relativ freudlos und schlicht, was aber auch gut zum Setting passt. Durch die starke Kontrastierung mit den Farben Schwarz und Weiß wird die düstere Atmosphäre noch mehr verstärkt. Ganz besonders betonen will ich die einzelnen grafisch verstörenden Szenen, in denen wir beispielsweise zerstückelte Leichen sehen oder andere gewaltvolle Darstellungen. Das ist wirklich nichts für schwache Nerven. Die Bilder sind sehr realistisch und detailliert gezeichnet, sodass man automatisch schwer schlucken muss. Ein Grund, weswegen der Manga sich tief in das Gedächtnis eingraben wird. Die Bilder werden einen auch tagelang nach dem Lesen verfolgen, glaube ich.



Fazit:

Mein Urteil zu dem Manga fällt eher durchwachsen aus. Es gibt einige sehr interessante Aspekte an dem Manga, teilweise nette Twists und vor allem die letzte Geschichte hat bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Die Figuren sind auch mal sehr erfrischend und relativ originell. Dennoch gibt es auch genug Dinge, die negativ auffallen. Die Morde wirken substanzlos. die Mörder bleiben ebenso blass, die Geschichten verlaufen viel zu schnell. Die Spannung und Immersion leidet darunter. Die paar Twists, die eingebaut wurden, können das leider nicht so gut kompensieren. Ich kann das Werk jedem empfehlen, der grafische Gewalt und auch düstere Geschichten mag, möchte aber davor warnen, dass es echt nichts für schwache Nerven ist und man nicht zu viel von den Stories erwarten sollte.

kêtai shôsetsu - Romane auf dem Handy

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Der Handyroman ist ein neues Genres, was einerseits fesselt, aber auch provoziert. Drogen, Liebe, Sex und Schwangerschaft - Unterhaltung pur oder auch eine wertvolle literarische Form?


Geschichte

Schon im Jahr 2000 entstanden die ersten Handyromane u.. die Story einer jugendlichen Prostituierten unter dem Namen „Ayu no Monogatari“ (der erste Teil der Reihe „Deep Love“ und wurde schnell zu einem Bestseller. Der Autor der Geschichte, ein junger Mann aus Tokio, der sich al Yoshi bezeichnet, verteilte zu der Zeit in Shibuya für als Marketing tausende Visitenkarten an Schulmädchen und erstellte auch seine eigene Homepage, übner die er den Roman vertrieb. Auch diese gelangte zu großer Bekanntheit. „Deep Love“ wurde dann durch Mundpropaganda zu einem Trend, woraus ein Film, eine Fernsehserie und ein Manga resultierten. Als klassische Printausgabe wurde das Buch 2,7 Millionen Mal verkauft. I der Buchvariante wurde die über Handy etablierte Leserichtung von links nach rechts auch übernommen, wodurch die japanische Leserichtung gedruckter Texte von oben nach unten umgeworfen wurde. Diese horizontale Leserichtung“ (yokogumi) wurde dann auch für alle nachfolgenden Handyroman-Printwerke übertragen und gilt ebenso als Besonderheit des Handyromans.

Diese literarische Gattung ist um das Jahr 2000 herum entstanden und eng mit der in Japan sehr hochentwickelten Handykultur und der Verbreitung des mobilen Internets verbunden. Diese Romane lesen sich nur auf einem kleinen Handy-Display, werden auf dem Weg zur Schule oder Arbeit konsumiert. Weiterhin besonders ist, dass sie meist auch auf dem Handy entstehen. Der Großteil wird von jungen oft anonym bleibenden Autorinnen an weibliche Leser verfasst, was aber männliche Rezipienten nicht ausschließt.


Merkmale, Themen und Sprache

Die Romane werden ausschließlich für Handys verfügbar gemacht, bevor sie dann auch im Printformat veröffentlicht werden.

Handyromane sind wie man vom Namen her sich denken kann Lesestoff für das Handy. Zum Großteil behandeln sie Geschichten mit plakativen und provokativen Themen wie Liebesgeschichten, Prostitution, Suizidversuchen.

Aufgrund der technischen Bedingungen ist auch die Sprache sehr einfach gehalten. Dominant sind knappe, simple Sätze sowie umgangssprachliche Formulierungen. Dialoge und Monologe sind dominierend in der Gestaltung, eine knappe und präzise Sprache und temporeiche Plots sind Besonderheiten.

Hoch literarische und umfangreiche Szenenschilderungen sucht man vergeblich. Literaturwissenschaftler würden sich wohl an den Kopf fassen. Das ist sowieso eine Sache mit der Literaturwissenschaft und neuen Genres und Literaturformen wie der digitalen Literatur. An sich sind solche Erfindungen wünschenswert, sie bringen frischen Wind und sind als Experimente höchst interessant. Aber nach wie vor hängt diese Wissenschaft an alten Traditionen und kann sich nur schwer mit neuen Dingen anfreunden. Darum gibt es hierzulande auch leider wenig wissenschaftliche Publikationen, die sich mit Handyromanen beschäftigen.

Die Kapitel sind recht knapp, sodass sie für den schnellen Konsum und für Leseunterbrechungen geeignet sind. Damit die Worte noch mehr Eindruck hinterlassen, verwenden Autoren Smileys oder Emoticons, wie man es auch aus SMS und Whatsapp inzwischen kennt. Da ja auf einem elektronischen Gerät gelesen wird, gibt es zusätzlich auch die Möglichkeit Spannung und Abwechslung durch Musik, Videos und Fotos zu erzeugen („Enriched Books“).

Anfangs umfasste die Zielgruppe junge Mädchen und junge Frauen in ihren Zwanzigern. Mittlerweile hat sich aber die Leserschaft stark ausgedehnt, sodass auch Handyromane für männliche Jugendliche wie Erwachsene erschienen sind. Der Handyroman wird auf dem Handy gespeichert und kann so überall und zu jeder Zeit abgerufen und konsumiert werden.


Verbreitung

Der Handyroman wird entweder komplett zur Verfügung gestellt oder erscheint als Fortsetzungsroman mit einer schon festgelegten Anzahl an Folgen. Es gibt sie entweder kostenfrei oder kostenpflichtig. Die kostenlosen werden über private Handyseiten betrieben. Die größte japanische Handyplattform, die neben Blog und Tagebuch auch das Erstellen einer Handyroman-Seite ermöglicht, heißt „Magic I-sland (Maho no I-rando). Die Seite soll nach eigenen Angaben über 1 Million Handyromane umfassen. Die kostenpflichtigen Romane dagegen bedürfen nur eines niedrigen Preises und werden über kommerzielle Handyseiten von Verlagen bereit gestellt wie die Seite Shincho ketai bunko („Die Shincho Handy-Kollektion“) des Verlags Shinchosha. Ein normaler Roman ist meist in kleinere Abschnitte unterteilt, die sich innerhalb von wenigen Minuten lesen lassen. Möglich ist es die Romane zu kommentieren und dadurch die Handlung zu beeinflussen. Durch Mundpropaganda wurde dieses literarische Genre schnell zu einem Hit. Doch damit ist nicht gemeint, dass man über die Stories geredet hat, sondern sich eher Handy-Mitteilungen mit entsprechenden Links zu den Romanen geschickt hatte.

Handyromane als Printveröffentlichungen


2007
Titel
Autor
Verlag
1
Koizora
Mika
Starts Publishing
2
Akai ito
Mei
Goma Books
3
Kimizora
Mika
Starts Publishing
4
Isshun no kaze ni nare
Takako Satō
Kōdansha
5
Moshimo kimi ga
Rin
Goma Books
6
Motomenai
Shōzō Kajima
Shōgakukan
7
Jun’ai
Haruka Inamori
Starts Publishing
8
Kage Hinata ni saku
Hitori Gekidan
Gentōsha
9
Yoake no Machi de
Keigo Hogashino
Kadokawa Shoten
10
Rakuen
Miyuki Miyabe
Bungei Shunjū

Die fünft der meistverkauften Romane im Jahr 2007 waren in Japan Handyromane. Das ist schon erstaunlich, dass eine solche reißerische Literatur es auf die Bestseller-Liste geschafft hat. Koizorader Autorin Mika erlangte mit 12 Millionen Lesern den ersten Platz. Von diesen erwähnten Werken wurden 400 000 Exemplare verkauft. Der Handyroman-Markt hat insgesamt über 60 Millionen Euro eingenommen. Auch erstaunlich ist, dass einige Handyromane sogar literarische Preise gewonnen haben, obwohl das Genre gerne als trivial und von schlechter Qualität bezeichnet wird. Einer dieser Romane wurde von einer 27-jährigen Autorin aus Osaka mit dem Pseudonym Towa veröffentlicht. Das Werk erzählt von der Liebesgeschichte zwischen der Studentin Sakura, die mit Prostitution ihr Konsumverlangen stillt und sich ihren Callboy „Leo“ finanziert. Towa wurde dafür von der Tageszeitung Mainichi Shimbun ausgezeichnet und ihr Werk wurde ebenso gedruckt.

Mit Ausnahme von „Deep Love“ wurden fast alle Handyromane der Bestsellerliste 2007 von jungen unerfahren Autorinnen geschrieben. Darum wird diese Phase auch als „2. Boom-Phjase“ von Yoshis „Deep Love“ unterschieden. Mittlerweile haben sich verschiedenen Typen heraus kristallisiert. So hat die Frauenärztin Nahomi Sudo mit ihrem Werk „Love Communication“ einen Sexualratgeber in Form eines Handyromans herausgebracht. Auch Personen wie Yukinori Otaniwagen mit dem Handroman den Versuch als Autor zu debütieren. Weiterhin trauen sich auch japanische renommierte Schriftsteller ans Schreiben von Handromanen: eines der bekanntesten Beispiele ist „Tomorrow´s Rainbow“ der Junbungaku-Autorin und buddhistischen Nonne Jakucho Setouchi.

Größere Verlage in Japan nutzen diesen Boom um Handyromane um Gewinne zu erzielen. Darum werden Handyroman-Wettbewerbe veranstaltet um Nachwuchsautoren zu fördern. Mittlerweile werden auch Klassiker der japanischen Literatur wie Osamu Dazai oder Natsume Soseki im Handyroman-Format neu aufgelegt, also in horizontaler Leserichtung veröffentlicht.


Rezeption und Kritik


Der Handyroman ist ein besonderes Literaturgenre, das aus Handys resultierte. In Japan ist es längst schon ein weit verbreitetes Phänomen, während der Westen bisher kaum davon Wind bekommen hat.

In Japan werden solche Handromane unter zwei verschiedenen Gesichtspunkten besprochen. Einerseits geht es um die Kommunikation zwischen jungen Mädchen und andererseits um das neue literarische Phänomen selbst.

Mit ersteren ist gemeint, dass die Geschichte keine gewöhnlichen Romane sind, sondern den jungen Autorinnen dazu dienen über ihre Erfahrungen zu reflektieren und mit Gleichgesinnten sich auszutauschen. So beschreibt die Medienwissenschaftlerin Misa Matsuda Handyromane als „interaktives Medium“, denn es besteht ein enger Kontakt zwischen Autorin und Leserinnen. Die Leser können nämlich kommentieren und bewerten und so selbst bestimmen, wie die Handlungen verlaufen. Außerdem sehen weitere Wissenschaftler in Handyromanen wichtige Anregungen der Lebenswelt junger Mädchen. Insofern sind die so trivialen Handyromane durchaus wichtig für psychologische und soziologische Untersuchungen.

Doch meist werden Handromane eher abschätzig behandelt. Als junges Genres wird es mit Manga, Anime als eine popkulturelle Erscheinung abgewertet. Doch auf der anderen Seite wird die neue Gattung als wertvoll angesehen um auch neue Leser für die Literatur zu gewinnen.

Weiterhin trifft die neue Literaturform auf andere Kritik. So befassen sich viele Handyromane mit Themen, die sonst weniger offen in der Wirklichkeit behandelt werden wie Mobbing, Schwangerschaften Minderjähriger und Abtreibung. Negativ ist auch, dass eher umgangssprachliches Japanisch verwendet. So finden sich falsch geschriebene Wörter und grammatikalische Formen wieder. Außerdem befürchten einige Kritiker, dass das Lesen zu einer Handy-Sucht führen könnte. Natürlich zeigt dies, dass man besonders bei einem Medium für eine junge Zielgruppe viel Angriffs- und Diskussionsfläche erwarten kann.

Japan scheint der Vorreiter der Handyromane zu sein. So sollen Handyromane auch ein wichtiger Teil der japanischen Lesekultur sein. Autoren wie Leser sind meist jung, technikbegeistert und meist weiblich. Die Japanologin Johanna Mauermann sieht in Handyromanen die Verbindung von Literatur, Jugendkultur und neuen medientechnischen Trends. Doch den großen Boom erlebten sie vor allem 2007, als viele Handyromane die Bestseller-Listen stürmten. Mittlerweile ist der Trubel um die Romane zurück gegangen, dennoch sind sie als wichtiger Teil der Netzliteratur (Literatur, für das Internet, aber auch digitalisierte Literatur) immer noch beliebt. Mittlerweile kann man ja nicht nur über Handys, sondern über Smartphones und E-Book-Readern Bücher lesen und damit ist man nicht mehr auf kleine Bildschirmgrößen beschränkt.

Nach Oliver Bendel gibt es Ähnlichkeiten zwischen Handyromanen und Haikus. Haikus sind japanische Kurzgedichte mit maximal 17 Silben, somit unterliegen sie also formalen Beschränkungen wie auch die Handyromane, die zu ihren Anfangszeiten, ebenso durch bestimmte Zeichenlängen begrenzt waren.


Handyromane in Deutschland


Zwar gibt es durchaus auch in Deutschland einige wenige Exemplare, doch so wirklich angekommen ist der Trend hier nicht. Der bekannteste deutschsprachige Autor von Handyromanen ist der Wirtschaftsinformativer und Autor Oliver Bendel aus Zürich. Sein erstes digitales Buch „Lucy Luder und der Mord im studiVZ“ wurde 2007 heraus gebracht. Doch dabei blieb es nicht, weitere Werke folgten, wie „Handy Girl“ und „lonelyboy18“, die sich besonders an junge Leser richtet. Darüber hinauat hat auch der bekannte Autor Wolfgang Hohlbein 2009 einen Handyroman mit dem Titel WYRM publiziert. Im Juni 2012 erstellte die Autorin Heike Fröhling ein Portal für aktuelle Handromane. Auch sie hat eigene Handyromane geschrieben und betont die Interaktivität von Handyromanen, mit denen man auch Schüler zum Lesen und Schreiben motivieren kann.

Vergleichbar mit Japan sind in Deutschland auch Plattformen für Netzliteratur entstanden, auf denen Autoren Texte veröffentlichen und austauschen können. Nach Johanna Mauermann und Oliver Bendel können solche Werke einerseits hochwertig, aber auch „Sprachmüll“ sein. Für sie sei die Literatur von unten interaktiv. Man arbeitet mit anderen zusammen, wodurch dann auch der Autor verblassen kann. Diese Literatur ist gekennzeichnet dadurch, dass man liest, sie kommentiert und sich gegenseitig bewertet.


Meine Meinung

Ich bin von diesem Phänomen sehr fasziniert. So sehr, dass ich darüber nachgedacht habe, sogar meine Master-Arbeit darüber zu verfassen. Wie ich aber leider schon erwähnt habe, ist das literarische Genre bisher in Deutschland kaum verbreitet und dementsprechend auch wissenschaftlich eher unerforscht. Das wäre zwar auch ein Vorteil, da ich dann umso mehr zu neuen Erkenntnissen kommen würde, aber viele Vermutungen nicht mit Forschungsliteratur belegen kann.

Persönlich interessiert mich diese Art von Netzliteratur sehr, auch wenn ich ebenso wie die Rezeption der Ansicht bin, dass es positive wie negative Aspekte mit sich bringt. Positiv finde ich, dass man daran erkennt, wie sich Literatur durch Internet und andere Medien verändert und alles ineinander greift. Darüber hinaus auch, dass Autor und Leser gemeinsam sozusagen an einem Handyroman arbeiten und dadurch eben die Leser aktiver und produktiver sein können. Die Einfachheit der Handyromane mag zwar vielleicht abgewertet werden, ich sehe darin auch das große Potenzial, dass dafür eben mehr Leser gewonnen werden und vielleicht auch angeregt werden, eigene Geschichten zu schreiben. Außerdem bieten diese Geschichte auch interessante Einblicke in die japanische Pop- und Jugendkultur und in die Psyche junger Mädchen und Frauen. Natürlich sind solche Werke auch spannend und leicht zu konsumieren, weswegen ich erstaunt bin, dass Handyromane hierzulande kaum beachtet werden.

Das führt mich auch zu der nächsten Frage, weswegen gerade der Handyroman-Markt in Japan so boomt. Ein Grund ist natürlich, dass die Handys in Japan einfach viel länger etabliert sind und mobiles Internet schon sehr früh entwickelt wurde. Außerdem sind, denke ich mal, die meisten Japaner technisch erfahren und können ein Leben ohne Handy gar nicht mehr bewältigen. Klar das trifft auch auf den Rest der Welt zu, aber in Japan war das früher schon sehr stark. Darüber hinaus verstärkt sich damit auch der Aspekt, dass Japaner länger am Handy verweilen, viel mehr Nachrichten schreiben und dadurch eher Handyromane schreiben als vielleicht wir Deutschen. Wie auch Manga lassen sich Handromane schnell mal zwischendurch konsumieren. Das ist in dem hektischen japanischen Alltag, in dem man sich nach Pausen und Entspannung sehnt, einfach überaus passend. So kann man immer beim Pendeln mal kurz abtauchen. Das wären soweit die Gründe, die mir einfallen, weswegen Handyromane gerade in Japan beliebt sind.

Auch wenn die Literatur speziell nur für Handys gemacht wurde und dementsprechend sich Stil, Sprache und Struktur der Handyromane stark daran anpassen, spricht ja nichts dagegen auch komplexere Themen und Geschichten aufs Handy zu bringen. Auch japanische Klassiker haben ihren Weg auf den kleinen Bildschirm gefunden und mittlerweile kann man auch digitale Literatur nicht nur auf Handys, sondern Smartphones, Tablets und E-Reader lesen. Nicht nur für Laien-Autoren, sondern auch etablierte Schriftsteller stellen Handyromane ein tolles Experimentierfeld dar.



Was haltet ihr von Handyromanen? Habt ihr schon mal etwas davon mitbekommen und wenn ja habt ihr solche Geschichten schon einmal gelesen? Welche Vor- und Nachteile seht ihr in diesem literarischen Genre?

Anime meets Literatur Teil 1

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Im Zuge meiner Master-Arbeit habe ich mich auf die Suche nach interessanten, unverbrauchten Themen gemacht und bin über sogenannte Anime-Adaptionen gestolpert, die klassische Literatur als Vorlage genommen haben. In diesem Zusammenhang wurde ich an alte Anime erinnert, die im europäischen Setting spielten wie Heidi, Huckleberry Finn oder Anne mit den roten Haaren und hatte richtig Lust mir diese Anime mal wieder zu Gemüte zu führen. Ehrlich gesagt war ich erstaunt, dass alle auf Literatur basierten, als Kind hatte ich davon natürlich keine Ahnung. Doch jetzt als Erwachsene und vor allem mit meinem Studium, dessen Schwerpunkt auf Intermedialität liegt (Intermedialität bezeichnet die Beziehung zwischen Medien wie bspw. Literatur und Film), schaue ich mit einem ganz anderen Blick auf solche Anime und möchte mich heute mal mit einigen befassen.


So habe ich zum ersten Mal in Erfahrung gebracht, dass die von mir genannten Anime alle aus einer Anime-Reihe entstammen „World Masterpiece Theater“ (jap. 世界名作劇場,Sekai Meisaku Gekijō), kurz WMT, die Anime zwischen 1974 bis 1997 und seit 2007 wieder auf Romanen basieren. So wird in Wikipedia „Heidi“ als erstes Maisaku bezeichnet. In den folgenden Jahren wurde immer wieder eine neue Serie ausgestrahlt. Leider wurde die Reihe 1997 eingestellt, da die letzten beiden Serien „Meiken Lassie“ und „Ie Naki Ko Remi“ nicht wirklich erfolgreich waren. 2007 wurde jedoch das Werk „Les Miserables: Shojo Cosette“ aufgenommen und ein Neustart gewagt. Interessant fand ich im übrigen auch, dass Anime-Meister wie Isao Takahata und Hayao Miyazaki mitwirken und auch fast alle im deutschen Fernsehen gezeigt wurden. Wir alle wissen ja, dass vor allem Ghibli eine der großen Ausnahmen in der Anime-Branche sind, davon zeugen ihre tollen Animefilme, die große wie kleine Zuschauer bezaubern können und vor allem auch Tiefe beweisen fernab von den gängigen Mainstream-Anime Klischees.

Erst als ich das gelesen hatte, wurde mir einmal bewusst, welche Ausnahme-Anime doch früher einmal sogar für Kinder gezeigt wurden und mir stellte sich die Frage, inwiefern die Anime Werktreue bewiesen (also sich an den Ausgangswerken hielten) und inwiefern sie sich von den „normalen“ Anime unterschieden. Außerdem interessant wäre es auch die Vorstellungen über die dargestellten Epochen, Länder und Kulturen zu untersuchen. Denn die Geschichten sind ja alle aus dem europäischen Raum und spielen auch nicht in der Moderne. Wie gehen die Japaner mit so etwas um? Wie kommen solche westlich geprägten Werke in Japan an? Wird man durch das Schauen der Anime auch zum Lesen der Vorlagen angeregt? All das sind Fragen, die ich wunderbar auch für meine Master-Arbeit verwenden könnte, wenn ich nicht schon mit dem Thema Märchen und Manga liebäugeln würde.

Heute möchte ich euch einige Klassiker aus dieser Reihe vorstellen, einige habe ich selbst gesehen, einige nicht, die besonders in Japan zu großer Popularität kamen und hoffe euch damit einen neuen interessanten Einblick in die Beziehung von Literatur und Anime zu bieten.


Heidi (jap. Arupusu no shojo Haiji wörtlich übersetzt Alpenmädchen Heidi) handelt von der namensgebenden Protagonistin Heidi, einem kleinen Waisenmädchen, das von ihrer Tante groß gezogen wird. Diese kann das nicht mehr tun, weil sie nach Frankfurt ziehen muss und beschließt kurzerhand Heidi zu ihrem Großvater in den Schweizer Alpen unterzubringen. Seit ihre Eltern gestorben sind, hat sich dieser Eigenbrötler kein einziges Mal um sie gekümmert, geschweige denn sich gemeldet und nun will sie ihn zur Verantwortung ziehen. Heidi ist zunächst total begeistert von der neuen Umgebung, fühlt sich frei und eins mit der Natur. Anfangs findet sie den Alten etwas komisch, schließt ihn aber schnell ins Herz. Sie kann es nicht verstehen, weswegen die Leute so schlecht über ihn reden. Daran ist er nicht ganz unschuldig, denn der Großvater lässt sich so gut wie gar nicht im Dorf blicken, lebt ganz allein und verlassen in seiner Hüte ganz oben auf der Alm und verbringt ein Einsiedler-Leben wie es im Buche steht. Auch er kann anfangs nichts mit dem kleinen Kind anfangen, doch auch er merkt sehr schnell, wie reizend Heidi ist und ehe er sich versieht, kann er sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Heidi schließt auch sehr schnell Freundschaft mit dem Ziegenpeter, der öfter mal ziemlich keck, frech und launisch ist. Zusammen hüten sie die Ziegen, erkunden die Alpen und bestehen so manche Gefahr und Abenteuer. Alles wirkt wie im Paradies für Heidi. Doch dann kommt eines Tages Heidi´s Tante und will Heidi mit nach Frankfurt nehmen...


Das Ganze könnte man als typische Slice-of-Life-Story bezeichnen und tatsächlich passiert in den ersten Folgen nicht so viel, der Anime hat seinen eigenen Rhythmus und das finde ich gut so. Man merkt, dass der Anime natürlich mehr an Kinder gerichtet ist, so wie auch die Romane als Vorlage von der Schweizer Schriftstellerin Johanna Spyri. Dennoch finde ich, hat der Anime sehr viel Charme, er wirkt wesentlich natürlich als so manch andere Anime mit cute girls. Richtig schön finde ich es, wenn man den Anime dann auch noch mit deutscher Synchronisation schaut. Da kann jeder seine eigene Meinung haben, ich finde, die Stimmen sehr passend, zumal die Kinder und Leute so reden wie sie wollen und dann vor allem so richtig schön „deutsch“, wenn ich das mal so sagen darf. Da kommt noch mehr Heimat-Feeling auf. Ich kenne die literarische Vorlage nicht wirklich, hätte aber wirklich Lust diese zu lesen. Erst neulich habe ich aber wieder angefangen „Heidi“ zu schauen und auch wenn das Opening wahnsinnig kitschig und vielleicht auch etwas albern ist, konnte ich nicht anders als mitzusingen. Ich bin mit dem Anime praktisch aufgewachsen und habe es als Kind geliebt. Während ich die Folgen schaute, hatte ich auf einmal richtig Lust, selbst mal in die Schweiz zu fahren, mal auf der Alm Ziegen zu hüten. Ich weiß auch, dass das Bild, was von dem Leben in den Alpen gezeigt wird, stark idealisiert und keineswegs realistisch ist. Es ist nicht alles Friede Freude Eierkuchen, aber dennoch bleiben diese positiven Aspekte erhalten, auch wenn es mal zu Problemen kommen sollte.


Ich habe mich etwas über die Heidi-Romane (ja es gibt mehrere Romane) informiert und erfahren, dass dieses idealtypische Bild der Schweiz bereit dort etabliert wurde und nicht erst mit dem Anime. Insofern sehe ich hier also ein Stück Werktreue im Anime. Der Anime hält sich wirklich sehr nah an den Geschichten der einzelnen Romane. Der erste Roman „Heidis Lehr- und Wanderjahre“ befasst sich sozusagen mit dem ersten Teil der gesamten Geschichte, nämlich wie Heidi auf die Alm kommt und sich dort einlebt. Danach geht es weiter mit dem Auftreten der Tante Dete, die Heidi nach Frankfurt bringt, wo sie dann die gelähmte Klara kennen lernt und sich mit ihr anfreundet. Dort lernt sie das lesen und schreiben. Obwohl sie eine Freundin hat, fühlt sie sich dort nicht wohl und beginnt zu schlafwandeln, deswegen beschließt man Heidi wieder in die Berge zu bringen. Damit endet der erste Roman.

Im zweiten Roman „Heidi kann brauchen, was es gelernt hat“ kehrt die Kleine zu Freuden des Alpöhi wieder zurück. Dieser entwickelt sich im übrigens ebenso etwas weiter, er geht nämlich zum ersten Mal nach langem wieder in die Kirche im Dörfli, worüber die Bewohner natürlich sehr überrascht aber erfreut sind. Heidi, die ja nun etwas gebildeter ist, überzeugt den Peter ebenfalls lesen zu lernen. Anschließend hofft Heidi, dass Klara zu ihr kommt, doch ihre Verfassung ist dafür nicht gut genug. Der Arzt jedoch kommt und ist von dem Ort so begeistert, dass er vorschlägt Klara zur Genesung hierher zu bringen. Das bringt einige Konflikte mit sich, da der Peter immer sehr eifersüchtig ist und schlussendlich soweit geht und ihren Rollenstuhl zerstört. Daraufhin versucht sie zu laufen. Der Rest ist Geschichte.


Jeder der auch den Anime kennt, wird durch meine Zusammenfassungen erkennen, wie nah der Anime an der Vorlage dran ist. Übrigens sind die Heidi-Bücher auch weltweit ein großer Erfolg gewesen, sie wurden in 50 Sprachen übersetzt und mehrmals verfilmt. Es gab nicht nur diesen einen Anime, sondern auch andere Zeichentrickfilme von 1974 bis 2005 wurden immer wieder neue produziert.

Erstaunlich fand ich es, dass die literarische Figur Heidi in Japan sehr große Aufmerksamkeit bekommen hatte, mehr noch als in anderen Ländern. Dabei ist die Rezeption von Heidi in Japan nicht einmal so eng mit der Romanvorlage oder anderen bekannten Verfilmungen verbunden. Es geht primär um die Figur Heidi selbst, die so anziehend auf die Japaner wirkt. Heidi steht nämlich in Japan für ein populäres, kulturelles Konzept der Einfachheit, Natürlichkeit und natürlich, wer hätte es gedacht, Niedlichkeit. Wie ich schon erwähnte, war bereits die Romanvorlage sehr erfolgreich und wurde schnell populär, in Japan dagegen hatte „Heidi“ ihren Durchbruch erst mit dem 1974 produzierten Anime, der auch typische Elemente der Anime-Kultur in die Figur hinein brachte. Ich hatte zwar erwähnt, dass die ganzen Klassiker weniger von Klischees durchzogen waren, aber natürlich nicht komplett davon befreit. Die starke Popularität von Heidi spiegelt sich in den 21 Manga wider. Wie bereits schon die Vorlage geprägt, sind es besonders stereotpe Vorstellungen, die das japanische Bild der Schweiz beeinflussen und eng mit Heidi und deren Lebensgeschichte verbunden sind. Diese umfassen die wunderschönen Berge, die Alpen, die unangetastete Natur und das freie Bauernleben. Alles total unbeschwert, idyllisch und harmonisch und vor allem die starke Naturverbundenheit und Einfachheit sind so Elemente, die wir auch in der japanischen Kultur wider finden.


Ihr könnt euch bestimmt noch vorstellen, wie Heidi noch ausgesehen hat. Interessant ist nämlich daran, dass bei diesem Anime und auch den älteren dieser Reihe noch Wert auf einen international geltenden Zeichenstil gelegt wurde. Also die Figuren entsprechen nicht dem typischen Anime-Schema große Augen und nicht realistische Proportionen wie verrückte Frisuren, sondern wirken tatsächlich realitätsnah. Während im Roman noch das große Heidi-Motiv auf der Natur lag, wurde der Fokus im Anime auf die reine Kindheit gewechselt, was stark mit der Niedlichkeits-Kultur in Japan verbunden ist. Wir wissen ja, dass Kawaii als Konzept in den 1960er Jahren durch Shojo-Manga verbreitet wurde und nun in der gesamten Kultur zu finden ist. Was ich erstaunlich fand war, dass erst 1970 also etwa zur gleichen Zeit der Heidi-Ausstrahlung der große Durchbruch kam. Weil man beide dadurch zusammen sah, gilt Heidi noch heute als Kawaii-Prototyp.

Ich wusste ebenfalls bis vor kurzem nicht, dass Heidi so starke Auswirkungen auf die Anime-Szene und Industrie hatte. Denn mit Heidi, deren Stil und Erzähltempo wurde eine neue Ästhetik der Mainstream-Anime geschaffen, die auch international Erfolg hatte. Heidi gehörte ebenfalls zu einer Entwicklung in den 70er Jahre, die kreativ und experimentell geprägt war und zu diesen gehörte eben auch die World Masterpiece Theater-Reihe.


Nun möchte ich noch etwas zu den Motiven in Heidi schreiben. Wie bereits erwähnt gilt Heidi ja als Symbol für die kindliche Unschuld und reine Natur. Anime-Entwickler Takahata strebte damit die japanische Sehnsucht nach blauem Himmel, Bergen, grünen Wiesen und der reinen Unschuld an. So wurde Heidi besonders stark nach dem Zweiten Weltkrieg wahrgenommen. Natürlich waren die Japaner stark traumatisiert, alles war verloren und zerstört. Man versuchte wirtschaftlich wie finanziell wieder zu wachsen. Für die japanischen Anhänger war Heidi ja eng mit der Schweiz verknüpft. Interessant ist auch, dass man bei einem Experiment, bei dem Heidi-Bilder in verschiedenen Ländern untersucht wurden, man zum Ergebnis kam, dass es in Japan zentrale Motive gibt. Deutsche sehen die Erziehungsthematik einer jungen Waisen und die daraus resultierenden Konflikte. Doch in der japanischen Rezeption sind diese nicht wichtig. Was für die Japaner so reizvoll an Heidi ist, so lautet es, sei die Schönheit der Natur sowie die unschuldige Kindheit. Eine weitere interessante Erkenntnis ist, dass in Heidi ja ein krasser Kontrast zwischen Natur und Stadtleben gemacht wird. So werden die Alpen der modernen Stadt Frankfurt gegenüber gestellt. Das kann wiederum auf Japan übertragen, denn vor der Meiji-Restauration war das Land ebenso mehr Landwirtschafts-Nation und entwickelte sich in einem rasenden Tempo zu einem modernen, hoch entwickelten Land, doch trotz technischer Fortschritte blieb die Naturverbundenheit vorhanden. Und hier wird die Parallele zu Heidi gesehen, denn auch im Anime ist die Nation in einem sagen wir mal Umbruch von einem natürlichen Leben zu einem modernen.


Darüber hinaus wird von der japanischen Literaturwissenschaftlerin Yumiko Bando betont, dass vor allem die Niederlage des Zweiten Weltkrieges die Sehnsucht nach Heidi mit der damit verbundenen Vorstellung der Schweiz als Symbol von Frieden und Natur verstärkte.

Ein zweiter Punkt ist ja die reine, unbeschwerte Kindheit in Heidi, die auch Japaner reizt. Wir wissen ja bereits auch schon durch Anime und Kindchenschema, dass die Kindheit immer thematisiert wird und etwas erstrebenswertes ist. In Heidi ist das noch dominanter, weil wir es ja mit einem richtigen Kind zu tun haben und förmlich zusehen können, wie es aufwächst und sich weiter entwickelt und das sogar relativ natürlich und realitätsnah. Denkwürdig ist, dass mit Heidi auch die Interaktion zwischen den Figuren eindrucksvoll ist. Das merkt man an dem Erzähler und der Art und Weise, wie die Figuren miteinander umgehen. Alles ist natürlich und der Fokus liegt auf der zwischenmenschlichen Wärme und Vertrautheit, besonders zwischen dem Großvater und Heidi. Damit einher geht auch die „Reinigung des Herzens“, die man beim Schauen erfährt und tatsächlich habe ich das ebenso gespürt. Man fühlt sich danach einfach sorgenfrei, noch mehr als bei anderen Anime.




Nun möchte ich noch zu einem zweiten Anime kommen, den ich ebenfalls gerade schaue und parallel dazu auch die Romanvorlage lese. Die Rede ist von dem Anime „Anne mit den roten Haaren“, der auf dem Roman „Anne auf Green Gables“ von Lucy Maud Montgomery basiert.

Worum geht es im Anime? Zunächst werden die zwei Protagonisten Marilla und Matthew vorgestellt, beide Geschwister im höheren Alter (50-60 Jahre), die eine Farm namens Green Gables betreiben und da sie beide schon etwas betagt sind, nun einen Waisenjungen aufnehmen wollen, der ihnen bei der Ackerarbeit hilft. So macht sich Matthew, der eine große Scheu vor Frauen hat und auch sonst extrem schweigsam und unbeholfen ist auf, den Jungen vom Bahnhof abzuholen. Doch er kann dort keinen Jungen erblicken, nur ein kleines dürres, hellhäutiges Mädchen mit feuerroten Haaren und Sommersprossen. Er fragt den Bahnwärter, ob dieser einen Jungen gesehen hat und dieser verweist ihn auf das Mädchen, was scheinbar auf jemanden wartet. Es stellt sich heraus, dass die Vermittlerin der Waisenkinder wohl einen Fehler gemacht und stattdessen ein Waisenmädchen geschickt hat. Matthew, der damit mit kleinen Mädchen erst gar nicht zurecht kommt, nimmt sich aber dem Mädchen an und bringt es mit der Kutsche nach Hause. Bereits auf dem Heimweg verfliegt seine Angst jedoch, denn das Mädchen zieht ihn in seinen Bann. Obwohl Anne so klein und jung ist, verfügt sie über große Worte und Ideen. Durchgängig wird sie als fantasievoll, dramatisch und vor allem als Romantik-Liebhaberin dargestellt, die einfach nicht ihren Mund halten kann. Das stört Matthew aber nicht, da er es sowieso lieber hat, wenn jemand redet, da muss er nichts dazu beitragen. Er stellt sich als guter Zuhörer heraus und ängstigt sich aber davor, das Mädchen wieder weg zuschicken. Zuhause angekommen trifft Marilla der Schlag, die ja einen Jungen und kein Mädchen erwartet hat. Deutlich vermittelt sie Anne, dass sie einen Jungen erwartet hat. Wie man es sich vorstellen kann, macht Anne den beiden eine Szene, sie hatte sich so sehr nach einem neuen Zuhause gesehnt und so gefreut. Auf der Fahrt dahin hat sie sich in die Landschaft verliebt und den Dingen sogar Namen gegeben. Und nun wird ihr alles wieder fortgerissen, das ist zu viel für ihr kleines Herz. Marilla, die total überfordert ist, hin und her schwankt, will das Mädchen aber wieder zurück geben, weil es bestimmt keine Hilfe wäre. Doch wie es der Zufall will, entscheidet sie sich doch für Anne, denn auch sie, trotz ihrer strengen und mürrischen Art, die meist immer sehr ernst wirkt, kann sich Anne nicht entziehen. Auch sie schließt das verträumte Mädchen schnell in ihr Herz. So bleibt Anne also auf Green Gables, verbringt dort wundervolle Tage, bekommt ihre erste richtige Busenfreundin und erlebt so allerlei Schwierigkeiten in der Schule.

Auch diesen Anime hatte ich in meiner Kindheit geschaut, wenn auch nicht so intensiv wie Heidi, ehrlich gesagt nur einige Folgen. Doch da mein Interesse neu entfacht wurde, habe ich den Anime von vorne angefangen und bin mittlerweile schon über der Hälfte der Episoden. Ich muss sagen, dass mir der Anime tatsächlich sogar noch mehr gefällt als „Heidi“. Warum? Ich finde dieser Anime hat noch viel mehr Charme, noch weniger Klischees.


Das beginnt schon bei der Hauptfigur, die ich in der Form, noch nie zuvor erlebt habe. Anne Shirley ist wahrlich ein Ausnahmefall. Sie ist zwar recht jung, aber verwendet eine Sprache, die bestimmt kein so kleines Mädchen hat. Bezeichnend ist ihre ausgeprägte Fantasie, die sie immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Darüber hinaus hat sie eine wirklich exzentrische Persönlichkeit, alles dreht sich um sie. Sie ist keine Mary Sue soviel steht fest, sondern wirklich ganz besonders. So übertreibt sie gerne mal, wird total emotional, dass man sie als Drama Queen bezeichnen kann. Dann ist sie auch noch so verträumt und in Romantik verliebt, alles muss für sie romantisch und herz ergreifend sein. Sie liebt die Natur über alles und könnte dort Tage verbringen. Sie ist teilweise recht verrückt, wenn sie sagt, dass sie sich ihre besten Freundin sonst immer nur ausgedacht hat oder mit Blumen und Bäumen redet. Das ist wahrscheinlich auch Teil ihrer Fantasie. Meist ist sie voller Enthusiasmus, arbeitet hart und ist fleißig, doch ihre Fantasie kommt ihr ständig in die Quere. Man könnte glauben, dass sie aufgrund ihrer Selbstbezogenheit eine hohe Meinung von sich hat. Im Gegenteil, sie wird von Minderwertigkeitskomplexen heimgesucht, vor allem weil sie feuerrote Haare besitzt, die nach ihr ein vollkommen glückliches Leben verweigern. Sie empfindet sich selbst als hässlich und obwohl sie das weiß, rastet sie total aus, wenn jemand sie darauf anspricht oder ihr das offen sagt. Sie kann einfach ihren Mund manchmal nicht halten, was ebenso Schwierigkeiten mit sich bringt. Außerdem ist sie wahnsinnig dickköpfig und nachtragend und kann einem manchmal echt auf die Nerven gehen., Und dennoch, wie ihr seht, ist sie total faszinierend, ich mag es ihr zuzuhören und ihr bei ihren kleinen Abenteuern beizustehen.


Man könnte stundenlang über Anne reden, aber auch die Sachen, die sie erlebt sind erwähnenswert. So ähnlich wie bei Heidi steht das Landleben natürlich im Fokus ganz besonders im Zusammenhang mit der Epoche ich nehme an 19. Jahrhundert. Ich finde dieses Zeitalter richtig anziehend, was ein Grund darstellt, weswegen ich den Anime so gerne schaue. In Sachen Realitätsnähe punktet der Anime in vielerlei Hinsicht, jedoch wird das immer wieder unterbrochen durch die Eskapaden von Anne und ihre Imaginationskraft. Das bringt dann immer Stimmung mit sich. Wir erleben auch wie bei Heidi ihren Lebensweg, sogar noch viel mehr, denn ich glaube, dass sie am Ende sogar eine junge Frau ist. Auch dieser Anime lässt sich dem Genre Slice of Life zuordnen und jede Episode thematisiert wiederum einen anderen unterhaltsamen Tag in Anne´s Leben. Ich kann es gar nicht beschreiben, warum mich das so anzieht, aber es liegt eindeutig an dem Setting und an der Protagonistin selbst und ihre beflügelten Fantasie, die den Alltag immer wieder auf den Kopf stellt. Und das ganz ohne große Klischees zu bedienen. So überrascht mich der Anime immer wieder aufs Neue, einiges ist wirklich unvorhersehbar.


Ich erkenne ähnlich wie bei Heidi, dass auch wieder ein romantisiertes Bild des 19. Jahrhunderts in Kanada erschaffen wird von einem bäuerlichen Leben, das voller Glück, Frieden und Harmonie besteht. Aufgrund der Epoche erkenne ich auch Gemeinsamkeiten zur japanischen Kultur, denn die alten traditionellen Rollenbilder für Mann und Frau werden hier explizit vorgeführt. Marilla und die ganzen anderen Frauen sind wirklich nur für den Haushalt und die Erziehung zuständig und auch Anne muss sich dem unterziehen. So muss sie das Haus beheizen, aufräumen, Geschirr spülen und alles putzen. Die Männer dagegen gehen morgens hinaus auf das Feld und die Farm, kümmern sich ums Acker und die Tiere. Abends kehren sie wieder nach Hause und lassen sich bekochen. Ebenfalls wünscht man sich lieber einen Jungen, der tatkräftig mit auf dem Acker anpacken kann. Hier wird noch eine strenge Trennung von Mädchen und Jungen, Frau und Mann gemacht, was schon teilweise sehr diskriminierend sein kann. Mädchen sind ja schwach und gehören ins Haus, die können unmöglich wirklich physische Arbeit erledigen. Und so ähnlich kann man sich ein noch recht traditionelles Geschlechterbild in Japan vorstellen.

Zum anderen spiegeln sich auch die damaligen Normen und Werte wider, auf Äußerlichkeiten wird sehr geachtet, was man an Anne besonders sieht, die ihr Aussehen sehr verachtet. Ich finde es reizvoll, dass nicht nur die Entwicklung Anne´s gezeigt wird, sondern auch die anderen Figuren von Bedeutung sind. So u.a. Marilla, die ja zuvor noch nie Kinder erzogen hat, und nun vor der Schwierigkeit steht. Erziehungsfragen werden immer wieder aufgeworfen, zumal Anne ja ein richtiger Wildfang ist. Hin und her gerissen ist Marilla, wenn sie nicht weiß, wie sie mit ihr umgehen soll. Wie soll sie sie ordentlich bestrafen? Matthew ist auch so ein Problemfall, da er sehr schweigsam und nervös bei Frauen wird und sich ebenfalls immer wieder überwinden muss.


Auf der anderen Seite wäre das Innovative in der Geschichte eben die Hauptfigur selbst, die immer wieder mit der konventionen geprägten Gesellschaft in Konflikt gerät. Da wäre zum einen natürlich ihr Aussehen, was sie stark von anderen unterscheidet, aber auch ihr Temperament besonders ihr Fantasievermögen, das die Grenzen der Realität sprengt. Ich denke mal, dass das ebenfalls auf die Japaner reizvoll wirkt, da man in der japanischen Gesellschaft Kreativität nicht wirklich fördert, mehr Konformität und da würde Anne natürlich heraus fallen. Es ist eventuell die Sehnsucht nach dieser Unbeschwertheit und Freiheit, die Anne immer wieder verdeutlicht, die so anziehend ist und dazu führte, dass die Geschichte in Japan so beliebt wurde.

Bei der Romanvorlage musste ich während des Lesens der ersten Seiten schon feststellen, da der Anime sich mal wieder wirklich total eng an der Vorlage hält. Ich musste förmlich schmunzeln, dass in der deutschen Fassung die Figuren haargenau so redeten, wie in der englischen Originalvorlage. Interessant ist, dass der Roman im englischsprachigen Raum so bekannt ist wie Pipi Langstrumpf in Deutschland und dass Astrid Lindgren sich von dem Roman hat inspirieren lassen. Auch der Hintergrund der Story ist erwähnenswert. So hat sich die Autorin einen Zeitungsartikel zu Gemüte geführt, in dem ein Paar schilderte, wie es aus Versehen anstelle eines Waisenjungen ein Waisenmädchen bekam und dennoch behielten. Eben der Plot der Geschichte. Teilweise autobiographisch ist das Buch, da Montgomary Erinnerungen an die eigene Kindheit auf dem bäuerlichen Prince Edward Island Ende des 19. Jahrhunderts einfließen ließ.

Ähnlich wie bei Heidi gibt es mehrere Romane über Anne, der erste und zweite Teil handelt von der Kindheit Annes bis in die Jugend, während der zweite Roman Anne bei ihrem Erwachsenwerden begleitet. Das geht soweit, dass wir Anne sogar bis ins hohe Alter von 54 Jahren begleiten können, sage und schreibe 9 Teile hat die Autorin verfasst.



Puh, habe ich einen langen Text verfasst und da ich eigentlich noch nicht fertig mit den Klassikern bin, werde ich daraus kurzerhand eine Reihe machen und euch natürlich noch weitere Anime-Adaptionen vorstellen. Wie hat euch das gefallen? Kennt ihr die Anime oder sogar die Anime-Reihe? Welche Meinung habt ihr über diese Anime? Denkt ihr, dass es möglich ist, mit solchen Anime zum Lesen beizutragen? Kann man diese Anime als pädagogisch wertvoll betrachten? Ich bin gespannt, was ihr davon haltet.


Review: Kimi no Na wa

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 Lange haben wir auf ein neues Werk von Makoto Shinkai gewartet und ich konnte es kaum abwarten, es endlich mal zu sehen. Und dann ist es nicht mal eines der gewöhnlichen Slice-of-Life-Werke, die wir von Shinkai kennen, sondern ein sonderbarer Mix aus Legende und Supernatural-Elementen gepaart mit einer Liebesstory. Was ich von diesem mit am meisten gehypten Anime des Jahres halte, erfahrt ihr in dieser Review.


Plot

Die Geschichte dreht sich um zwei junge Highschool-Schüler, die durch ein mysteriöses Phänomen miteinander in Berührung kommen. Mitsuha lebt von klein auf in einem kleinen Dorf, das sie total anödet. Hier gibt es kaum etwas zu erleben, weswegen sie sich nichts lieber wünscht, als endlich dieses Kaff hinter sich zu lassen und in das aufregende Großstadtleben einzutauchen. Dann hätten wir als zweiten Protagonisten Taki, ein Junge, der mitten in Tokyo bei seinem alleinerziehenden Vater lebt und nebenbei in einem italienischen Restaurant jobbt. Seine große Leidenschaft ist das Zeichnen. Mitsuha träumt eines Tages davon, im Körper eines Jungen aufzuwachen und seinen Alltag zu bewältigen. Und auch Taki findet sich eines Tages in einem weiblichen Körper. Beide wissen nicht, was es damit auf sich hat, müssen damit aber erst einmal lernen klar zu kommen...


Meine Meinung

Wie in der Einleitung bereits geschrieben, fand ich es ungewöhnlich eine Geschichte von Shinkai zu sehen, in der wir so viele übernatürliche Phänomen wieder finden. Das beginnt ja bereits mit dem Hauptmotiv dem Körpertausch. Ein sehr beliebtes Motiv, was sich durch viele Manga und Anime hindurch zieht. Wir haben so so etwas als fleißige japanische Popkulturliebhaber also schon vielfach gesehen und ich fragte mich, wie Shinkai nun daraus sein eigenes Ding machte. Anfangs verlief die Geschichte noch nach gängigem Schema. Wobei ich sagen muss, dass ich doch etwas verwirrt gewesen war, weil wir zunächst Mitsuha sehen, aber ich nicht sicher war, ob es die „echte“ war, oder doch schon Taki im Mädchenkörper. Im Laufe der Handlung wurde diese Verwirrung aber beseitigt. Es ist sicherlich nicht neu, dass wir mit dieser Ausgangssituation konfrontiert werden: Mädchen sowie Junge erwachen im Körper des anderen. Doch die Art und Weise, wie dies erzählerisch und technisch dargestellt wurde, war äußerst erfrischend und amüsant gemacht.


Der Anime lässt sich anfangs noch etwas Zeit um beide Figuren und deren Alltagsleben darzustellen, was ich ganz gut finde, da wir dadurch die Figuren natürlich besser kennenlernen und Zeit haben, uns in sie einzufühlen. Nach dieser Einleitung, folgen mehrere ausschnittartige Szenen, die uns zeigen, wie beide den Alltag des anderen erleben und wie sie damit zurecht kommen bzw. wie sie eher scheitern. Das fällt natürlich auch den Mitmenschen der beiden Hauptfiguren auf und hat generell Einfluss auf ihre Lebenswelt. Da wird natürlich mit den üblichen Geschlechterklischees gespielt, so beispielsweise, dass Mitsuha normalerweise ganz brav und bescheiden ist, aber dann plötzlich total widerspenstig und cool wird. Oder eben Taki, der sowieso schon etwas femininer als andere Jungs ist, noch mehr weibliche Züge erhält und damit auch langsam das Herz einer anderen jungen Frau für sich gewinnt. Kurz und knapp: das Leben der beiden wird durch diesen Körpertausch komplett auf den Kopf gestellt, was uns die kurzen, temporeichen Szenen gut verdeutlichen. Das erhöhte Tempo sorgt für mehr Spannung und bringt auch den Humor des Anime gut zum Ausdruck. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass man sich bei dem Teil des Films etwas mehr Spielraum genommen hätte, aber im späteren Verlauf der Story verstand ich, weswegen man da etwas raffen musste.


Der Animefilm gliedert sich nämlich in zwei recht unterschiedlich thematische Teile auf. Während der erste weniger originell, dafür witzig und heiter rüber kommt, ist der zweite Teil wesentlich ernster und auch dramatischer gezeichnet. Und das ist es, was mich an dem Film so fasziniert hatte. Anfangs erzeugt der Film noch die Erwartung, dass wir es mit einem typischen Anime zu tun haben, in dem es nur um Körpertausch und den Witz dabei geht. Doch das Werk bricht ab Mitte des Films mit dieser Erwartung und führt uns dann auf einen ganz anderen Pfad, der ebenfalls nicht weniger mystisch oder geheimnisvoll ist. Ich habe mich teilweise etwas überrumpelt gefühlt, der Schock saß wirklich tief, denn ich habe diese eine große Wendung, wie viele andere, nicht kommen sehen. Ich möchte aus Spoiler-Gründen nicht wirklich darauf eingehen und bleibe deswegen eher etwas oberflächlich.


Der Übergang vom ersten zum zweiten Teil ist aber doch recht fließend und wirkt nicht zu abrupt oder jetzt unlogisch. Es beginnt damit, dass die Körpertausch-Aktionen nicht mehr auftreten und auch der Kontakt zwischen Mitsuha und Taki plötzlich abnimmt. Man könnte meinen, dass es für beide eine Erlösung ist und doch scheint es so, als würde irgendwie etwas fehlen. Ich hatte vermutet, dass es einfach daran lag, dass sich alles normalisiert hat und Mitsuha auch keine Lust mehr hatte, aber klar, war die Ursache eine andere. Doch Taki lässt es keine Ruhe, er ahnt etwas Ungutes und macht sich auf den Weg zu Mitsuha und das, obwohl er nicht einmal weiß, wo sie überhaupt wohnt. Doch dank seines tollen Gedächtnisses und seiner Malkunst, findet er heraus, wo er hin muss. Und ab da wird man förmlich eigentlich überschüttet mit Twists, dass man gar nicht mehr hinterher kommt.


Der größte Twist von allen, wirkte auf mich erst einmal total unrealistisch und vor allem so unlogisch und mir erging es wie den Figuren im Film, die sich das ebenfalls nicht erklären konnten. Um nicht zu viel vorweg zu nehmen, will ich erwähnen, dass es um Zeitreisen und auch um die Theorie der Mehrwelten geht, ebenfalls nicht unbekannte Motive in Anime und Manga, doch in der Kombination mit dem Körpertausch durchaus unverbraucht. Ich habe zwar schon einige Anime, Manga und Games konsumiert, die das thematisierten, aber komischerweise blickte ich hier bei dem Film überhaupt nicht durch. Vielleicht war ich kognitiv einfach nicht so auf der Höhe, aber ich musste mir im nach hinein noch einmal die Zusammenfassung und einige Reviews durchlesen, um annähernd verstehen zu können, was es damit auf sich hatte. Und selbst jetzt, wo ich die Review schreibe, könnte ich euch nicht mal wirklich erklären, wie die Zusammenhänge in dem Film genau sind.

Das war etwas, was mich ein wenig an dem Film gewurmt hatte. Ich meine, es kann auch sein, dass der Film nichts dafür kann, dass ich es nicht verstanden habe, aber dennoch fließt das ja doch irgendwie in die Bewertung des Films ein. Dann haben auch noch die Figuren ihre Erinnerung verloren, wodurch meine Verwirrung noch größer wurde. Ich fand es auf jeden Fall total verwirrend und leider hat es auch ein wenig die Unterhaltung vermindert. Man muss tatsächlich etwas mitdenken und auch etwas verstehen, damit man den Film vollkommen genießen kann. Zumindest ist das meine Ansicht.


Jedenfalls nimmt der zweite Teil deutlich dramatischere Züge an, was ich echt nicht erwartet hätte. Das ist ein großer Pluspunkt, genauso auch die ganzen Twists, die einen in ein Wechselbad der Gefühle werfen. Der Film kommt ständig mit Wendungen, wodurch man sich nie sicher sein kann, wohin die Reise gehen soll. Ich konnte mit den Figuren mitfühlen, mit ihnen mitfiebern und habe ihre Höhen und Tiefen durchlebt. Das sorgte auf jeden Fall für viel Abwechslung und natürlich Nervenkitzel. Am Ende geht es tatsächlich über die Alltagssorgen hinaus, um Leben oder Tod, sogar so weit, dass es nicht nur Mitsuha und Taki betrifft, sondern sehr viel mehr Menschen. Aus einer anfangs noch komischen, Supernatural Slice-of-Life-Story wird plötzlich eine dramatische Rettungsaktion. Das klingt echt komisch, aber wenn man das mal geschaut hat, haut es einen um. Insofern kann ich verstehen, weswegen der Film für so viel Aufsehen gesorgt hat. Es ist einfach die Art und Weise, wie die verschiedenen Genres neu miteinander vermischt werden, die den Film so einzigartig erscheinen lassen. Am Ende ist der Körpertausch auch gar nicht mehr so wichtig, sondern, dass eher, dass die beiden zueinander finden.


Das Ende ist für Shinkai´s Verhältnisse eigentlich ein totales Happy-End. Viele wissen ja, dass er ein Meister in bittersüßen und doch realitätsnahen Endings ist (siehe „5 cm per second“). Und der Film führt einen wieder an der Nase herum, wenn das Ende plötzlich total pessimistisch und traurig erscheint und dann auch noch einem bestimmten anderen Ende eines Animefilms ähnelt. Wo ich mir dann dachte: „Das kann es doch nicht gewesen sein!“ Tatsächlich hat sich der Macher dann wieder einen Wende erlaubt, die dann bei mir für Zufriedenheit sorgte. Es ist vielleicht nicht das perfekte Ende, aber das wäre wahrscheinlich auch zu kitschig. Ich fand es dennoch total schön, wenn auch traurig schön, dass die Erinnerung zwar verblasst ist, dennoch beide diese Unruhe in sich spürten, dass etwas Wichtiges in ihrem Leben fehlt und sie sich danach sehnen. Das ist alles aufgrund dieser Zeitsprünge und verschiedenen parallelen Welten zustande gekommen, wie ich mir das später zusammen gereimt hatte und erinnerte mich total an das Spiel „Zero Escape“, in denen die Figuren auch zwischen Zeitpfaden springen konnten, sich aber teilweise nicht mehr daran erinnerten.

Ich finde zwar die Vermischung der verschiedenen Science-Fiction und Supernatural-Elementen (Körpertausch, Zeitreisen, Parallelwelten) durchaus gelungen gemacht und sehr spannend, vermisste aber irgendwie eine Erklärung. Natürlich muss einem der Anime das nicht bieten, klar man kann seine Fantasie einsetzen, was weiß ich. Wenigstens für die Zeitreisen und Parallelwelten gab es so etwas wie einen Grund, aber nicht für den Körpertausch an sich, der war wahrscheinlich vom Zufall bestimmt.


Was ich noch kritisieren muss, ist die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren. Streng genommen lernen sich die beiden wirklich erst sehr spät im Film kennen. Davor wachen sie zwar im Körper des anderen auf, haben aber nicht direkt etwas miteinander zu tun. Die persönliche Ebene kommt erst spät, wo ich mich frage, wie die beiden so starke Gefühle zueinander entwickeln können, wenn sie sich eigentlich nicht wirklich kennen. Klar es ist schon eine unglaubliche Erfahrung im Körper eines anderen zu sein und man könnte meinen, dass das die persönlichste Erfahrung ist, näher kann man jemanden nicht kommen. Selbst wenn man jemanden sehr nahe ist, wird man niemals in der Lage sein, genau nachzuempfinden, wie der andere denkt und fühlt oder? Doch indem man in seinen Körper kommt, erhält man ja sozusagen Zugang zu seinem Inneren und erfährt, wie der andere sein Leben lebt. Man sieht die Welt durch die Augen des anderen und die Mitmenschen spiegeln dann auch den anderen durch ihre Meinungen über ihn wieder. 

Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine. Zumal so ein Körpertausch nicht alle Tage passiert, und wenn beide das gleichzeitig erleben, schweißt das schon zusammen. Sie haben auch eigentlich schon Kontakt zueinander, indem sie sich gegenseitig Notizen hinterlassen. Es ist keine direkte Kommunikation, sondern eine asymmetrische, aber sie ist vorhanden. Dennoch ist es etwas seltsam, dass die beiden so starke Gefühle zueinander entwickeln. Ich fand die eine Szene mit Mitsuha deswegen auch so verwirrend, weil sie plötzlich Zeichen von Eifersucht zeigte, wo ich mir dachte, warum? Klar im nach hinein kann man sich das selbst zusammen interpretieren, doch der Film widmet sich zu wenig eben dieser emotionalen Ebene. Wir sehen zu viel vom Äußeren, was mit den Figuren passiert, aber zu wenig von dem, was sie darüber richtig fühlen und wie zueinander stehen. Dadurch wurde mir auch die Entwicklung der Beziehung von Mitsuha und Taki nicht deutlich und verständlich. Mag sein, dass man zwischen den Zeilen lesen muss, aber etwas mehr Mühe hätte man sich da schon geben können.


Optik und Musik


Optisch ist der Werk von Makoto Shinkai natürlich wieder eine Meisterleistung, das muss man einfach sagen. Die Art und Weise, wie er die Landschaften malt und in Szene setzt ist ein wahrer Augenschmaus. Sie sind voller Details, voller Schönheit, dass man darin versinken können. Sie wirken auch erstaunlich realistisch, man merkt, dass viel Liebe, Zeit und Arbeit investiert wurde. Animationstechnisch war auch alles richtig gut. Das Charakterdesign war ungewohnt für ein Werk von Shinkai, sah für mich ein bisschen nach K-On aus, was aber nicht schlimm war. Ich mochte das niedliche Aussehen der Figuren und fand es auch passend.

Tatsächlich ist mir leider von der Musik nicht viel hängen geblieben und das obwohl die Musik bei den Werken von Shinkai eigentlich besonders schön ist. Das Einzige, was Eindruck bei mir hinterlassen hatte, waren die Songs, die immer mal zwischendurch in Schlüsselszenen, gespielt wurden. Ist ja auch verständlich, weil man die auch optisch gekennzeichnet hatte. Dennoch fand ich diese sehr schön und auch passend. Sonst ist aber musikalisch nichts negativ aufgefallen, die Klangkulisse hat sich immer der Story und Atmosphäre angepasst und sie unterstrichen. Die japanischen Synchronsprecher waren mal wieder gut und besonders loben muss ich die Synchronsprecherin von Mitsuha, die richtig auffiel und der Figur auch eine besondere Note verliehen hat. Aber auch die restlichen Synchronsprecher wurden gut auf die Figuren abgestimmt.


Fazit


Ich hatte durchweg einen sehr großen Spaß mit diesem Film, der für mich ein doch recht einzigartige Mischung aus verschiedenen Genres darstellte. Eine Liebesgeschichte gepaart mit bekannten Motiven, aber in einer erfrischenden Kombination und Darstellung machte für mich den Reiz am Film aus. Besonders loben muss ich die Erzählweise und vor allem auch wie mit den Erwartungen gespielt und viele Twists und Wendungen eingebracht wurden. Kritisieren muss ich leider aber, dass die Beziehung der Hauptfiguren und einige Stellen nicht ganz so nachvollziehbar waren. Dennoch kann man den Film genießen, vor allem mit dieser grandiosen Optik.

Gezockt: Brothers: Tales of two sons

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Die Geschichte handelt von den zwei Brüdern Naiee und Naia, die alleine mit ihrem Vater in einem kleinen, aber feinen Dorf leben. Zu Beginn erfahren wir, dass der jüngere Bruder Naiee eine Art Trauma vor Wasser entwickelt hat, seitdem seine Mutter vor vielen Jahren ertrunken ist und er nicht in der Lage war, ihr helfen zu können. Sein älterer Bruder Naia braucht seine Hilfe, da ihr Vater krank ist und zum Dorfarzt gebracht werden muss. Dieser erklärt ihnen, dass es nur einen Weg gibt, ihm Heilung zu verschaffen: sie müssen Wasser des Lebensbaums sammeln. Doch das ist kein einfaches Unterfangen, wie sich im Laufe der Geschichte heraus stellt. Die beiden ungleichen Brüder begeben sich auf eine abenteuerliche Reise, die uns direkt an Märchen erinnern, nicht weniger spektakulär und fabelhaft. So treffen sie auf ihrer Reise verschiedene fantastische Wesen, wie Trollen, Riesen, einem unsichtbaren Drachen und weiteren Fabelwesen. Sie müssen viele Aufgaben und Schwierigkeiten bewältigen, setzen nicht nur einmal ihr Leben aufs Spiel und entkommen nur knapp ernsten Konsequenzen.








Story

Sicherlich ist die Idee hinter der Geschichte nichts Neues, aber die Art der Ausführung ist meiner Ansicht nach sehr gelungen. Das beginnt schon mit dem Anfang, der uns deutlich macht, dass es keiner Sprache bedarf um eine Geschichte fesselnd zu erzählen. Das soll nicht bedeuten, dass überhaupt niemand redet, aber wir verstehen die Figuren in diesem Spiel nicht, da sie eine eigene, uns fremde Sprache verwenden, die nicht übersetzt wird. Dadurch entsteht vielleicht erst einmal ein fremdartiger Eindruck, doch mit der Zeit gewöhnt man sich daran, erkennt vielleicht auch Ähnlichkeiten zu anderen bekannten Sprachen. Das Schöne daran ist, dass man nicht mal unbedingt etwas verstehen muss. Die Bilder und Sequenzen tragen nämlich die Handlung, es braucht keine Worte, um die Tragik der beiden Brüder nachvollziehen zu können. Insofern funktioniert die Geschichte also gut ohne Sprache und ist auch universell, damit meine ich, dass man die Geschichte in allen Kulturen und Ländern auch ohne Sprachausgabe verstehen kann.



Ebenfalls sehr schön an der Geschichte fand ich die Annäherung an die typischen Volksmärchen, die weltweit sehr bekannt sind. Es ist nicht so, dass die Geschichte direkt Märchen zitiert oder sich an diese anlehnt, aber die Prinzipien von Märchen spiegeln sich wider, was ich als großer Märchenfan natürlich toll finde. So ist es ja in vielen Märchen so, dass ein einzelner, gewöhnlicher Junge oder ein Mädchen das Zuhause verlässt, weil er eine Quest verfolgt. Meist ist es ein Notstand, der dazu führt, dass die Helden auf Reisen gehen müssen, wie auch in diesem Spiel. Wie auch die beiden Brüder erleben die Märchenhelden verschiedene kleinere Abenteuer, die sie herausfordern, bis sie irgendwann ihr Ziel erreichen. Und hier geht die Geschichte der beiden Brüder andere Wege. Während typische Märchen immer positiv enden, meist noch mit Belohnung der Hauptfiguren, nimmt diese Geschichte realistischere Züge an. Es ist kein typisches Happy-End gewesen, zwar durchaus ein positives, was jedoch durch einen nicht so schönen Umstand etwas überschattet wurde. Darüber hinaus ist mir aufgefallen, dass es auch kein striktes Schwarz-Weiß-Weltbild gibt, wie in den Märchen, die Grenze eher verwischt wird.



Weiterhin wird im Gegensatz zu Märchen mehr Wert auf die innere Entwicklung der Figuren gelegt, was besonders am jüngeren Bruder Naiee erkennt und was ich wirklich als gelungen bezeichnen möchte. Dieser ist ja anfangs total ängstlich und schwach, besonders, seine Angst vor dem Wasser tritt häufig auf und macht ihn im Wasser handlungsunfähig. Er ist sehr oft auf seinen älteren Bruder angewiesen, an dem er sich festhält. Grundsätzlich ist Naia derjenige, der kräftiger ist und auch Naiee unterstützt. Ohne ihn würde in dem Spiel vieles nicht funktionieren. Doch irgendwann ist Naiee allein auf sich gestellt. Das war eine der spannendesten Stellen überhaupt in dem Spiel gewesen. Ich habe echt mitgefiebert und mich gefragt, ob er es wirklich schafft. Doch er ist während der beschwerlichen Reise innerlich wirklich gewachsen und stellt sich seiner Angst, obwohl er mit harten Verlusten zu kämpfen hatte.


Ähnlich wie auch Märchen (wundert euch nicht, wenn ich das Spiel immer wieder mit diesen vergleiche) ist auch Story der beiden Brüder alles andere als leichte Kost. Lasst euch nicht von dem kindlich wirkenden Setting täuschen, Gewalt, Tod und Verderben finden wir hier ebenfalls. Insofern ist die Geschichte sicherlich nicht nur etwas für Jüngere, sondern für alle Altersgruppen. Das Setting und die Atmosphäre sind an vielen Stellen nicht mehr nur heiter fröhlich und positiv gestaltet, sondern nimmt recht düstere Züge an. So finden wir Opfer eines Krieges auf dem Schlachtfeld, müssen die Leichen teilweise auch zum Weiterkommen verstümmeln, Blut und Tod sind allgegenwärtig. Außerdem erlebt man hautnah eine beinahe Menschenopferung. Ganz sicherlich nichts für zarte Gemüter, wenn auch die Grausamkeit und Gewalt sich doch in Grenzen hält.


Allgemein möchte ich noch zur Reise hinzufügen, dass man auch viele Nebenschauplätze besucht, die ihre eigene Geschichte inne haben. Man ist erstaunt über das was man sieht, öfter mal hielt ich auch inne, wurde traurig und nachdenklich, über das, was ich gesehen und erlebt habe. Man kommt immer wieder mit anderen Figuren und fantastischen Wesen in Berührung, taucht immer mehr in diese fantastische Welt ein, die mich nicht so leicht losgelassen hatte. Viele Subplots entfalten sich an mehreren Stellen, manche offensichtlich, manche eher im Hintergrund. Es sind vor allem die Bilder, die die Nebengeschichten erzählen, uns erahnen lassen, was passiert ist. Ein Mann, der sich gerade an einem Baum erhängen will, eine Stadt, in der die Menschen zu Schneeskulpturen erstarrt sind, ein wundersamer Vogel, der gefangen gehalten wird, ein Riese, der tief und fest schläft und schnarcht. Die Geschichten werden nur angedeutet, aber die eigene Vorstellung wird eben doch unbewusst angeregt und man spinnt sich selbst die Stories zusammen, was Spaß macht. Außerdem gab es immer wieder Twists in der Story, wodurch man eigentlich nie so genau erahnen konnte, was als nächstes passieren würde. Das sorgte für ordentlich Spannung und natürlich auch Abwechslung.


Das Spiel mag zwar kurz sein, aber es berührt so viele fundamentale Themen im Leben und lässt einen nachdenklich werden. Es geht um Freundschaft, Zusammenhalt, Familie. Es geht darum, Schwierigkeiten und Krisen zu überwältigen. Sich nicht unterkriegen zu lassen und zu kämpfen. Tod und Krankheit zu trotzen und damit umgehen zu können. Die Geschichte endet mit einer hoffnungsvollen Botschaft über Mut und Selbstvertrauen und die mich mit Berührung in die „normale“ Welt zurück gelassen hat.


Gameplay



Zur Spielemechanik lässt sich schon mal sagen, dass sie alles andere als gewöhnlich ist. Denn ihr steuert nicht einfach nur eine Figur, sondern die zwei Brüder und das sogar gleichzeitig. Das erfordert erst einmal ein bisschen Eingewöhnung, bis man irgendwann darin genug Routine entwickelt hat. Auch gut fand ich, wie die Aktionen zwischen den beiden Brüdern gestaltet wird. Ihr müsst wirklich mit beiden spielen, sonst kommt ihr nicht weiter. So werden ihre physischen Eigenschaften ebenfalls ins Spiel eingebaut. Der ältere Bruder ist eben stärker und derjenige, der den jüngeren hochzieht, während Naiee der schlankere und flinkere ist und sich daher zwischen Gitterstäbe zwängen oder den Lockvogel spielen muss. An vielen Stellen muss man beide Figuren gleichzeitig steuern um Rätsel zu lösen, was ebenfalls etwas mehr Koordination und Anspruch verlangt.


Das wäre aber auch schon die einzige wirklich große Herausforderung in dem Spiel. Ansonsten ist es nämlich relativ leicht zu handhaben. Vorwiegend bewegt ihr euch also mit den beiden durch diese geheimnisvolle, märchenhafte Welt, ihr erkundet sie ein wenig. Schade, dass diese leider nicht so offen ist, wie ich es gerne gehabt hätte. Euch werden deutlich Grenzen gesetzt, die gewährleisten, dass man auch ja seiner Mission folgt. Wie in einem Adventure üblich bestehen eure Hauptaktionen im Laufen, Klettern und Springen. Ihr müsst relativ viel mit der Spielewelt agieren, mit den Figuren reden, das dürfte nichts Neues sein. Neben der Wiederholungen werden aber auch immer kleine neuere Features eingebaut, sodass das Spielen nie wirklich eintönig wird. Ich fand die Kletteraktionen immer am besten, weil sie am meisten Geschick brauchten und immer viel Nervenkitzel auslösten.



Neben diesen Elementen fand ich herrlich erfrischend, dass man die Umwelt ebenso gestalten musste, um weiterzukommen. Ich erinnere mich lebhaft an den Kriegsschauplatz mit den Riesen, wo man eigentlich die Leichen schändete, um voran zu kommen. Das hatte schon etwas Makaberes. Außerdem fand ich das Paragliding unterhaltsam, wenn auch teilweise etwas frustrierend. Schön war, dass man auch strategisch vorgehen musste, um beispielsweise einen Troll einzufangen und in die Falle zu locken. Natürlich dürfen auch die Rätsel nicht fehlen, die mich tatsächlich ebenso forderten. Sie sind aber immer machbar gewesen.


Optik und Musik



Optisch hat mich das Spiel sehr gefesselt. Ich hatte schon betont, dass ich diese märchenhaften Landschaften richtig schön gefunden habe und mich daran gar nicht hätte satt sehen können. Wälder wechselten sich mit Ebenen und Bergen ab und man merkte, dass sich die Macher Mühe mit den Details gemacht hatten. Besonders schön fand ich beispielsweise auch die Eislandschaft oder das Reich, was im Schnee versunken ist. Die Polarlichter waren für mich das Highlight in dem Spiel, genauso wie die Gestaltung des Lebensbaums. Wäre das Setting nicht so unglaublich stimmig und schön gewesen, wäre ich bestimmt nicht so sehr in dieser Fantasiewelt versunken gewesen. Das Figurendesign fand ich ebenso schön gemacht, wenn auch Mimik und Gestik vielleicht nicht immer so überzeugend gut aussahen. Musikalisch ist mir nicht unbedingt etwas besonders positiv oder negativ aufgefallen, höchstens die Sprecher, die eine fiktive Sprache verwendeten, was erst einmal sehr ulkig gewesen war. Das führte aber dazu, dass man sich noch mehr von der Wirklichkeit entfernen und sich dieser unbekannten Welt hingeben konnte.


Fazit:
Das Spiel hat mich wirklich von Anfang an gefesselt, was besonders an der märchenhaften Kulisse und der besonderen Spielemechanik gelegen hatte. Es mag nicht für jedermann etwas sein, man braucht etwas Zeit um sich darin einzuarbeiten. Doch wenn man es geschafft hat, will man das Spiel nicht mehr beenden. Einziger Kritikpunkt wäre, dass die Geschichte leider viel zu schnell vorbei geht. Dennoch bleibt mir diese kleine abenteuerliche Reise bestimmt in Erinnerung, zumal sie wirklich Tiefgang besitzt und zum Nachdenken anregt.











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